15. November 2015

Les   jeux    sont   faits.



In Anbetracht der Anschläge in Paris gilt es fortan mit gespaltenem Herzen zu operieren:
   innehalten - denn das Mark wurde getroffen;
   weiter so - denn so sind wir nicht totzukriegen.
Das Fußballspiel an und für sich ist unschuldig. Einen Gegner zum Spiel wird es allerdings immer geben.

13. November 2015

Costas Fersen


Psychologisch nicht unkompliziert: Da befindet man sich im 32. Lebens- und siebten Bayernjahr, ist gerade noch Führungsspieler in, das muss man ihnen ja zugestehen, einer der besten Mannschaften der Welt – und merkt langsam aber sicher, wie man aufs Abstellgleis geschoben wird, um dann ab 2017 in Nijmegen vor 11.000 Zuschauern langsam die Karriere ausklingen zu lassen. Der Körper muckt, und mit 31 ist es ein anderes Mucken als mit 21, die Gewissheit zurückzukommen ist weg. In dieser Situation bringt einen der Trainer, und zwar nicht für 15 oder 20 Minuten, wie sonst zuletzt so oft, wenn es bereits 5:0 steht, sondern von Anfang an. Vom Spiel gegen Stuttgart ist die Rede und von Arjen Robben, formerly known as Sergej Jewgenjewitsch Aleinikov.

Das 1:0 gelingt ihm nach 11 Minuten mit der Brust, die Bayern dominieren nach Belieben, also alles wie immer, nur eben mit Robben. Zwei Mal in der zweiten Halbzeit schließt – … hier bitte ein beliebiges Synonym für Robben einfügen … – dann selbst Angriffe ab, anstatt zum deutlich besser stehenden und anschließend vollkommen zu Recht meckernden Lewandowski zu spielen, der, glaubt man der Boulevardpresse (was man nie tun sollte), immer schon schlecht auf Robben zu sprechen war. Guardiola sagt nach dem Spiel, auf die beiden Szenen angesprochen: „Ich bin ein guter Trainer, aber nicht gut genug, um die Mentalität von Arjen Robben mit seinen 31 Jahren zu verändern.“ Klingt nach einem Platzverweis, wird aber kein Platzverweis sein.  

Dass ein Robben, der nicht nur den Atem von Costa und Coman in seinem Nacken spürt, sondern seit ein paar Wochen gerade noch deren Fersen sieht, in einem solchen Spiel nicht nur zwei, sondern drei oder lieber noch fünf Tore schießen will, versteht sich von selbst und hat ihn dorthin gebracht, wo er sich noch befindet, in die fußballerische Weltspitze. Dass er, der aufgrund seines fragilen Körpers seit einem Jahrzehnt immer mit der Befürchtung aufläuft, das aktuelle Spiel könnte das letzte für Wochen, wenn nicht für Monate sein, im Angesicht des nahenden Karriereendes längst … nein, nicht abgelegte, vielleicht länger unterdrückte Verhaltensweisen wieder offenbart, stimmt den Schreiber dieser Zeilen ein wenig traurig, hat er – hier keine freie Synonymwahl – den Holländer doch im Laufe der letzten Jahre tatsächlich ein wenig … nein, lieb gewonnen geht deutlich zu weit, akzeptieren, wenn nicht gelegentlich sogar a’weng schätzen gelernt.

Fehlt noch ein Abschlusssatz. Es hätte der von Guardiola sein können, doch der wurde oben bereits verwurstet, womit keinesfalls der prominente Bayernknacki ins Spiel gebracht werden soll, denn der hat hier nichts zu suchen.

Vielleicht der hier: Möge Robben gesund bleiben und das Ende seiner Bayernzeit nicht auf der Bank erleben müssen. Oder der hier, Sie haben die Wahl: Jedem mannschaftsdienlicheren Spieler schauen wir tausend Mal lieber zu; und wir wüssten einige.   

31. Oktober 2015

Vor der Riquelmefrage

"I came to this world with nothing, and leave with nothing but love. Everything else is just borrowed." (Mike Skinner, The Streets)


Schwierig, schwierig, schon die Hinführung zum Thema. Ausgangspunkt der alten, immer neuen Überlegung, wie ein Fußballprofi wohl aufzutreten habe, und zwar auf dem Platz, nicht betrunken im Ferrari, sei ein Satz des ARD-Kommentators Gerd Gottlob anlässlich der Deklassierung des VfL Wolfsburg durch den FC Bayern im DFB-Pokal, sofern der Pokal noch so heißt (mind you, VW hat gerade andere Probleme): "Thiago ... fast ein bisschen herablassend ... in der Anmutung ... sicherlich nicht so beabsichtigt."

Gottlobs Kommentar bezog sich nicht auf Thiagos zum Heulen schönen Heber auf Robben, der in eine überraschende Lücke an der Strafraumgrenze stieß und Thiagos Vorlage nach gelungener Ballannahme volley in den niedersächsischen Nachthimmel drosch, sondern auf einen vergleichbaren Geniestreich kurze Zeit früher oder später links an der Außenlinie, als er Alaba oder Costa in Szene setzte, man war nur noch mit einem Auge dabei.

"Sicherlich nicht so beabsichtigt" - das genau ist die Frage. Herablassung ist eine ausgesprochen unangenehme Charaktereigenschaft, ohne jeden Zweifel, auf dem Platz wie im Ferrari. Man muss gar nicht von „Geliehenem“ sprechen, man kann von einer Gabe sprechen, von einem Geschenk vielleicht, das in mühsamer und langjähriger Arbeit vergoldet wurde, und dann führt man eben im Pokalspiel beim Titelverteidiger mit ca. 8:0 und hat Freude am Fußball, am schönen Spiel, gleichzeitig merkt man, dass die Sache für den Gegner schon lange gelaufen ist – keine Entschuldigung für Herablassung, allenfalls ein Erklärungsversuch, ein schwacher.


Gottlobs erster Eindruck – da geht einer überheblich zu Werke, herablassend – deckt sich mit der Einschätzung des Chronisten, was diesem immer wieder ein wenig die Freude am Spiel Thiagos verdirbt, nicht aber e. g. die am Spiel Gündogans, der eine vergleichbare Genialität besitzt. Beide stehen immer wieder vor der Frage, die man guten Gewissens als Riquelmefrage bezeichnen kann: Ich bin besser als alle anderen, warum soll ich nicht etwas Besonderes versuchen, warum einfach, wenn es auch schwierig geht? Und genau dafür schauen wir uns schließlich die Spiele der Profis an, um mehr zu sehen als mittwochs beim eigenen Training, schönere Spielzüge, gewagtere Pässe.

Was nun kann ein Thiago machen, um weniger überheblich zu wirken? Sprachlich ist er – in Deutschland – gehandicapt, was ihn der Möglichkeiten eines Thomas Müller beraubt, der immer wieder im Gespräch (und durchaus glaubhaft) die eigene Genialität relativiert, die Flanke Costas sei halt perfekt gekommen, die Hereingabe Alabas habe man verwerten müssen, anders sei das gar nicht möglich gewesen. Kann Thiago seinen Gesichtsausdruck verändern? Nein, das ist die reine Konzentration, und die sieht bei jedem anders aus. Die Körperhaltung, die Beinstellung? Nein, gegen die eigene Physiognomie kann man sich nicht wehren, sie ist ein Produkt von Genetik, Ernährung, früheren Peer Groups und Training. Das Geschlackere mit dem Fuß, mit dem Bein, das dem dann gelegentlich genialen Pass vorausgeht? Ja, darauf könnte er verzichten, was allerdings nicht klug wäre, da ein Teil seines Spiels eben genau darauf beruht, den Gegner im Unwissen darüber zu lassen, wann genau das Abspiel denn nun kommen werde.

Es ehrt Gottlob, dass er durch die vierfache Abschwächung für den Angeklagten entschied: fast ... (es war nicht so, es wäre aber um ein Haar so gewesen), ein bisschen ... (wenn es denn so war, dann nun wirklich nicht viel), in der Anmutung ... (es mag so ausgesehen haben, war aber wohl anders), sicherlich nicht so beabsichtigt ... (okay, wenn es denn so wirkte, dann aus Versehen).

Schwierig, schwierig. Wir werden Thiago weiter beobachten müssen. Es gibt Schlimmeres.  


24. September 2015

83 in 10 Tagen? Das ist zu schaffen - zusammen mit Ihnen

Przemek Niciejewski heißt der Fotograf, der seit mehr als zwei Jahren den TÖDLICHEN PASS mit seinen Fotos beglückt. Auch international sind seine Bilder bekannt und begehrt. Nun möchte er sich einen langgehegten Traum erfüllen: ein Fotobuch mit seinen besten Aufnahmen. In Farbe. Noch dieses Jahr.

Die großen Verlage haben abgewunken - verkauft sich nicht. Nun probiert er's über Crowdfunding. Und hat schon 60 Prozent der benötigten Summe zusammen.

Allerdings: es bleiben nur noch zehn Tage, dann ist die Kampagne für GOING TO THE MATCH beendet. Was wir sehr bedauern würden. Deshalb an dieser Stelle ein Aufruf quasi in eigener Sache: gehen Sie auf die kickstarter-Plattform, sehen Sie sich Proben seines Könnens an. Und unterstützen Sie. Dreiundachtzig Fotofreundinnen und -freunde bräuchte es noch. Neun am Tag, um auf der sicheren Seite zu sein. Das sollte doch zu schaffen sein, oder?

Stand: 24.09.2015  21:07:15 -- https://www.kickstarter.com/projects/53932134/going-to-the-match-football-culture-photography

22. September 2015

VW frisiert sich die Wagen schön. Die Liga auch?

Erst Millionen Diesel in den USA, nun viele viele Millionen Autos weltweit: manipuliert hat VW die Abgaswerte, um möglichst clean dazustehen und möglichst kräftig Kasse zu machen. Hat jahrelang geklappt.

Aus der prallen Kasse konnte man so auch prall den Profitfußball finanzieren - angefangen beim VfL Wolfsburg (da steckt das V und das W ja schon fertig im Namen) über den FC Bayern bis zum FC Ingolstadt. Bei dem nicht aufgehört: insgesamt 16 Klubs in den beiden höchsten deutschen Ligen hängen mit dem VW-Konzern zusammen. Und der DFB-Pokal wird mitfinanziert. Gewissermaßen das ideale VW-Pokalendspiel gab's ja letzte Saison.

Nun könnte man angesichts der jetzt bekannt gewordenen Manipulationen - die Spitze eines Eisbergs, so ist zu vermuten, auf dem aber auch noch andere Automobilhersteller schwimmen könnten - ein mulmiges Gefühl für die erste und zweite Liga bekommen. Das haben viele Fans bereits, spätestens seit dieser Ein-Sechstel-VW-Vereinsbundesligasaison. Vielleicht kam diese Enthüllung aber gerade rechtzeitig. Damit VW nicht auf die Idee käme, sich die Liga schönzufrisieren.

11. September 2015

Zwielichtgestalt

Der Herr Beckenbauer Franz wird 70. Das wird allenthalben und allerorts bejubelt, gefeiert und gewürdigt. Als Lichtgestalt im deutschen Fußball und darüber hinaus ist er gepriesen, nobilitiert, überhöht worden; zu seinem Vorteil sei konstatiert, dass er sich dieses und ähnliche Epitheta nie selbst angeheftet hat. Wie die diversen Verdienstkreuze und Ehrenabzeichen.

Wo viel Licht, da aber auch viel Schatten: 1,8 Millionen D-Mark musste er in den siebziger Jahren ans Finanzamt nachzahlen. Ein Strafverfahren blieb aus. Beckenbauer zog nach Österreich. Ein uneheliches Kind, zu dem er sich zur Jahrtausendwende bekannte. Beraterverträge, die ihn u.a. mit Qatar in Verbindung brachten; dann 2012 "Sportbotschafter" für den russischen Konzern Gazprom. Zuletzt wurde ihm die Reise zu WM-Spielen nach Brasilien verweigert; Grund: Verwicklungsverdacht in den Skandal um die WM-Vergaben an Russland und Qatar. Da passt dann auch dazu, dass er im Scheichtum keinen einzigen Sklaven gesehen haben will.

"Ein bissel blind", nannte ihn Markus Völker letztes Jahr in der taz und sah die "Marke Beckenbauer" trotz allem Undurchsichtigen und Unhinterfragten nach wie vor unbeschädigt in der Öffentlichkeit. Sogar kritische Medienvertreter hätten "ja einen Narren am Franz gefressen".

Bei so viel Schatten allerdings fände ich es angebrachter, das Jubeln zu unterlassen. Fußball-"Kaiser" hin oder her - es gibt zu viel, was ihn als Zwielichtgestalt erscheinen lässt.

27. Juli 2015

Endlich wieder ein Schritt weiter

Fußball, vielgerühmt als die schönste Nebensache der Welt, ist in seiner Profitvariante endlich wieder ein Schritt weiter. Wie der Tagespresse zu entnehmen war, will sich FC-Bayern-Abwehrspieler Jerome Boateng von US-Rap-Artist Jay Z (mit einem geschätzten Vermögen von 500 Mio. Dollar laut Forbes-Liste) durch dessen Entertainment- und Sportverlag "Roc Nation" künftig vermarkten lassen.

Mal abgesehen davon, was ein Herr Rummenigge dazu sagt oder ein Herr Sammer (da scheinen mir die letzten Worte noch nicht gesprochen bzw. gibt es noch Klärungsbedarf: Darf JB17 alias Mr Boateng das vertraglich überhaupt? Spricht da nicht sein Schuhausrüster dagegen? Wer oder was ist überhaupt Tschäi-Sie?): es ist der konsequente nächste Schritt!

Hin nämlich zur Ubervermarktung des Fußballs, des Profitfußballs in seiner kapitalen Reinform: der Spieler mutiert zum Vermarktungssub- und -objekt, nachdem er sich einen gewissen Marktwert erspielt hat. Nun tritt der Fußball hinter die Vermarktung zurück - und wird wirklich zur reinen Nebensache.

Es wird eine spannende Saison werden: Wer wird sich nach Boateng als Vermarktungsspieler outen?

22. Juli 2015

Friendly hooligans

Von Handgreiflichkeiten war erst vornehm die Rede, dann tauchten Fotos und Videos sowie Polizeiberichte im Netz auf, fortan hieß es, es sei zu Ausschreitungen, Attacken, brutalen Prügeleien, zuletzt: zu Gewaltorgien gekommen. Kriegsberichterstatter? Keineswegs.

Es handelt sich um den dumpfen Nachklang eines Freundschaftsspiels zwischen Leeds United und Eintracht Frankfurt, a friendly, wie der Engländer sagt, für beide Mannschaften ein Testspiel in erster Linie, vor rund 2500 Zuschauern im österreichischen Hinterland. Ein Spiel in gleißender Sonne, von mehreren Trinkpausen unterbrochen, die wohl auch die angereisten "Fans" beider Teams reichlich nutzten - mit erheblich größerer Promille als die Heilwässer für die Spieler aufwiesen, darf man annehmen.

Jedenfalls soll eine Fahne "geraubt", sprich abgehängt worden sein, soll es zu Provokationen gekommen sein, jedenfalls sind die Frankfurter über den Zaun und alls druff auf die Leedser, immer feste druff, und selbst wenn einer am Boden lag, wurde noch weiter geprügelt und getreten. Die Polizei schickte Hunde und Handschellen. Von Toten wurde zunächst nichts bekannt.

Hätte aber sein können.

Das Thema ist ja sattsam bekannt - sogenannte "gewaltbereite Fans" und wie man sie "in den Griff" bekommen könnte. Dazu: ein "gewaltbereiter Fan" ist kein Fan im Sinne von Anhänger, im Sinne von Fanatiker durchaus. Dass man derer nicht habhaft werden kann. leuchtet mir nicht ein.

Aber es ist ja nicht nur der Bereich Fußball. Ich will hier nicht die These von der schleichenden Verrohung der Gesellschaft trompeten; aber diese illegalen Autorennen in den Städten, bei denen in der letzten Zeit mehrere Unbeteiligte zu Tode gekommen sind - da scheint mir schon die Parallelität auf: nämlich jene fatale Verbindung von Egoismus und Blödheit, Ichichich aber nix in der Birne, und das halte ich dann gesamtgesellschaftlich gesehen schon für einen Trend. Auf welchen Ebenen auch immer (bitte eigene Erfahrungen ergänzen).

4. Juli 2015

Anstößige Zeiten

Die Geldmaschine PROFITFUSSBALL soll demnächst schneller werkeln und noch mehr Profit abwerfen. Die englische Liga hat den Milliarden-Maßstab gesetzt, jetzt will die verarmte DFL spätestens in zwei Jahren nachziehen. Mit zusätzlichen Anstoßzeiten: geplant sind fünf Partien am Montagabend (20.15 Uhr), fünf Spiele am Sonntagmittag (13.30 Uhr).

Abgesehen davon, dass damit Spiele der zweiten, dritten, vierten ... Ligen weiter in die Belanglosigkeit getreten werden: es deutet erneut darauf hin, dass die alte Doktrin von Brot & Spiele als Antidotum wirken soll gegen Abhörskandale, Grexit und Solidarität, Flüchtlingsprobleme, Umweltzerstörung, neue Armut, um nur die drängendsten Existenzsorgen zu nennen.

Das ist keine neue Erkenntnis, zugegeben, und auch nicht besonders originell, das festzustellen. Eine Veränderung im Verhalten von uns kapitalen Konsumentenmenschen ist nicht in Sicht. Wozu also das Lamentieren?

Für den Funken Hoffnung: dass doch wieder andere Lebensinhalte gewichtiger werden als nur ein Eins-Null.

15. Juni 2015

Kaderstimmung


Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner hat in einem Gespräch mit hr-Sport angekündigt, sich von einigen Spielern trennen zu wollen. "Wir wollen Bewegung in den Kader bringen und Spieler abgeben", sagte Hübner.

Jetzt könnte man meinen, das eine - Bewegung in den Kader bringen - habe mit dem anderen - Spieler abgeben - nicht zwangsläufig bzw. notgedrungen etwas zu tun, könnte man doch auch durch diese oder jene Trainingseinheit, Taktikschulung, Therapiesitzung etc.  einen etwa fehlenden Schwung erzeugen; möchte man Spieler abgeben, möchte man schlicht Geld in die Kasse bekommen.

Bemerkenswert aber, dass hier ein direkter Zusammenhang hergestellt wird: denn aus dem Umkehrschluss - keine Trennung, ergo keine Bewegung mehr im Kader - wird deutlich, dass der Sportdirektor der eigenen Verpflichtungspolitik nicht mehr traut, denn wer anders als er selbst hat diesen Kader konglomeriert.

Eine seltsame Stimmung, das, und fast klingt es - nimmt man den Pluralis Majestatis noch mit dazu - nach einem Befreiungsschlag, der immer ungute Begleitumstände zeitigt...

30. Mai 2015

So spricht der Pate, der Pate, der spricht so



"Hören Sie, wenn jemand Ermittlungen macht, haben sie das Recht dazu. Wenn sie sich an Regeln halten, habe ich nichts dagegen. Und ich habe keine Befürchtungen wegen mir."

"Die Erstürmung eines Hotels hat mit der FIFA nichts zu tun."

"Während meiner Mandate haben wir immer versucht, all diese Elemente zu eliminieren."

"Ich weiß, viele halten mich für ultimativ verantwortlich für die Handlungen unserer globalen Fußball-Familie - egal, ob es um die WM-Gastgeber geht oder um Korruptionsskandale, aber wir können nicht jeden überwachen. Wenn jemand etwas falsch machen will, kann er dabei unentdeckt bleiben."

(Auf die Frage, ob er fürchte, auch verhaftet zu werden) "Warum? Ich habe mir nichts vorzuwerfen."


"Ich kann vergeben, aber ich vergesse nicht."


Quellen: SZ / Spiegel online / BR

29. Mai 2015

So seh'n Geldsieger aus


„Quickborn, 29. Mai 2015. Für das DFB-Pokalfinale am Samstag ist der BVB klarer Favorit – solange es nach den Privatanlegern geht. Denn sie sind kurz vor dem Spiel in Kauflaune und zeigen damit dem VfL Wolfsburg die rote Karte. Das belegen die Depotauswertungen von comdirect: Über die Hälfte aller BVB-Trades (51 Prozent) in der vergangenen Woche waren Käufe, ein Vertrauensbeweis für die Dortmunder Elf. In der Woche zuvor machten die Käufe sogar 74 Prozent der Transaktionen aus. Die nicht repräsentative Auswertung zeigt, dass die Privatanleger bei comdirect auf einen Sieg des einzigen börsennotierten deutschen Fußballvereins setzen.“

Soweit die Pressemitteilung der Bank. Abgesehen davon, dass 51 Prozent nicht unbedingt eine überwältigende Mehrheit ist, abgesehen davon, dass es schon wundert, wenn die Bank die Depots ihrer Privatkunden „auswertet“ – die Absurdität von sog. Kauflaunen hat, wie man auch als Spekulations-Laie inzwischen weiß, schon den einen oder anderen Betrieb ins Verderben gerissen. Aber so seh’n halt Sieger aus, schalalalala, wenn süßer die Kassen nicht klingeln…

Angesichts solcher „Fußball“-Meldungen kann man eigentlich nur noch kotzen. Und anstelle von Quickborn steigt einem ein Suddendeath vor Augen.

28. Mai 2015

Hilfsangebot für moribunde FIFA

Zur Bewältigung der aktuell sich extrem zuspitzenden Krise der Organisation FIFA appellieren wir an den Ehrenmann Blatter, altem japanischem Brauch zu folgen und die von ihm selbst angekündigten Konsequenzen zu ziehen.

Zu diesem Zwecke bedarf es für eine entsprechende Seppuku-Zeremonie nicht einmal eines Wakizashis oder eines Tantos; hier bietet das Land Schweiz kommodere Einrichtungen an. Näheres dazu unter

  • www.dignitas.ch
  • www.exit.ch
  • www.lifecircle.ch
  • www.altersfreitod.ch

Es können auch kurzfristig Termine anberaumt werden.

27. Mai 2015

Der neueste FIFA-Witz

... der geht so: Joseph Blatter äußert sich zu den aktuellen Korruptionsermittlungen gegen sieben FIFA-Funktionäre: "Fifa-Präsident Blatter begrüßt die Ermittlungen und verspricht Konsequenzen". Wie? Sie liegen nicht brüllend vor Lachen unterm Couchtisch?

26. Mai 2015

Treten und zurücktreten: Thomas Schaaf

Wie soll ein Trainer reagieren oder agieren, wenn er mitbekommt, dass hinter seinem Rücken mit einem anderen Trainer verhandelt wird, ob der nicht sein Nachfolger werden möchte?

So geschehen in Frankfurt bei der Eintracht, und wie auch immer man die Medien, das Umfeld, das Verhältnis zu den Spielern etc. pp. einschätzen und einbeziehen möchte in seine Bewertung: ein solcher Vorgang ist a) unsäglich und b) nur konsequent.

Unsäglich, weil es mindestens einem Tritt gegen das Schienbein, wenn nicht gar Verachtung gleichkommt - denn nicht nur Misstrauen spricht daraus, hinterrücks an der Entlassung dessen zu arbeiten, dem man vorher noch blumige Treueschwüre entgegengebracht hat, mit dem über sein Unbehagen zu reden man nicht für notwendig hielt bzw. zu feige war. Es ist tatsächlich eine abfällige und ehrabschneidende Geste, in der sich Geringschätzung mit kaltschnäuzigem Kalkül paart - sehr zum Nachteil der Eintracht. Denn welcher Trainer wird jetzt nicht sorgsam vorher überlegen, ob er sich einem solchen Haufen von hinterhältigen Aufsichtsräten unterstellt, von dem er gewärtig sein muss, dass der ihn jederzeit abserviert, sobald auch nur ein negativer Artikel in der BILD erscheint?

Es ist daher nur konsequent, wenn Thomas Schaaf stante pede seinen Spind räumt und den Riederwald verlässt - für immer und ewig. Ohnehin als geradlinig bekannt, kann er gar nicht anders, als auf einen solchen Tritt unter die Gürtellinie entsprechend zu reagiern und zurückzutreten. Nicht, dass dies die Herren Aufsichtsräte (Nebengedanke: wo bleibt da eigentlich die Quotenregelung?) auch nur im Entferntesten kratzen würde; als Anlageberater u.ä. Kalkülarbeiter, die sie bei einem Profitverein die Geschicke lenken wollen, gilt der kühle, berechnende Kopf als Nonplusultra.

Kratzen tut dies jedoch am mühsam von Herrn Bruchhagen restituierten Image der Eintracht: vorbei die Zeiten von Intrigen und Zwistigkeiten, so schien es. Fortan begegnet man sich wieder mit eher zusammengekniffenen Augen.

Und selbst wenn viele sog. Fans mit Herrn Schaaf nicht warmwerden konnten - es wäre an der Zeit, dass die Fans zumindest für solches rufschädigendes Verhalten den Aufsichtsräten einmal den Mittelfinger zeigten.

25. Mai 2015

Haare schneiden - Spitzen schneiden

Zum Gewinn der sog. Torjägerkanone wurde Alexander Meier von Eintracht Frankfurt von Fans dazu wiederholt aufgefordert und somit fast schon genötigt, im Falle selbigen Titels sich die Haare schneiden zu lassen. Herr Meier trägt seine glatten braunen Haare schulterlang, bindet sie beim Spiel zu einem sog. Pferdeschwanz zusammen.

Dies Ansinnen der Fans kommentierte der Goalgetter Number One der gerade abgelaufenen Saison mit dem Satz, er werde vielleicht zum Friseur gehen und sich die Spitzen schneiden lassen. Was witzig gemeint war, hat einen doppelt ernsten Hintergrund.

Nämlich erstens: Herr Meier gibt mit seinem Kommentar zu erkennen, dass er auf gar keinen Fall gewillt ist, einem wie auch immer gearteten Druck von Fans nachzugeben, schon gar nicht, wenn es um sein Aussehen geht.

Denn zweitens: es muss gar nicht sein, dass er aufgrund der Tatsache, dass er seine Haare so hat, wie er sie hat, sie entgegen der mittlerweile üblich gewordenen baumarktkompativblen Haarstilkombination aus Teppichreinigerbürste und Sträflingsrasur demonstrativ "lang" als Fashionstatement trägt; er reklamiert damit einzig das Recht, einem quasi faschistoid anmutenden allgemeinen TREND nicht zu folgen.

Es bleibt zu hoffen, dass er nicht einmal zum Spitzenabschneiden sich bewegen lässt. Das könnte auch metaphorisch gedeutet werden, und zwar positiv: Da ist eben noch einer, der sich die Spitzen nicht nehmen lässt - entgegen allen anderen, die sich willenlos einem Fashion-Diktat unterwerfen.

19. Mai 2015

Saisonfazit 1 Spieltag vor Ende der Saison



pop will eat itself
Vor.:
die „Sportifizierung der Gesellschaft“ (D. Bott)  als Infizierung und Durchseuchung zugleich; 
Fußball ist endemisch (geworden); 
Fußball ist Pop

Weiterentwicklung:
hin zu Fußball als FußballMARKE, FußballMARKT, FußballKONZERNE, FußballKONZENTRATE

Beispiele:
B 1 / FC Bayern München = FußballMASCHINE (vgl. Lewis Mumford, Mythos der Maschine), bewegt und administriert von Besessenen, Getriebenen und Irren (vgl. Guardiola als „Das Tier“ aus der Muppet-Show, Sammer als Rumpelstilzchen aus der Psycho-Kammer, Rummenigge als Großwesir aus der vereinseigenen Öl-ins-Feuer-Gießerei) 

B 2 / Volkswagen: die VWisierung der Ligen (1. und 2. Liga) schreitet voran; letzter Etappensieg = Aufstieg des FC Ingolstadt in die erste Liga

B 3 / Hannover 96: ein Verein verkauft sich (i.e. die Profi[t]abteilung) an seinen Kapitalgeber und Kapitalisten

B 4 / VIP-Lounges = Intimmassage-Variante für diejenigen 1%, denen es an Spielzeug mangelt

Ziel:
PROFITMAXIMIERUNG
unter Zuhilfenahme eines gewissen Suchtpotenzials (= Fantreue)
anstelle von PROFI-FUSSBALL: PROFIT-FUSSBALL

wird zu
REICHENSPORT = Event für Reiche (Zuschauer wie Spieler)
(unter Duldung des Plebs als Amusement-Kulisse = Randerscheinung; vgl. Lohn- und Besitzentwicklung allg.)

wird zu
REICHENSPORT = Erfolgsgenerator für reiche Klubs
wird berechenbar – wird berechnet – wird bei steigendem Ennui zu

FOOTBALL WILL EAT ITSELF

(und was da nach der Verdauung am Ende herauskommt: bitte selbst ergänzen…)
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further reading:
sowie

17. Mai 2015

Hessen leidet

Wer hätte das gedacht: der vorletzte Spieltag der zweiten Liga hätte viel Freude bereiten können, zumindest in Hessen, aber Pustekuchen - nicht nur, dass den Darmstädtern droht, nächste Woche auf dem vierten Platz zu stehen, nein, jetzt sieht es so aus, als würde auch noch der FSV Frankfurt baden gehen, und zwar künftig in Liga drei... Freut man sich eigentlich in Offenbach auf die Relegationsspiele?

2. April 2015

WM-Vergabe für 2026

Uns erreicht soeben eine Insider-Meldung unseres FIFA™-Experten Rudi Fassbender aus Kiel:



4. März 2015

Es lebe die Scheinheiligkeit

Nö, nö, wir doch nicht, wir waren's nicht, wir wussten von nichts, und wenn wir was gewusst haben sollten, dann haben wir nicht gewusst, dass wir wussten, was es ist, was die uns da gegeben haben, zum Training, vor dem Spiel, wenn überhaupt haben die Trainer was gewusst, aber die haben auch nichts gewusst, weil sie wussten, dass sie nichts wissen dürfen, also haben sie die Mannschaftsärzte einfach machen lassen, was wir nicht wussen, macht uns nicht mal husten, und die Mannschaftsärzte haben immer nur die Gesundheit der Spieler und des Vereins im Blick gehabt, weil ja alle was gegeben haben, also diejenigen, die nichts verabreicht haben, die Blöden gewesen wären, und wer will schon der Blöde sein, wenn alle es tun, wobei ja auch alle ganz leicht behaupten können, dass sie nicht nur nichts gewusst haben, sondern es ja auch gar nichts geholfen hat, pardon: geholfen hätte, wenn dieses oder jenes - wie es so verharmlosend heißt - leistungssteigernde Mittelchen verabreicht worden wäre, das weiß der Scholl, der Klopp, der Dutt, das wissen alle, denn nimmt man was für die Ausdauer, leidet die Konzentration, und nimmt man was für die Konzentration, leidet die Schnelligkeit, und nimmt man was für die Schnelligkeit, leidet die Ausdauer, also ist doch ganz klar, dass das alles nichts hilft, pardon: helfen würde, es sei denn, man nimmt für alles drei was - -

Ich steig in die Straßenbahn, von mir weg prangt die Schlagzeile des Artikels "Anabolika für mehrere 10.000 Mark" in meiner Zeitung von heute, ein etwa 25jähriger Deutschtürke zeigt seinem Gegenüber gerade seinen neuen Pass: "Ja, da, schau, du bist nur ne Nummer, Aldä, wir sinn alle nur Nummern, Sklaven, verstehstu, das ist das System" (sieht die Schlagzeile) "da schau, Fußball, Sklavensystem, Mann, isch hab selbst gespielt, Bezirksoberliga, keinscheiß, da ham sisch Mitspieler von mir vorm Spiel so Spritze in Arsch, keinscheißey..." - "Bezirksliga?" - "Oberliga, Mann, aber is klar, die wolln immer alle nur gewinnen, vorne dran sein, die einen machen Doping und die andern koksen halt, ist das Scheißsystem..."