21. Juni 2013
Der unauffällige Vorsteher der Vernunft
Er stand und steht nicht gerne im Mittelpunkt. Aber wenn er was zu sagen hat, sagt er es laut und deutlich. Und fundiert. Und das seit vielen Jahren. Die Rede ist von Heribert Bruchhagen, Vorstand der Eintracht aus Frankfurt.
Unauffällig, aber kontinuierlich und sehr effizient hat er die Profiabteilung in mittlerweile recht luftige Höhen geführt: dank eines klaren Finanzkonzepts, klarer Vorgaben, klarer Grenzen. Sich dazu einen Trainer und einen Sportdirektor geangelt, die innerhalb dieser Vorgaben Erstaunliches aus der Mannschaft herausgeholt haben. Sicherlich ist der sportliche Höhenflug der Eintracht zuallererst das Verdienst von Armin Veh. Aber eben auch von Heribert Bruchhagen.
Der ist vor kurzem von der Frankfurter Rundschau interviewt worden. Und hat diese Einschätzung nicht nur bestätigt, sondern auch noch so dies und das zu Protokoll gegeben, das ihn als den kühlen Kopf kennzeichnet, der die Eintracht aus diversen Rotlichtern und rabenschwarzen Zeiten geholt hat. Und der möchte, dass dies auch nach seiner Zeit - der Mann wird 65 - noch so bleibt.
Berechenbar, Kontinuität, wirtschaftliche Vernunft - das sind die Konstanten, die seine erfolgreiche Arbeit bestimmen. Dass er mitunter als der große Bremser missverstanden wird, stört ihn nicht; ihm ist durchaus bewusst, dass der "gemeine Fan" von Pokalen und Erfolgen träumt, ohne sich dabei klarzumachen, woher das leider dafür nötige Geld kommen soll. Die Verlockungen des Finanzmarkts sind groß - "Angebote für diverse Finanzinstrumente, Fananleihen, von Konstrukten, die dafür sorgen, dass uns Spieler zur Verfügung gestellt werden, deren Transferrechte wir dann aber nicht mehr oder nur noch zum Teil besitzen. Gerade heute morgen ist mir ein solches konkretes Angebot wieder auf den Tisch gekommen", so Bruchhagen im FR-Interview. Die einzig vernünftige Reaktion darauf: "Ich habe abgelehnt."
Was frühere Vorstände nicht konnten oder nicht wollten. In welchem Ausmaß das schnelle Geld einen Verein fast zugrunde richten kann, weiß Bruchhagen genau: "Ab 1. Juli zahlen wir endlich nicht mehr 2,5 Millionen Euro pro Jahr für einen ISPR-Vertrag, der der Eintracht vor zwölf Jahren etwas mehr als neun Millionen Euro in die Kasse spülte und mit Zins und Tilgung 21 Millionen Euro kostete." Angesichts solcher finanzieller Schieflagen bleibt einem auch als Nicht-Eintracht-Fan der Mund offen stehen.
Und man kann erahnen, wie es um die deutsche Profi-Fußball-Finanzierungslandschaft bestellt ist. Wobei es ja im Vergleich zu anderen Ländern noch immer erheblich besser, sprich solider zugehen soll. Bleibt abzuwarten, ob das so bleibt. Nicht nur, aber auch, bei der Eintracht.
Das gesamte Interview gibt es hier nachzulesen:
http://www.fr-online.de/eintracht-frankfurt/interview-bruchhagen---der-trainer-hat-den-hut-auf-,1473446,23416078.html
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