“FIFA standard hospitals and schools!” - Krankenhäuser und Schulen nach FIFA-Standard verlangen die Demonstranten in Brasilien. Was zunächst ironisch rüberkommt, könnte eine Welle von Forderungen lostreten, die letztlich alle auf diesen Nenner zu bringen sind: Wenn die FIFA in einem Land ihr Weltmeisterschaftsturnier veranstaltet, muss sie dafür sorgen, dass sie die Infrastruktur in diesem Land unterstützt.
Soll heißen: Für Fußballturniere braucht es ausgebesserte Straßen, verbesserten öffentlichen Personen-Nahverkehr, funktionierende Krankenhäuser, eine entsprechend geschulte und ausgerüstete Polizei, einen oder mehrere grundüberholte Flughäfen, Helfer und Helferinnen, für die Hundertausende von Fans, die zu diesen Spielen kommen.
Diese Forderungen sind weder überzogen, noch abwegig: wer derart immens Kohle macht, sich aber aller Verantwortung entzieht, handelt nach Art von totalitären Feudalisten: Sollen die da unten doch sehen, wo sie bleiben, nachdem wir ihnen den letzten Cent aus der Tasche gezogen haben.
Die FIFA darf nicht länger Knebelverträge mit diesen Staaten machen, sich alles bezahlen lassen, keine Steuern dafür abgeben und mit sattesten Gewinnen zum nächsten Land ziehen. Dieses Raubrittertum muss ein Ende haben.
Es sollte, von diesen Demonstranten in Brasilien ausgehend, eine weltweite Kampagne geben: Make FIFA pay for what they earn! Die FIFA muss, wie jeder Veranstalter auch, für sämtliche Veranstaltungskosten auch in der Folge (Stichwort: leerstehende Stadien, vgl. Südafrika) aufkommen. Den Vertrag dazu unterschreibt Herr Blatter persönlich vor der UN-Vollversammlung.
22. Juni 2013
21. Juni 2013
Der unauffällige Vorsteher der Vernunft
Er stand und steht nicht gerne im Mittelpunkt. Aber wenn er was zu sagen hat, sagt er es laut und deutlich. Und fundiert. Und das seit vielen Jahren. Die Rede ist von Heribert Bruchhagen, Vorstand der Eintracht aus Frankfurt.
Unauffällig, aber kontinuierlich und sehr effizient hat er die Profiabteilung in mittlerweile recht luftige Höhen geführt: dank eines klaren Finanzkonzepts, klarer Vorgaben, klarer Grenzen. Sich dazu einen Trainer und einen Sportdirektor geangelt, die innerhalb dieser Vorgaben Erstaunliches aus der Mannschaft herausgeholt haben. Sicherlich ist der sportliche Höhenflug der Eintracht zuallererst das Verdienst von Armin Veh. Aber eben auch von Heribert Bruchhagen.
Der ist vor kurzem von der Frankfurter Rundschau interviewt worden. Und hat diese Einschätzung nicht nur bestätigt, sondern auch noch so dies und das zu Protokoll gegeben, das ihn als den kühlen Kopf kennzeichnet, der die Eintracht aus diversen Rotlichtern und rabenschwarzen Zeiten geholt hat. Und der möchte, dass dies auch nach seiner Zeit - der Mann wird 65 - noch so bleibt.
Berechenbar, Kontinuität, wirtschaftliche Vernunft - das sind die Konstanten, die seine erfolgreiche Arbeit bestimmen. Dass er mitunter als der große Bremser missverstanden wird, stört ihn nicht; ihm ist durchaus bewusst, dass der "gemeine Fan" von Pokalen und Erfolgen träumt, ohne sich dabei klarzumachen, woher das leider dafür nötige Geld kommen soll. Die Verlockungen des Finanzmarkts sind groß - "Angebote für diverse Finanzinstrumente, Fananleihen, von Konstrukten, die dafür sorgen, dass uns Spieler zur Verfügung gestellt werden, deren Transferrechte wir dann aber nicht mehr oder nur noch zum Teil besitzen. Gerade heute morgen ist mir ein solches konkretes Angebot wieder auf den Tisch gekommen", so Bruchhagen im FR-Interview. Die einzig vernünftige Reaktion darauf: "Ich habe abgelehnt."
Was frühere Vorstände nicht konnten oder nicht wollten. In welchem Ausmaß das schnelle Geld einen Verein fast zugrunde richten kann, weiß Bruchhagen genau: "Ab 1. Juli zahlen wir endlich nicht mehr 2,5 Millionen Euro pro Jahr für einen ISPR-Vertrag, der der Eintracht vor zwölf Jahren etwas mehr als neun Millionen Euro in die Kasse spülte und mit Zins und Tilgung 21 Millionen Euro kostete." Angesichts solcher finanzieller Schieflagen bleibt einem auch als Nicht-Eintracht-Fan der Mund offen stehen.
Und man kann erahnen, wie es um die deutsche Profi-Fußball-Finanzierungslandschaft bestellt ist. Wobei es ja im Vergleich zu anderen Ländern noch immer erheblich besser, sprich solider zugehen soll. Bleibt abzuwarten, ob das so bleibt. Nicht nur, aber auch, bei der Eintracht.
Das gesamte Interview gibt es hier nachzulesen:
http://www.fr-online.de/eintracht-frankfurt/interview-bruchhagen---der-trainer-hat-den-hut-auf-,1473446,23416078.html
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Eintracht Frankfurt
20. Juni 2013
Krawalle, Demos und Proteste - aber doch nicht beim Fußball, oder?
Confed-Cup in Brasilien, die Vorübung für den "Ernstfall" WM nächstes Jahr: und Zigtausende gehen auf die Straßen und protestieren, gegen die Eintrittspreise, gegen die FIFA-Knebelverträge, gegen erhöhte Nahverkehrstickets, gegen diese und jene politische Entscheidung oder Richtung, die sie nicht mehr mittragen, nicht mehr ertragen wollen. Oder können. Oder beides.
Der Fußball wird politisiert, und das wird endlich Zeit. Ihn wie bisher als tief in der Gesellschaft verwurzelt und verbreitet zu bejubeln, aber dabei krampfhaftund quasi-totalitär aus der Politik heraushalten zu wollen, ist ein künstliches Konstrukt gewesen. Indem der Fußball Bestandteil einer Gesellschaft ist, ist er auch politisch. Auch wenn das die Funktionäre in ihrem geschlossenen Weltbild nicht wahrhaben wollen.
Vielleicht bricht sich langsam, aber sicher vor allem bei den jungen Menschen die Überzeugung Bahn, dass nicht alles klaglos hinzunehmen ist, was von den Älteren "da oben" verordnet wird - meist ja zum Nutzen Der-da-oben und zum Nachteil der Jüngeren, sprich Der-da-unten. Aufstände - ja genau, Erhebungen sind es, ein Aufbegehren gegen sattsame Ungerechtigkeiten - wie in Brasilien oder der Türkei werden fortan wohl weltweit mehr und mehr geprobt werden. Das ist zumindest zu hoffen: um der um sich greifenden verordneten Unmündigkeit des Volkes Paroli zu bieten. Auch im Fußball.
Der Fußball wird politisiert, und das wird endlich Zeit. Ihn wie bisher als tief in der Gesellschaft verwurzelt und verbreitet zu bejubeln, aber dabei krampfhaftund quasi-totalitär aus der Politik heraushalten zu wollen, ist ein künstliches Konstrukt gewesen. Indem der Fußball Bestandteil einer Gesellschaft ist, ist er auch politisch. Auch wenn das die Funktionäre in ihrem geschlossenen Weltbild nicht wahrhaben wollen.
Vielleicht bricht sich langsam, aber sicher vor allem bei den jungen Menschen die Überzeugung Bahn, dass nicht alles klaglos hinzunehmen ist, was von den Älteren "da oben" verordnet wird - meist ja zum Nutzen Der-da-oben und zum Nachteil der Jüngeren, sprich Der-da-unten. Aufstände - ja genau, Erhebungen sind es, ein Aufbegehren gegen sattsame Ungerechtigkeiten - wie in Brasilien oder der Türkei werden fortan wohl weltweit mehr und mehr geprobt werden. Das ist zumindest zu hoffen: um der um sich greifenden verordneten Unmündigkeit des Volkes Paroli zu bieten. Auch im Fußball.
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