6. Dezember 2014

Deutsch sprechen - auch auf dem Platz!


Die CSU-Resolution vom Wochenende, nach der hier lebende Ausländer sich grundsätzlich auf Deutsch unterhalten sollen, in der Öffentlichkeit, aber auch zu Hause in der eigenen Familie, geht einigen noch nicht weit genug. So fordern CSU-nahe Funktionäre, dieses Gebot auch auf den Fußballbetrieb auszudehnen. "Gerade im Fußball herrscht ein unglaubliches Tohuwabohu an Sprachen", wird ein führendes Mitglied zitiert. "Wie da überhaupt ein Ball beim Mitspieler ankommen kann, ist mir schleierhaft."

In Zukunft sollen eigens geschulte Sprach-Warte zusammen mit den Zeugwarten darüber wachen, dass bereits in der Kabine ausschließlich Deutsch geredet wird. Fußball, so die Begründung, sei ein besonderes Integrationsinstrument und soll als solches noch effektiver genutzt werden. "Die deutschen Vereine stehen in der Pflicht, auch in der Sprachpflicht - schließlich sind sie per Definition gemeinnützig", heißt es in Funktionärskreisen.

Kritisiert wird auch in diesem Zusammenhang, dass zu viele ausländische Trainer von den Klubs verdingt würden - im Profi- wie im Amateurbereich. "Wie da überhaupt eine Taktikbesprechung bei den Spielern ankommen kann, ist mir schleierhaft!" wundert sich ein führendes Mitglied. Ein Vorschlag, der im Raum steht, sieht vor, ausländische Trainer nur noch mit einem Deutsch-Zertifikat in Deutschland arbeiten zu lassen. Bereits unter Vertrag stehende Trainer sollen in einem Deutschtest mindestens ausreichende Sprachkenntnisse nachweisen. Der Deutschtest soll an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland außer in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen abgelegt werden können.

3. September 2014

Ein echter Wengerspieler


Interessant: Flanken und Kopfbälle zählen für Arsène Wenger gar nicht zum Fußball im engeren Sinne: „We always want to play football but he gives us an option in the air that we don’t have without him“. Die Rede ist von Nicklas Bendtner.

„Walcott war auf der rechten Seite durch“, war auf der Seite Goal.com am Tag nach dem Champions-League-Spiel Arsenals in Barcelona zu lesen, „passte nach innen zu Bendtner, der mit dem ersten Versuch an Valdez scheiterte, im Nachsetzen aber doch noch zum 1:0 traf.“ Hinter dem profanen „Nachsetzen“ verbirgt sich in Wahrheit der ganze Bendtner 2010, die Hoffnung Dänemarks für die WM, einer der vielen Superstars Arsenals, der dem Verein, obwohl erst 22 Jahre alt, bereits seit fünf Jahren dient. Das 1:0, das Arsenal für einige Minuten Hoffnung gab, bis Messi dann mehrfach und auf unwiderstehliche Weise zuschlagen sollte, schießen nur ganz wenige Spieler auf der Welt: Valdez und zwei Verteidiger bedrängen Bendtner, der nach dem nicht schlechten, doch erfolglosen ersten Schuss – schneller hätte das auch ein kleiner Messi nicht hingekriegt – ratzfatz wieder auf den Beinen ist und den Ball mit dem Außenrist ins Netzt spitzelt, drückt, presst. Genau so konnte der Ball nur noch ins Tor gehen, nicht anders, und vor allem keine Viertelsekunde später.

Er schaut dabei stets drein wie ein Oberstufenschüler, der vorgibt, den Wecker nicht gehört zu haben und zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn auf seinen Platz ganz hinten im Klassenraum schleicht. Man könnte aus Wengers Äußerung über Nicklas Bendtner, und das passt überhaupt nicht zum Bild des verschlafenen Oberstufenschülers, ein Kopfballungeheuer herauslesen, einen dänischen Hrubesch, hätte Wenger nicht noch hinzugefügt, Bendtner sei „quick, an intelligent boy, a good finisher, […] he can create chances and give the final ball. You can play one-twos with him and he can bring other people in. In der Tat, er ist, seiner Körpergröße zum Trotz, zum echten Wengerspieler geworden, flink im Kopf und auf den Beinen und mit einem exquisiten Spielverständnis ausgestattet; dies stellte er in der abgelaufenen Saison mehrfach und nachhaltig unter Beweis. Nicht zuletzt seinetwegen qualifizierte sich Dänemark überhaupt für die WM in Südafrika.

Bendtner hat auf seine Chance bei Arsenal gewartet, warten müssen. Er hat gewartet und gelernt, von Thierry Henry insbesondere und von Emmanuel Adebayor, mit dem er dem Vernehmen nach (mindestens) einmal kurz vor einer Prügelei stand. Er wurde nach Birmingham ausgeliehen, und dann kam er zurück und nutzte seine Chance, ganz im Sinne seines Lehrmeisters mit dem Hang zum Philosophieren: „Part of success in life is to grab your chance when you get it and that's why you have to always be ready.“ Bendtner war ready. Er ist inzwischen Stammspieler in einem Ensemble, das an Spielfreude und Spielqualität dem des FC Barcelona in keiner Weise nachsteht, das jedoch – jeder, der den Fußball liebt, muss das bedauern – seit fünf Jahren keinen Titel mehr gewonnen hat, was bekanntlich auch Wenger erheblich wurmt und Menschen wie Uli Hoeneß, als es bei den Bayern noch nicht lief, öffentlich fragen ließ, was Arsenal denn schon gewonnen habe in den letzten Jahren. Gewonnen? Arsenal spielt Woche für Woche Fußball, als gäbe es kein Morgen, auf allerhöchstem Niveau und in allerhöchstem Tempo – mehr will der gemeine Fan nicht sehen, die Anhänger des FC Arsenal höflich ausgenommen. Wenn Bendtner allerdings Titel gewinnen will, und Sportler neigen dazu, Titel gewinnen zu wollen, muss er den Verein wohl eines Tages wechseln, denn einen Welt- oder Europameister Dänemark kann man sich dann doch schwer vorstellen; dafür fehlen ein paar Laudrups.
 
G.W.
 
(Erschienen im Sommer 2010 im Tödlichen Pass, aus aktuellem Anlass nun ausgebuddelt)
 
 

10. April 2014

Ein Hoch dem Mittelmaß

Der FC Bayern steht seit Monaten als Meister fest und unten wird mehr oder minder ansehnlich gegen den Abstieg gekämpft - doch das Mittelmaß, und dies ist durchaus ein gesellschaftliches Phänomen, interessiert keinen. Grund genug, mal einen Tipp abzugeben, wer die laufende Bundesligasaison als Neunter beenden wird.

Wer mag, nutze noch heute, spätestens aber morgen bei Twitter den Hashtag #Immerhinneunter und gebe seinen oder ihren Tipp ab. Unter den richtigen Zwitschereien wird Mitte Mai ein tödliches Jahresabo verlost, da kann man doch nicht meckern.

Der Rechtsweg nervt und ist teuer und lang, mit anderen Worten: ausgeschlossen.
Los geht's!


29. März 2014

Her mit dem VIDEOBEWEIS

Natürlich schmerzt es, wenn der Mannschaft des Herzens ein wahrscheinlich spielentscheidendes Tor wegen angeblichen Abseits nicht anerkannt wird ( - so geschehen am Samstag zwischen Wolfsburg und der Eintracht, als es beim Stand von 0:1 ein zweites Tor der Frankfurter gab, das regelkonform erzielt worden war): aber nachdem JEDER Fan diese Situation in JEDER Saison immer und immer wieder durchlebt, schwöre auch ich hiermit meiner zurückhaltenden Meinung ab und fordere: VIDEOBEWEIS!

Denn mit VIDEOBEWEIS hätte der Treffer gegolten, hätte dann das Spiel wahrscheinlich... usw. Vom Ausgang mal absehend: Wie lange noch will man sich dem versperren, dass eine größere Entscheidungsgerechtigkeit bei und für Schiedsrichter möglich ist, wo doch die technischen Hilfsmittel verfügbar sind?

Sprich: der vierte Offizielle kann strittige Szenen aus den aufgezeichneten Kamerabildern und mit möglicher Software-Hilfe in den meisten Fällen heute sehr rasch klären. Eine längere Unterbrechung des Spielflusses ist also nicht gegeben. Einzig der Gefahr, dass alle Nas' lang einer der Trainer interveniert, müsste begegnet werden mit entsprechender Regelung - z.B. darf jeder Trainer pro Spiel zwei Mal reklamieren. Zudem sollte gelten, dass der vierte Offizielle bei a) wegen Abseits gegebenen Treffern, b) Strafstößen und c) Roten Karten von sich aus nachprüfen MUSS, ob der Tatbestand, der vom Schiedsrichter geahndet wurde, auch den Tatsachen entspricht und gegebenenfalls korrigierend eingreifen.

Was hat man sich beim Tennis vor langer Zeit dagegen gewehrt, lustig gemacht, gespottet über die Linienkontrollmaschinen; heute regt sich kein Mensch mehr darüber auf, im Gegenteil. Das sollte im Fußball doch auch möglich sein.

9. März 2014

Eins-zu-vier gegen die Krim

Gestern auf B5 aktuell im Radio: es laufen die 17-Uhr-Nachrichten. Es wird allerlei Ungereimtes berichtet von der verworrenen, bedrohlichen, schlimmen Lage in der Ukraine und auf der Krim. Von russischen Besetzern und vorgezogenen Referenden. Noch läuft die Nachricht, frontline news sozusagen, als mittenhinein eine Eilmeldung platzt: "Soeben hat Jean Ribery das eins-zu-vier in Wolfsburg für den FC Bayern geschossen." Danach weiter mit der schlimmen, bedrohlichen, verworrenen Lage in der Ukraine...

Von der Falschbenamung des Torschützen mal abgesehen: Verdrängt jetzt schon ein für die Lebenswirklichkeit völlig belangloses Zwischenergebnis aus einem von Millionen von Fußballspielen das, was unter Umständen zu Verletzten und Toten führen kann bzw. schon geführt hat?

Die Frage ist falsch. Denn offensichtlich ist dieses Zwischenergebnis nicht belanglos. Offensichtlich bedienen die bayerischen Nachrichtenredakteure boulevardesk das, was Das Bayerische Volk an den Lautsprechern hören will - und wie es die Welt sieht. In der ist offensichtlich der FC Bayern das Maß aller Dinge, wichtiger als eine bedrohliche politische Krise, bedrohlich auch für Das Volk, auch wenn alle, einschließlich der es Regierenden, so tun, als sei alles nicht so schlimm.

Der Fußball braucht die Welt, fürwahr; aber braucht die Welt auch den Fußball. Da setze ich mal kein Fragezeichen dahinter.

13. Februar 2014

Fischmäßig hätt ich noch Hummer da

Feiertagsgefühl in der S-Bahn, zwischen Hamburg-Poppenbüttel und Othmarschen drei von vier Plätzen frei und kein einziger Mensch in Stadionkluft - wenn das Spiel doch schon gestern war oder der HSV seine Meldung für den Pokal zurückgezogen hat? In Othmarschen dann das übliche, skurrile Bild: Die grauhaarige Omma, die im Edekamarkt in der edel wie nur wassen Waitzstraße noch schnell 50 Gramm Räucherlachs kauft, wird von einer Horde rüpelnder Bayernfans überholt, die allesamt nicht bayrisch sprechen, Bayern und Sankt Pauli haben halt überall Fans.

Auch der Shuttle erschreckend-erfreulich leer - was ist denn los?! 57 000 Menschen sollen kommen, das Spiel geht in einer guten Stunde los, WO SEID IHR ALLE? Beste Stimmung allerdings im Bus, ein HSV-Fan um die 50 plaudert mit einer Bayernfanin um die 40, reißt sich die Mütze vom Kopf, die Brille von der Nase und ruft: "So sehe ich wirklich aus, Glatze und keine Brille!" Gelächter.

Wind und Kälte am Stadion, Blätter torkeln umher. Vor der Südtribüne das erste Bier, angeblich "Vollbier", na, und oben im Beton bereits das zweite, die Planung war anders, es ist Mittwoch. Das erste für vier Euro, das zweite für vierzwanzig, keine halbe Stunde später, das ist mal eine Inflationsrate, Südamerika nichts dagegen.

Unten der sattgrüne Rasen, leuchtend, und wieder das Gefühl, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Manuel Neuer läuft sich im Takt zu Scooter warm, schwierig, doch er schafft es. Wieder wirkt er fleischig, live, mit fünfzig könnte er hundertfünfzig wiegen. Neuer wird warm geschossen, doch wann spielt denn mal Starke, wenn nicht heute?

Und da kommt auch schon Dante, gefolgt von Thiago, Dante wie immer unter Strom, Thiago nicht, nicht sichtbar. Sie passen einander den Ball in den Fuß, erst hart, dann härter, sie pflücken Bogenlampen wie reife Früchte, sie spielen mit dem Schienbein einen auf hoch. Jungs, die die Zeit vergessen. "Miracoli ist fertig!" Hamburg, meine Perle, von Lotto auf München umgetextet, Stadt für Stadt, immerhin. Pape alt inzwischen. Auf der Nordtribüne fette Transparente, Rebiger weiß mehr darüber. Bremer Stimmung fast, wenn man das in Hamburg sagen dürfte.

Dann wird gespielt. 120 Prozent Ballbesitz für die Gäste aus Barcelona, Tom auf halbrechts fühlt sich an das Erstrundenspiel des Lüneburger SK gegen den damals sehr guten VfB Stuttgart erinnert, mit Gomez seinerzeit (früherer deutscher Nationalspieler mit spanischen Wurzeln, Anm. d. Red.). Pape sei Lüneburger, sagt er. Es ist kein Klassenunterschied, es sind Galaxien, die zwischen dem FC Bayern und dem HSV liegen, dessen Mannschaft natürlich auch mit erstklassigen Profis gespickt ist, aber da ist eben die Sache mit dem Antilauf. Es ist schön, den Bayern zuzusehen. Doch warum spielt Starke nicht, nicht mal eine Halbzeit? Robbens Ballannahme mit der Brust, vor dem Dreinull, das ist Körpersprache: "Lass mich den Ball annehmen und ich mache ihn rein, foul mich und ich werde den Elfmeter selbst schießen, Ribéry ist nicht da und Guardiola interessiert mich nicht."

"Fischmäßig hätt ich noch Hummer da", sagt der Fischbudenbetreiber in Hamburg-Othmarschen*. Doch es ist spät. Es ist Mittwoch. Die Lichter gehen aus.

Gerald W.

* ... bzw. hätte ein Fischmann in Hamburg-Othmarschen sagen können. In Wahrheit natürlich, ihr habt's bemerkt,  ein Zitat aus Roger Willemsens "Momentum" (Fischer, TB, Seite 157)

4. Februar 2014

Maschinenfußball

Die seien fast wie Maschinen, sagte Mittelfeldspieler Alexander Meier über diese Bayern. „Die verlieren keinen Ball." - So der Mittelfeldspieler der Frankfurter Eintracht nach jener 0:5-Demütigung letzten Sonntag in der Frankfurter Rundschau. Ich frage mich: nur "fast"?

Längst spricht man den Bayern absolute Perfektion am Ball zu; die Siegesserie in der ersten Liga und die gewonnenen Trophäen der letzten Saison sprechen für sich. Sie gelten mittlerweile als eine der besten, wenn nicht DIE beste Mannschaft der Welt. Die seit Monaten gezeigte Überlegenheit der Bayern sei „bitter für die Bundesliga insgesamt“, meint denn auch Heribert Bruchhagen, der Vorstandschef der Frankfurter in der FNP.

Es ist nicht nur bitter, es könnte auch das Ende des Fußballs, wie wir ihn bisher kannten, sein. Wenn es dem FC Bayern gelingt, diese Qualitätsstufe zu halten, und der Kader und ein ewig unzufriedener Herr Sammer garantieren dies, haben wir zumindest einen Verein, dessen Unerreichbarkeit
nur noch Erfolgsjunkies ergötzt. Denn Perfektion nutzt sich ab, wird langweilig, Maschinenfußball interessiert nicht - wird quasi zum Fußballkunstwerk im Zeitalter seiner eigenen technischen Reproduziertheit.

 Sollte es dazu kommen, dass andere Teams auch diesem Maschinenfußballvorbild nacheifern, gar nachfolgen, wird das Interesse an der Liga, so wie sie zur Zeit organisiert ist, kippen. Und sich vielleicht der zweiten oder dritten oder vierten vermehrt zuwenden: dort wird noch Fußball auf der Grasnarbe gespielt.

9. Januar 2014

Coming out half-heartedly

Gut, zugestanden - für Die Medien ist es der lang ersehnte Hype, dass sich nun endlich ein - wenn auch ehemaliger - Fußballprofi geoutet hat als homosexuell. Von Thomas Hitzlsperger ein mutiger Schritt, er ist ja nun noch nicht so lange aus dem Profigeschäft heraus.

Aber es sind da zwei Aspekte, die anzeigen, wie ungenügend dieses Coming-out dennoch ist: Zum einen gibt es eben nicht nur Heterosexuelle und Homosexuelle - alle anderen Spielarten der Natur bleiben im Dunkeln, also Transgender, Transsexuelle, Bi-Sexuelle, Crossdressers, Asexuelle etc.

Und zum andern gibt es Petitionen. Wie die in Baden-Württemberg, die sich gegen die Behandlung von Homosexualität im Schulunterricht wendet und mittlerweile von mehr als immerhin 68.000 Menschen unterzeichnet wurde. Begründung: es werde Akzeptanz gefordert seitens der Schüler und nicht auf Toleranz abgehoben. Haarspalterei? Ist die Akzeptanz eines Phänomens nicht die Voraussetzung für seine Tolerierung?

Wie auch immer: was nötig ist, sind ganz viele Hitzlspergers. Nicht nur im Fußball.

8. Januar 2014

First we take GötzeLewandowski...

Zitat aus der SZonline vom 8.1.2014:

Auf einen Diskurs, ob der Bundesliga wegen der Münchner Überlegenheit weitere Langeweile droht, will sich Sammer nicht einlassen. "Die Diskussionen können geführt werden, aber ohne uns. Mich interessiert nur, was wir machen, wie wir arbeiten." Der Klub dürfe sich nicht von seiner Zielstrebigkeit abbringen lassen.

Jawollja! Endlich ist es heraus! Obermajor Sammer weiß, wo es hingeht mit dem FC Bayern: WELTHERRSCHAFT!!!

5. Januar 2014

Die Causa Lewandowski

Nun also doch. Robert Lewandowski unterschreibt einen Vertrag beim FC Bayern München und will dort bis 2019 selbigen erfüllen. So zumindest die Absichtserklärung. Nach langem Hin und Her und Ja-Vielleicht-Abernein-Möglicherweise seitens Spieler, Berater und Verein kauft der Liga-Krösus den zweiten wichtigen Spieler einem direkten Konkurrenten aus dem Kader weg.

Wer schon immer gemutmaßt hat, dass hinter diesem bayerischen Geschäftsgebaren Methode steckt, muss sich erneut bestätigt fühlen. Man mag dem entgegenhalten - that's the name of the game, so läuft nun mal das Geschäft, besonders in einem "heiß umkämpften Markt", um wirtschaftsneoliberal zu formulieren. Der Gedanke von Fußball als dem Gentlemen's Game hat ja spätestens seit Einführung der Profi-Ligen seine Gültigkeit verloren.

DIE Bayern mal wieder auf Beutezug also - und sag mir keiner, sie tun das aus schierer Personalnot. Die Frage ist eher: Wer ist als nächster dran, vielleicht Stefan Kießling? Damit könnte man Leverkusen schwächen. Vielleicht ja auch ein CL-Spieler, nachdem man diesen Markt ja auch ständig im Auge behalten muss?

Vielleicht wäre es gar nicht so dumm, diesen Gedanken einer eigenständigen, landesmeisterschaftsunabhängigen Champions League weiter zu verfolgen. Dann bräuchte man auf die heimischen Konkurrenten kein Blick und kein Geld mehr verschwenden. Aufziehen könnte man das wie in den USA,  als eigenständiges Unternehmen, es gäbe nur nach Insolvenzen Abstiege, um den oder die freien Plätze könnten lukrative Ausscheidungsspiele ausgetragen werden... Und die nationalen Teams könnten endlich wieder in Ruhe die nationalen Meisterschaften unter sich ausspielen.

3. Januar 2014

Merkwürdig...

... diese Stille, diese Leere, diese Armut an Nachrichten - allenfalls eine völlig belanglose Neuverpflichtung eines Verteidigers seitens eines Abstiegskandidaten Marke Torschlusspanik dringt zu uns hin, ansonsten völlige Winterpause. Keine Meldung, die uns aufpeppt, niederkloppt, querplatiniert oder zubodenblattert; es ist, als hätte ein Herr Sammer nie den Mund aufgemacht.

Wohltuend, dieses (man entschuldige die Wortwahl) Schweigen der Waffen an der Fußballnewsfront.

Vielleicht gibt es ja Dinge zwischen Himmel und Erden, die tatsächlich und wirklich wichtiger sind - ? Oder ist es nur die Ruhe vor dem Sturm?

Der nämlich spätestens den Sommer dieses Jahres prägen wird: in Brasilien, wenn der FIFA der heiße Wind des Protests ins Gesicht schlagen wird; in Katar, wenn die absoluten Monarchen (nein, nicht der Name einer Popband) das WM-Turnier retten wollen; in Deutschland, wenn die Ligen von vereinslosen Rumänen und Bulgaren überschwemmt werden wird.

Gut, Letzteres ist vielleicht nur auf Bayern begrenzt; aber dennoch tät ich mir wünschen, dass es mit der medialen Zurückhaltung in Sachen König Fußball im Verhältnis zu den inflationär sich verschlechternden Lebensbedingungen aller Nicht-Reichen vorüber sein wird und Fragen gestellt werden. Fragen, immer wieder Fragen. Nicht, was die Gründe sind, warum diese oder jener diesen oder jenen Verein lieben. Sondern nach Finanztransaktionen und politischer Beeinflussung.

Ein frommer Wunsch, ich weiß. Aber man muss gar nicht mal beten zu seiner Erfüllung.