13. November 2015

Costas Fersen


Psychologisch nicht unkompliziert: Da befindet man sich im 32. Lebens- und siebten Bayernjahr, ist gerade noch Führungsspieler in, das muss man ihnen ja zugestehen, einer der besten Mannschaften der Welt – und merkt langsam aber sicher, wie man aufs Abstellgleis geschoben wird, um dann ab 2017 in Nijmegen vor 11.000 Zuschauern langsam die Karriere ausklingen zu lassen. Der Körper muckt, und mit 31 ist es ein anderes Mucken als mit 21, die Gewissheit zurückzukommen ist weg. In dieser Situation bringt einen der Trainer, und zwar nicht für 15 oder 20 Minuten, wie sonst zuletzt so oft, wenn es bereits 5:0 steht, sondern von Anfang an. Vom Spiel gegen Stuttgart ist die Rede und von Arjen Robben, formerly known as Sergej Jewgenjewitsch Aleinikov.

Das 1:0 gelingt ihm nach 11 Minuten mit der Brust, die Bayern dominieren nach Belieben, also alles wie immer, nur eben mit Robben. Zwei Mal in der zweiten Halbzeit schließt – … hier bitte ein beliebiges Synonym für Robben einfügen … – dann selbst Angriffe ab, anstatt zum deutlich besser stehenden und anschließend vollkommen zu Recht meckernden Lewandowski zu spielen, der, glaubt man der Boulevardpresse (was man nie tun sollte), immer schon schlecht auf Robben zu sprechen war. Guardiola sagt nach dem Spiel, auf die beiden Szenen angesprochen: „Ich bin ein guter Trainer, aber nicht gut genug, um die Mentalität von Arjen Robben mit seinen 31 Jahren zu verändern.“ Klingt nach einem Platzverweis, wird aber kein Platzverweis sein.  

Dass ein Robben, der nicht nur den Atem von Costa und Coman in seinem Nacken spürt, sondern seit ein paar Wochen gerade noch deren Fersen sieht, in einem solchen Spiel nicht nur zwei, sondern drei oder lieber noch fünf Tore schießen will, versteht sich von selbst und hat ihn dorthin gebracht, wo er sich noch befindet, in die fußballerische Weltspitze. Dass er, der aufgrund seines fragilen Körpers seit einem Jahrzehnt immer mit der Befürchtung aufläuft, das aktuelle Spiel könnte das letzte für Wochen, wenn nicht für Monate sein, im Angesicht des nahenden Karriereendes längst … nein, nicht abgelegte, vielleicht länger unterdrückte Verhaltensweisen wieder offenbart, stimmt den Schreiber dieser Zeilen ein wenig traurig, hat er – hier keine freie Synonymwahl – den Holländer doch im Laufe der letzten Jahre tatsächlich ein wenig … nein, lieb gewonnen geht deutlich zu weit, akzeptieren, wenn nicht gelegentlich sogar a’weng schätzen gelernt.

Fehlt noch ein Abschlusssatz. Es hätte der von Guardiola sein können, doch der wurde oben bereits verwurstet, womit keinesfalls der prominente Bayernknacki ins Spiel gebracht werden soll, denn der hat hier nichts zu suchen.

Vielleicht der hier: Möge Robben gesund bleiben und das Ende seiner Bayernzeit nicht auf der Bank erleben müssen. Oder der hier, Sie haben die Wahl: Jedem mannschaftsdienlicheren Spieler schauen wir tausend Mal lieber zu; und wir wüssten einige.