Borniert - bornierter - FIFA? Natürlich war nicht zu erwarten, dass die FIFAmilie irgendeines auch noch so kleines Zugeständnis an ihre Kritiker macht. Wo käme sie denn da hin - und wo käme denn da auch ihr Profit hin. solange sich noch irgendein Land findet, dass klaglos-freudig ohne Forderungen jedweder Art ein WM-Turnier ausrichtet, wären die feinen Fußball-Herren nach kapitaler Logik auch schön blöd, die Kuh, die sie so ertragreich melken, zu einem Kälbchen mutieren zu lassen.
Jüngstes Beispiel dieser Borniertheit findet sich auf ZEITonline; dort wurde der Kommunikationschef der FIFA, Herr Walter de Gregorio interviewt. Die Energie hätte man sich eigentlich schenken können, denn wie zur Bestätigung prallen alle auch noch so klar in ihrer arroganten Ambivalenz vorgebrachten Vorwürfe aalglatt ab. Beispiel:
ZEIT ONLINE: Die Demonstranten regen sich darüber auf, dass ihre
Regierung vor der Fifa auf die Knie geht, um eine Fußball-WM auszurichten. Dass
sie teure Stadien baut, die die Fifa fordert, obwohl das Geld anderswo
gebraucht wird.
de Gregorio: Das sind berechtigte Fragen, die aber nicht wir zu
beantworten haben, sondern die Länder, die sich um eine Weltmeisterschaft
bemühen. Es ist ja nicht so, dass wir kommen und jemandem unsere Regeln
aufzwängen und danach alle überrascht sind. Bei jedem Bieterwettbewerb gibt es
klare Vorgaben, was wir verlangen.
Man muss sich das mal zerlegen lassen, was der Herr Kommunikation(!)schef da von sich gibt: Erst gesteht er zu, dass die soziale Schieflage, die anlässlich des WM-Turniers zugespitzt und offenkundig wird, eine solche ist; dann weist er jegliche Verantwortung dafür zurück im Verweis darauf, dass die Länder selbst schuld seien, wenn sie sich den Regeln der FIFA unterwürfen. Schließlich sei es nicht Schuld der FIFA, wenn das, was er als "klare Vorgaben" bezeichnet, in Wirklichkeit aber ausbeuterische und letztlich anti-demokratische Forderungen sind, von Ländern erfüllt werden wolle. Was er dabei unterschlägt: dass das System FIFA diesen Ländern durchaus, nennen wir's mal: bestimmte Impulse geben kann, um sich darauf einzulassen.
Daraus folgt: Will man davon wegkommen, muss es eine ähnliche Regulierungsübereinkunft geben wie bei zockenden Bankern und Steueroasen. Dann erst könnten WM-Turniere mit den Vorgaben des Gastgebers in Einklang gebracht werden. Und die FIFA würde immer noch verdienen - auf jeden Fall aber würde der Fußball gewinnen.
ZEITonline-Interview siehe http://www.zeit.de/sport/2013-06/interview-fifa-degregorio-brasilien
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