1. Mai 2010

Der Fußball ist ein Meister aus Bayern

- und Schalke hat statt der Schale wieder mal nur das Schale... Aber damit genug der Nebensächlichkeiten: bedeutsamer für Paniniker sind die Pegelstände der wanted lists. Mit einem Kraftakt konnte ich bis heute abend mein Album auf den Höchststand von 447 Einklebungen bringen. Es fehlen also noch 193 - und mit 40 Tütchen wäre das rein numerisch zu anullieren. Aber es häufen sich die Doppelten, mit Michael Essien hat sich gar ein erster Trippelter eingestellt.

Der nächste Griff ist der zur Tauschbörse. So dass ich vielleicht am Ende mit nur noch 20 zusätzlichen Tütchen zu Rande käme. Schade, dass ich nicht in Hamburg, Köln oder Ulm wohne: ein Besuch bei Schmitt Foxy Food - www.schmitt-foxyfood.de - und die Sache wäre geritzt. Ne Currywurst spränge vielleicht auch noch dabei raus.

Beim Klebeblättern gehen einem neben Tauschgelüsten allerdings auch noch so manch andere Gedanken durchs Hirn: Was tun, wenn man sich mal verklebt - sagen wir, Miguel Veloso (555) blöderweise auf den Platz von Deco (556) gepicht wurde, nun plötzlich auch noch letzterer ausgetütet wird? Veloso überkleben und auf einen zweiten hoffen? Deco auf die 555 und so tun, als sei alles korrekt? Einen Pfeil aufmalen, damit man die Verwechslung markiert?

Überhaupt: Trägt ein Hardcore-Paniniker irgendetwas handschriftllich in sein Album ein? Spielergebnisse? Platzierungen? Und gibt es die Frage auch mit der Variante "in ihr Album"?

30. April 2010

Halbzeit des Aufreißers

321 zu 319! Die Reihen schließen sich. Selbst hoffnungslos lückenklaffende Teams wie Honduras oder Korea bestücken sich allmählich. Inzwischen hab ich auch den Bogen raus, wenn es darum geht, das Abziehbild von seiner "Trägerfolie" zu lösen ( - herrliche Begriffe kann die deutsche Sprache mitunter erschaffen): nicht wie noch vor Tagen mit dem Fingernagel versuchen, einen kleinen Spalt zu öffnen, den mit dem Fingernagel der anderen Hand zu erweitern, um dann abzuziehen. Nein, es geht wesentlich einfacher - mit der Fingerkuppe solange über eine Ecke des Bildes streichen, bis es sich von seinem Untergrund löst. Und eleganter, ja professioneller sieht's auch noch aus.

Halbzeit also; das Halbalbum ist geschafft. Von jetzt an wird es mühevoller, enttäuschender, resignativer - jeder zweite Schuss bzw. Zug nur noch ein Treffer? Wann reiße ich das erste Tütchen auf mit 5 x Habichschon? Wann beginnt die Jagd auf die zehn, zwanzig letzten, die noch fehlen um "komplettieren" zu können ( - wie das klingt, irgendwie nach durchgeführtem chirurgischem Eingriff und Filet)?

Schon jetzt zeigen sich erste Grade von Paninia nervosa: in der Straßenbahn eben, ein Junge, fünf Jahre vielleicht, zwei Klebebilder in der Hand, silbern davon glänzt mir eins ins Auge, es ist - das Emblem von Spanien! Das fehlt mir noch! Und was macht er damit? Wirft einen fragenden Blick auf die Mama, und nachdem die nicht herschaut klebt er's neben den Fahrscheinautomaten. Meine Chance, denn an der nächsten Haltestelle steigen sie aus - aber im letzten Moment schießt der kleine Teufel zum Objekt meiner Begierde, zieht's wieder ab und springt aus der Tür. Von Spanien fehlen mir noch einige.

29. April 2010

Akute Paninie

Jetzt hat's mich doch erwischt. Ich hatte mich immun geglaubt. Unempfänglich für die Lockungen bunter Bilder, bunter Klebebilder, um genau zu sein. Schon allein des Geldes wegen wollte ich nie nie nie in diese Sammelwut verfallen, die Millionen auf der Welt diesen italienischen Brüdern und ihrer Industrienachkommenschaft ebensolche, nämlich Millionen, mit Abziehbildchen bescheren. Mittlerweile Jahr für Jahr. Und nicht nur Fußball wird geklebt.

Die Börse also, in meinem Fall die eigene; zum andern ein - wie so oft bei diesen Dingen - schweres Kindheitstrauma: just in dem Moment, als ich für mein Album die heiß begehrte "Spirit of America" aus dem Tütchen zog, überraschte mich meine Mutter. Schimpftirade folgte auf Vorwurf auf Hausarrest; drohte auch Taschengeldentzug? Ich weiß es nicht mehr. Kurz darauf sah ich mich gezwungen, mein Sammelalbum Autos - genauer Titel nicht mehr präsent - über den Gartenzaun ans Nachbarkind zu verkaufen. Dessen Eltern schienen nichts dagegen zu haben, was mir als Argument allerdings nichts nützte. Später sollte meine Mutter anfangen, Enten aus jedwelchem Material zu sammeln.

Verfallen bin ich nun doch noch der akuten Paninie. Beklebe mein Fußball-WM-2010-Sammelheftchen, denn, so Tim, passionierter Kollektor seit Jahrzehnten, es gelte, unbedingt vor Anpfiff am 10. Juni das Geheft vollständig zu haben. Mein derzeitiger Klebepegel: 221. Von insgesamt 640. Die vier Extras von jener Kapitalistenbrausefirma nicht mitgezählt.

Ich denke, ich werde es schaffen. Der erste kleine Stapel Doppelte liegt neben dem Heft und zeigt mit dem Finger auf mich.

26. April 2010

Wer will denn jetzt absteigen?

Berlin will absteigen, auch wenn der Trainer noch immer einen Funkel Hoffnung sieht. Hannover will, und Bochum jetzt inzwischen auch. Die Nürnberger wollen noch nicht so recht, die Haltung ist uneindeutig, ganz wie in Freiburg, wo man auch mal will, dann wieder nicht.

Absteigen wollte bis vor kurzem auch noch die TSG aus Hoffenheim; dann aber kam der HSV, und der will noch mehr absteigen als die Ball-Hopper. Und Wolfsburg nicht zu vergessen - die wollten eigentlich ganz woanders hin, sind aber jetzt auch auf dem Ast, der absteigt.

Aus der Zweiten Liga bekommen die Millionentreter dafür einen alten Bekannten, von dem man nicht weiß, ob er nicht den 96er gibt. Dazu, aller Wahrscheinlichkeit nach, die antikapitalistisch-antifaschistische down-to-earth-weiße Kickerkommune aus einem Hamburger Stadtteil, die versuchen werden, à la Mach-mir-die-Mainzer so schnell wie möglich das Mittelfeld zu überbrücken.

Und dann könnte ja noch jene kreisfreie Großstadt im Südwesten Bayerns dazustoßen und mit der geballten Macht römischer wie katholischer Vergangenheit und den meisten Feiertagen in Deutschland das Sympathieloch zwischen Stuttgart und München (geografisch gesprochen) füllen. Nicht auszudenken - drei bayerische Vereine wären dann in der ersten Liga, die Hauptstadt dagegen weg vom Kabinenfenster! Mit der Dreiergruppe aus Baden-Württemberg befände sich ein Drittel der Ersten Liga dann in süddeutscher Hand!

Noch ist es nicht so weit; vielleicht kratzen die Düsseldorfer ja noch die Kurve vor dem Zieleinlauf und drehen den Fuggerstädtern den Mittelfinger. Der Osten jedenfalls wendet sich schon jetzt mit noch mehr Grausen.