2. November 2013

Kein Fußball - wir sind zu reich

So so, die französischen Profi-Fußballvereine wollen nicht zahlen. Wollen die Reichenabgabe, die von ihrem Staatslenker wie weiland der Zehnte pamphletiert worden ist, nicht entrichten (tut man das nicht mit der Notdurft? anderes Thema... oder dann auch wieder nicht). Wollen gar - Achtung! - streiken. Dem Volk sein Opium entziehen, auf dass es sich entrüste (Waas? erst die Brotpreise erhöhen und dann uns die Spiele verunmöglichen? Mon Dieu!) und gegen den feudal regierenden Herrn sich auflehnen.

Würde "das Volk" tatsächlich auf die Barrikaden gehen (Achtung: französische Geschichte!), hätte es sich formidabel verarschen lassen. Von den Reichen, die ein weiteres Mal den Kampf gegen die Armen, die so unangenehm aufdringlich sein können, für sich ein Stück weit (ein Geldstück weit) gewonnen hätten.

Dieser Kampf hat jetzt auch den Fußball erreicht. Denn bei allen anderen Kriegsschauplätzen momentan - Privatdatenklau mit einhergehendem Vertrauensverlust, Klimawandel-oder-nicht, Welthunger etc. - ist der Krieg zwischen den Wohlhabenden und den Habenichtsen im vollen Gange. Ab und zu bekommt Arm davon sogar was mit. Vielleicht bestreikt das Volk ja auch mal die Profi-Vereine. Nein? Nicht, wenn's um Fußball geht? Wir sprechen uns noch.

28. Oktober 2013

Macht sie alle, alle glücklich und immer zu jeder Zeit

"Der Fußball verändert sich, wir haben 209 Verbände. Warum verringern? Wir sollten mehr Menschen glücklich machen!"- Das die Reaktion von Michel Mégalomane Platini auf Blatters Vorschlag, künftig für WM-Turniere mehr afrikanische und weniger europäische Nationalmannschaften zuzulassen. 

Mal abgesehen davon, dass Joseph Eternel Blatter damit ja eigentlich auf Stimmenfang gehen wollte, um seine Wieder- und Wiederwiederwahl zu betreiben, hat Michel Platini schon mit der Aufstockung der Teilnehmer zur EM auf 24 - quasi der Hälfte aller europäischen Verbände - einen Ansatz zu Größenwahn, mindestens Desorientierung gezeigt.

Nun will er die WM mit 40 Teams bestückt wissen - für alle Kontinente ein paar mehr als die bisherigen 32. Dabei sollte er aber nicht stehenbleiben. Denn es geht noch besser, noch größer.

Es könnten alle 209 Nationalteams gegeneinander antreten, bis ein Weltmeister ermittelt ist. Und: es könnte das ganze Jahr über WM sein, nicht nur alle viere. Wie wären da alle Fans glücklich, und keiner mehr benachteiligt, und alles stünde endgültig unter der Ägide des allmächtigen Fußballs, und Joseph Blatter hätte seine stalineske Mission erfüllt: Oh Almighty Soccer, we pray to thee! Amen.

24. Oktober 2013

DER TÖDLICHE PASS heute mal in uneigener, wenn auch ureigener Sache


Fußball – noch immer? schon wieder? trotz allem? gerade deshalb? oder warum überhaupt?

Sagen Sie’s uns, wir wollen's wissen. Wie? Indem Sie bei der europaweiten Online-Befragung des FREE-Projekts mitmachen. FREE steht für „Football Research in an Enlarged Europe“ – ein von neun europäischen Universitäten getragenes sozialwissenschaftliches Forschungsprojekt, das besser verstehen will, was der Fußball mit den Europäern macht und warum er das macht, was er macht.

FREE läuft von 2012 bis 2015. Das Projekt veranstaltet Konferenzen in ganz Europa zu einer großen Bandbreite von Themenbereichen und Forschungsansätzen. Alle Details zu den wissenschaftlichen Fragestellungen, den teilnehmenden Instituten und zu den Events, sowie unseren FREE-Blog finden Sie auf der website www.free-project.eu.

Und genau dort geht’s auf der Homepage auch direkt in die Umfrage: einfach auf das grüne Banner der Sprache Ihrer Wahl klicken und los geht’s. Die Umfrage wendet sich ausdrücklich an ein Publikum, das sich für den Fußball, aus welchen Gründen auch immer, interessiert. Und das bereit ist, sich zwanzig Minuten lang mit unserem Fragebogen zu beschäftigen. Wer wissen will, was bei all dieser Forschung am Ende herauskommt, kann uns seine/ihre E-Mail-Adresse lassen. Muss man aber nicht, das Ganze findet unter klaren Datenschutzregeln statt.

Wer die Umfrage gerne weiter-twittern will, bitte gerne! Hier der direkte Zugang: http://free-project-eu.limequery.org/index.php/67173/lang-de.
Vielen Dank fürs Mitmachen!
Albrecht Sonntag
(Rückfragen aller Art gerne an albrecht.sonntag@essca.fr)

7. Oktober 2013

Joseph Blatter (103) kandidiert erneut

Als FREUND des FUSSBALLS sollte man das verhindern: dass ein Herr Blatter sich 2015 erneut zum Präsidenten der FIFA küren lässt. Die jüngsten Äußerungen zu den WM-Baustellentoten in Katar lassen keinen Zweifel daran, dass hier jemand versucht, marie-antoinette-mäßig eine schöne heile Fußballwelt zu beschwören, die es nicht gibt.

Als gäbe es der Skandale um die FIFA nicht schon genug - jetzt werden auch noch die Menschenrechte mit Füßen getreten, was zwar ins Bild dieser Sportart passt, aber trotzdem völlig inakzeptabel ist. Ebenso unannehmbar sind die Haltungen der übrigen Exekutivmitglieder dazu, die keinen Ton von sich geben, der in den Ohren ihres HErrn nach etwas anderem klingen könnte, als der Meister befohlen hat.

Es ist ein Trauerspiel: niemand wagt den offenen Aufstand gegen den Großen Zampano - und wenn sie nicht aufpassen, lässt er sich jopi-like mit 103 Jahren immer noch aufstellen.

Wann endlich verbannt man den kapitalen Totengräber des FußballSPORTS auf eine einsame Insel wie weiland Napoleon? Von selbst wird er nicht gehen, sondern stante pede et mente behaupten, wie gut es allen dank FIFAfußball geht. Wie Marie-Antoinette, die auch die Augen vor der Wirklichkeit verschloss. Ihr Leben endete sehr unrühmlich.

3. Oktober 2013

Es lebe der Fußball! Es sterben die Stadionbauarbeiter!

Man kann und darf dieses Thema gar nicht lange genug am Kochen halten, medial - nachdem fast alle wegschauen, vor allem alle sogenannten Offiziellen und Verantwortlichen, um bloß nicht den steten Kapitalfluss zu stören, in dem die Reichen dieser Erde (und solche, die es noch werden wollen) sich baden und treiben lassen. Was kümmert die der arme Rest? Nein, dieses Elend kotzt sie nicht einmal mehr an, das ignorieren die nicht einmal mehr. Und die FIFA mittenmang dabei.

Da schüttelt ein Herr Platini aufgebracht sein Haupt, wenn Greenpeace eine längst überfällige Aktion gegen die umweltverbrecherischen Machenschaften von Gazprom startet - in einem Fußballstadion! Beim Anpfiff eines Fußballspiels!! In der Königsklasse Champions League!!! Welch Majestätsbeleidigung! Der Majestät Mammon nämlich.

Und die Mehrheit der Fans macht weiter in selig Lederhosen und Bier, in Stadionwurst und Trainerentlassungsspekulation, als ob nichts, aber auch gar nichts ihren geliebten Sport trüben könnte. Ist das noch Sport? Ist da auch noch Moral? Die Fragen stellen sie sich nicht. Was zählt, ist das Event, die Unterhaltung. Das ist hier nicht anders als in der Politik. Siehe das Wahlergebnis der BRD von vor ein paar Wochen.

Es muss mehr Wut und Empörung geben, wenn die unhaltbaren Zustände - und es sind ja nicht nur Arbeiter, die wie Sklaven in Katar behandelt werden, es sind ja auch Spieler selbst - geändert werden sollten. Aber vielleicht will man das ja auch gar nicht. Dann hätte sich der Fußball ein weiteres Mal verkauft. And the beat goes on...

(In diesem Zusammenhang: http://www.tagesspiegel.de/sport/willmanns-kolumne-fussball-politik-und-baerenschinken/8880106.html )

2. Oktober 2013

Jimmy Hartwig macht in Trachten

Jimmy Hartwig verkauft Trachtenmode, ist der Boulevardpresse zu entnehmen. Möge ihm Erfolg dabei beschieden sein, Jimmy Hartwig hatte es nicht immer leicht.

Schlimm an der Meldung ist nur der Erinnerungsfetzen, der durch sie aus dem tiefsten Unterbewusstsein zutage gefördert wird. Das ganze trug sich vor geschätzten fünfzehn Jahren in Hamburg zu, in einem Ausflugslokal namens "Cliff", das direkt an der Außenalster liegt und in dem man qua Hausordnung gezwungen ist, sein iPhone (früher: Nokia) auf den Tisch neben den Caipi zu legen und die Sonnenbrille hoch ins Haar zu schieben, was dann später unangenehme Folgen hat, und dies wird oft unterschätzt, wenn das Haar nicht unbehandelt ist, was für alle Cliffgäste gilt, doch endlich zum Thema:

Jimmy Hartwig und der Ich-Erzähler stehen Schulter an Schulter an einem Ort, der gelegentlich von Sport1-Ansagern als Drehort für Werbeclips verwendet wird, ansonsten aber nicht weiter der Rede wert sein sollte, und es entwickelt sich folgender Dialog:

Ich-Erzähler: "Sind Sie nicht...?"
Jimmy Hartwig: "Ja, genau."
Ich-Erzähler: "Und ich hatte Sie erst gar nicht erkannt."
Jimmy Hartwig: "Jetzt aber doch."
Ich-Erzähler: "Ja."
Jimmy Hartwig: "Okay."
Ich-Erzähler: "Und sonst?"
Jimmy Hartwig: "Läuft."
Ich-Erzähler: "Dann alles Gute."
Jimmy Hartwig: "Ihnen auch."

Und dafür hat der Mensch über zigtausende von Jahren das Sprechen gelernt.

29. September 2013

Zu Tode schuften für den Fußball

Die Tatsachen sind unwiderlegbar: es hat Tote gegeben, zahlreiche, auf den Baustellen in Katar, wo 2022 die WM ausgespielt werden soll. Die Organisation, die die Oberaufsicht hat - ist sofort angerückt und hat die Verhältnisse überprüft? Die Bosse der Baufirmen zurechtgewiesen? Die Skalverei beendet? Dem katarischen Regime das Turnier entzogen? Pustekuchen.

Ein paar Zeilen, dass man besorgt sei und die Sache auf die Agenda irgendeiner nächsten Sitzung stellen werde, vielleicht die Ethikkommission damit sich befassen lasse - mehr nicht. Auf Deutsch: Uns FIFA geht die Sache am Arsch vorbei.

Man gibt zwar inzwischen zu, dass es nicht ganz optimal gewesen sei, das WM-Turnier in die Wüste geschickt zu haben, aber Beschluss ist Beschluss und wahrscheinlich sind jetzt schon die Vorauszahlungen auf die Sponsorenverträge in die Schweiz geflossen. Wer will das ausschließen. Außerdem ist man zu sehr damit beschäftigt, so vielversprechende Partnerschaften zu schließen wie mit Gazprom - viel Geld versprechend.

Irgendwann, so ist zu hoffen, wird es zum Boykott kommen - einiger Verbände, vielleicht aber auch der Zuschauer und vor allem: von Spielern. Fußballer, die sagen: NEIN - unter diesen mörderischen Umständen (Sklaverei, Hitze, Ausbeutung, Gewinnmaximierung der FIFA-Familie) bin ich nicht mehr bereit, anzutreten. Zuzutrauen wäre es ihnen - zu erhoffen wäre es von ihnen. Auf einem Spielfeld, das auch ein Gräberfeld ist, sollte keiner gegen einen Ball treten.

20. September 2013

Ereignisschatteninszenierung

Schalke gegen Bayern. Das gab's nicht nur einmal, das kommt immer wieder. Also muss was her, was die Partie "attraktiv", nein "besonders attraktiv" macht. Nun treffen dieses Mal zwei Brüder aufeinander, die beiden Boatengs. Wenn das nicht eine Möglichkeit ist, das Spiel vorher schon etwas aufzupeppen!

Prompt heißt es: „Am Samstag werden wir für 90 Minuten keine Brüder sein“ vom einen, und wäre doch gelacht, wenn man aus dem andern nicht einen kernigen Spruch dagegen herauskitzeln könnte: „Ich versuche es ohne Umhauen. Aber wenn es nicht anders geht, mache ich es“. 

Ja, Fußball kann brutal sein - besonders, wenn ihn bestimmte Medien dazu machen. Egal, ob nun inspiriert von ähnlichen verbalen Scharmützeln vor Boxkämpfen: braucht's das denn wirklich? Oder anders gefragt: Ist das nicht alles ein bisschen arg durchschaubar?

Und letzte Frage: Können wir uns nicht einfach auf ein spannendes Spiel freuen, ohne Spekulation darüber, welche Mannschaft als erste einen vom Platz gestellt bekommt?

16. September 2013

Ja, wo sammer denn?

Sammer erhöht den Druck. Sammer fordert: Raus aus der Komfortzone! Sammer schilt die Mannschaft: Leidenschaftslos! Sammer wettert, Sammer stichelt, Sammer rast, tobt, wütet - ""Im Moment fehlen zwei, drei Prozent". Sammer besides himself - oder ganz in seinem Element?

Nun weiß der Fan, Bayern ist zwar NUR Zweiter in der Liga-Tabelle, ABER: man kann eine Saison ja auch mal zurückhaltend beginnen lassen, wo bliebe sonst die Gemütlichkeit, die nirgendwo sonst jenseits des Dschungelbuchs so groß geschrieben wird wie in Bayern! Zwei, drei Prozent - die schmieren sich Lahm & Co. mal eben schnell aufs Nussnougatbrötchen, wenn sie sie brauchen. Herr Sammer mag keine Nussnougatbrötchen, ist schon klar. Die Essiggurke und die Chilischote, das sind seine Lieblingsfrüchte. Die des heißschweißerspielten Ertrages.

Was soll man halten von diesem tobenden Derwisch, dem irgendein Motivationstrainer mal ins Hirn geblasen haben muss, dass sich Leistung erst dann lohnt, wenn der Herzinfarkt droht? Der, wäre er Apollo, selbst einem - Marsyas gleich - unübertrefflich spielenden Robben eigenhändig die Haut vom Leib ziehen würde, nur um zu zeigen, dass er Recht hätte?

Ja, wo Sammer denn? - Na, eben in Bayern. Da haben eben ganz andere martialisch konservative Kräfte das Land politisch einkassiert. Selbst wenn noch, zwei, drei Prozent gefehlt haben.

7. September 2013

Fußball entwöhnt

Vom Nikotin nämlich. Und das geht so: Die Europäische Lungenstiftung (European Lung Foundation - ELF) und die Europäische Gesellschaft für Atemwegserkrankungen (European Respiratory Society - ERS) haben ein Programm ins Überleben gerufen, das Fußballfans helfen soll, sich das Rauchen abzugewöhnen. (Und ihren Tribünennachbarn das leidige Mitrauchen, aber das nur nebenbei.)

Damit das auch richtig zieht, hat man sich einen kapitalstarken Globalvermarkter als Zugpferd genommen: entsprechend heißt das Programm "Quit Smoking with Barça". Das bekommt jetzt auch irgendeinen Preis, unwichtig, aber immerhin sollen sich 70.000 Menschen dem angeschlossen haben.

Ob da sich alle dran halten werden, möchte ich hier gar nicht zur Debatte stellen. Vielmehr: Endlich wird mir klar, was dieser seltsame Slogan des DFB soll: FUSSBALL IST ZUKUNFT. Bisher hatte man ja immer in den Medien gestreut, wenn die Grünen und Linken und solche weiter an Macht gewönnen, würde es eine Öko-Diktatur geben, mit absolutem Rauch-, Fleisch-, Rauchfleisch-, Benzin- usw. Verboten. Weit gefehlt.

Der Fußball wird unser aller Leben umkrempeln. Erst heißt es quit smoking, dann quit drinking, dann quit eating meat, dann vielleicht noch quit making war - wo soll das alles enden. Und ein Herr Blatter lässt sich als Nobelpreisträger, WHO-Vorsitzender UND Papst inthronisieren. Prost!

5. September 2013

Neuer Trend bei Mädchenvornamen

Nadine Angerer ist zu Europas Fußballerin des Jahres gewählt worden. Das passt erst mal nicht zur Überschrift für diesen Post. Dann aber doch.

Frau Angerer ist die Verkörperung der Europameisterin. 34 Jahre, da winkt man bzw. Mann bei ihren Kollegen schon müde ab, gut, vielleicht bei Torhütern noch nicht sogleich. Aber mit ihren 34 Jahren - fast möchte man ergänzen: Fußballerfahrung - hat sie das deutsche Frauenteam letztlich zur Krone, nein, eben nicht geschossen, sondern: gehalten.

Und deshalb freuts mich ungemein, dass sie jetzt diese Auszeichnung bekommt. Von nicht geringem Wert. Sie steht an der Seite von Ribéry! Und zu Recht.

Die Brücke zu den Mädchenvornamen darf jetzt jeder (sic!) selbst schlagen.

4. September 2013

Millionen und Abermillionen und kein Ende in Sicht

Finanzkrise? Hat da jemand was von Finanzkrise gesagt? In Europa?? Pah, lächerlich. 47 Millionen Euro in Frankreich, 45 Millionen in Spanien,39 Millionen in Großbritannien, 25 Mio in Deutschland und nur 20 Mios in Italien - das sind laut der Tageszeitung THE GUARDIAN die durchschnittlichen Ablösesummen, welche Fußballvereine für die fünf teuersten Spielertransfers in dieser Saison ausgegeben haben. Wohlgemerkt, das sind nur die Durchschnittswerte - die Gesamtsummen aller Wechsel allein in diesen Ländern dürfte im merhstelligen Milliardenbereich liegen.

Die Arbeitslosenquoten liegen zur selben Zeit in Frankreich bei knapp 11 Prozent, in Spanien bei knapp 27%, im UK bei fast 8%, in Deutschland bei rund 6% und in Italien bei 12%. Das ein hat mit dem anderen nichts zu tun?

Noch nicht. Es könnte ja tatsächlich sein, dass irgendwann einmal die Inszenierung des Fußballs, seine Verpackung und seine Marketingstrategien, dem Fußball als SPORT und SPIEL das Wasser abgraben, um eine derzeit krisenökologisch populäre Metapher zu strapazieren. Auch dem gemeinen Fußballfan könnte tatsächlich mal das Geld ausgehen. Vielleicht gibt es dann mal einen - gesamtgesellschaftlich gesehen - wohltuenden Geldbörsencrash bei Vereinen und Wechselprofiteuren.

3. August 2013

PASSblog macht Ferien

... und meldet sich wieder zu Beginn des Septembers. Wer's ohne nicht aushält & kürzer mag: goto TWITTER - da kommentiert unser Mann aus Hamburg das Geschehen... In der Zwischenzeit: bewahren Sie kühlen Kopf und gönnen Sie sich ab und an einen PASSticio...

31. Juli 2013

Diktatorenfußball

"München bewirbt sich um Spiele der Fußball-EM 2020" - so die Schlagzeile über einen kurzen Artikel in der SZ, und wenn man das als dort ansässiger Fußballfan noch mit einem "Hey, schön..." kommentiert, kommt einem dann doch die Galle hoch, wenn man liest, zu welchen Bedingungen.

Da ist von Knebelverträgen die Rede, von Garantieerklärungen und Freistellungen von jeglichen Haftungsrisiken - die das verlangt, ist die UEFA, und wer mitspielen will, muss sich ihr beugen. Das ist nichts Neues, mittlerweile nur noch ein Schulterzucken wert, aber dennoch ein Skandal.

Denn ausgerechnet die Dachorganisation, die für ihre Sportart den absoluten Wettbewerb vorgibt, benimmt sich in Sachen Vermarktung wie ein diktatorischer Monopolist. Sicher, es gibt keine andere, konkurrierende Organisation, insofern stimmt die Logik des Kapitalmarkts. Sie stimmt allerdings dann nicht mehr, wenn für das Vergnügen einiger, zugegebenermaßen einiger vieler, letztlich alle zur Kasse gebeten werden, und sei es auch nur indirekt über Steuern.

Nun könnte man auch dagegensetzen: für eine europaweite Image-Kampagne genügen einer Stadt oder Region heutzutage auch keine 3 oder 5 Millionen mehr, insofern kann man gleich den Fußball als Vehikel nutzen. Mag sein; was trotzdem bleibt, ist der mehr als nur fade Beigeschmack, als Fan doppelt und dreifach zahlender Bestandteil einer Geldmaschine zu sein - ohne dass es eine Alternative gibt. Nicht einmal, wenn man zuhause bliebe.

28. Juli 2013

The return of Frauenfußball

Europameister! Eins-null gegen Norwegen! Und selbst wenn am Ende die letzten zehn Minuten unter nachlassenden Kräften litten - egal: der Frauenfußball ist zurück.

War er jemals weg? Sagen wir mal so: Die Nische, in der er es sich einrichten musste, hat ihn wohlmeinend aufgenommen wieder die letzten Jahre. Dass die VfL Wolfsburg die CL gewonnen hat, war noch eine sportliche Randnotiz; nun, mit dem Gewinn der EM und nach einigen mitreißenden Turnierspielen des jungen Teams, könnte es den nächsten Schub nach vorne geben.

Das legt zum einen die jugendliche Begeisterung nahe, mit der das Team um Frau Neid herum einen gepflegten Pass nach dem anderen gespielt hat: diese Begeisterung sollte Mädchenherzen entzünden!

Zum anderen setzt sich langsam, aber sicher die Einsicht durch, dass Fußball der Frauen einen anderen Spiel-Charakter hat als der der Männer. Unter dieser Prämisse (der des Nicht-Vergleichens nämlich) sollte weiter geworben werden für den Frauenfußball - ohne Waschmaschinen-Werbespots und auch bitte ohne Chauvi-Reporter wie Herrn Schmelzer ("tja, vormittags wechselt sie die Windeln und nachmittags trainiert sie"). Solche gönnerhaften Dummschwätzer hat kein Frauensport verdient.

19. Juli 2013

Bert Trautmann

La Llosa hat einen prominenten Bürger verloren. Seine Geschichte ist weltbekannt: nach der Kriegsgefangenschaft in England geblieben, als Torhüter bei ManCity zu größten Leistungen und größtem Ruhm, größter Verehrung gekommen. Neunundachtzig Jahre waren ihm vergönnt. Uns war vergönnt, ihm in Nürnberg vor fünf Jahren die Hand zu schütteln - als man ihm seitens der Deutschen Akademie für Fußballkultur den Walther-Bensemann-Preis verliehen hatte: für sein Lebenswerk, das weit über seine Karriere hinausging.

Aus diesem kurzen Händedruck damals - ich übertreibe nicht - sprachen Willenskraft, Zielstrebigkeit, Bescheidenheit, Aufrichtigkeit. Auch aus seinen Worten, mit denen er sich damals bedankte und hartnäckig für Toleranz, Aussöhnung und Frieden warb. Solche Stimmen - auch von Fußballspielern und Fußballspielerinnen - dürfte es ruhig ein paar mehr geben. Die von Bert Trautmann werden wir nicht vergessen.

16. Juli 2013

Auf der Jagd nach weißen Elefanten

Was für ein schöner Tag in Rio! Die Vorfreude auf ein Spiel im fastrenovierten Maracana-Stadion ist groß, auch wenn herausstehende Metallstäbe auf den Tribünen hohe Verletzungsgefahr bergen (für die Zuschauer); die Freude umso größer, als zu sehen ist, dass etwas zu sehen ist - weil sämtliche Fan-Fahnen und -Flaggen verboten worden sind. Noch größer die Überraschung: es gibt voluminöse Bierbecher - leider gelingt es dem Zuschauer, "nur" einen Becher zu trinken - pro Tor (zur Erinnerung: es spielte Spanien gegen Tahiti).

Später dann erfährt er-oder-sie von den Aufständen vor dem Stadion - ungebührlich, fürwahr, umso mehr, als die Leute den Gouvernör als Diktator beschimpften, wo man doch seine Wählerstimme nicht für einen Diktator abgeben kann. "I voted for him twice! And that was just the first election.", meint der unbekannte Zuschauer. Und freut sich über den schönen Tag in Rio - wenn nicht am Ende die Schwaden Tränengases doch noch bis zum 10. Stock gezogen wären und die Schoßhunde leiden ließen...


-- das alles stammt nicht von mir, sondern findet sich auf dem sehr interessanten Blog HUNTING WHITE ELEPHANTS / CAÇANDO ELEFANTES BRANCOS. Eine Innenansicht aus dem Fußballland, das nächstes Jahr noch länger im Fokus stehen wird. Da kann man schon mal "vorglühen".

14. Juli 2013

Und dann die Hände / zum Pimmel...

... und lasst uns fröhlich sein! Zuletzt beobachtet - unfreiwillig - in einem Münchner Biergarten. Kahlrasierte Männer, deren sechse, spracheindeutig aus Sachsen, dem schwarzgelben T-Shirt-Aufdruck nach exilierte Dynamos, und schon im "Anmarsch" kehligröhlend die Hände am Schritt. Ja, auch gerade die zwei, die mit Frauchen (im Original: "Votze", so einer am Handy zu irgendeinem andern) unterwegs waren.

Warum auch immer es sie in den Münchner Westen verschlagen hatte, sie befanden sich in Bierlaune, der schlüpfrigen Bemerkungen kein Ende, dann auch noch, der Älteste kam auf die Idee, nach "Erich" zu rufen - im Falsett. Was die andern prompt nachahmten, monkey hear, monkey do.

Ein paar Heldenerzählungen später (eine Gruppe Frankfurter, Bierflaschen, Kopf, klatschen, Blut, Bullen, die Lücken bitte selbst ergänzen) dann der Höhepunkt: zwei tanzen um die Bierbank herum, stoßen ihre Shorts rhythmisch gegeneinander und orgiastische Laute aus. Dazu springt ein Dritter auf und streckt die Hand zum Hitlergruß - die am linken Arm, denn sonst wär's ja strafbar, nä woar.

Noch ein gesangliches Highlight - "Galatasaray, Galatasaray / Besiktas und Fenerbahce / wir hassen die Türkei!" - und weg waren sie. Später, als wir sie an der Tramhaltestelle wieder trafen, hatten sie ihre schwarze und ihre gelbe Fahne ins Gleisbett geworfen und beäugten glucksend, wie der Straßenbahnwagen über sie drüber knackte.

13. Juli 2013

Achtung: Fußballspielen schädigt das Gehirn

Kein Witz! - Die Münchner Radiologin Inga Koerte vermutet das. Sie hat sich mit USamerikanischen Kollegen zusammengetan und meint herausgefunden zu haben, dass bei Kontaktsportarten wie z.B. dem Fußballspiel  Erschütterungen des Gehirns auftreten, welche zu zu Veränderungen führen. Viele kleinere Stöße wie etwa bei Kopfbällen könnten dazu führen, dass die Verschaltungen zwischen den Hirnarealen nicht mehr funktionieren.

Die Frage, ob denn dann die Kinder lieber nicht mehr in die Sportvereine gehen sollen, verneinte sie jedoch - zum einen sei Sport positiv und wichtig für die Entwicklung des Gehirns, zum anderen stecke die Forschung auf diesem Gebiet noch in den Kinderschuhen. Ha!sic!oha! Wenn das mal gut geht: Sport ist gut, weil Hirn entwickelt, Sport ist schlecht, weil Hirn erschüttert.

Solange man noch nichts Genaueres wisse, so die Radiologin, wäre ihr Vorschlag, die Anzahl der Kopfbälle bei Kindern zu begrenzen. - Warum aber nur bei Kindern? Gerade im Profisport ist der Luftkampf um den Ballbesitz wesentlich aggressiver und zeitigt oft platzende Wunden. Sollte also ein Kopfballschiedsrichter eingeführt werden, der zählt, welcher Spieler wie viele Kopfkontakte mit Bällen oder anderen Köpfen im Verlauf hatte, um ihm bei Erreichen einer gewissen Zahl, sagen wir 13 (s. "Jetzt schlägt's 13"), erst die graue, dann die schwarze Karte zu zeigen, auf dass er vom Felde muss?

Ja, Sie lachen zu Recht. Ich spiele seit vielen Jahren Fußball, aber dass mir durch die vielen Kopf- äh -bälle mein Hirn beeindruckt äh beeindingst beeintracht beeinträchtigt worden sein könnte, entzieht sich meiner äh ja Kennung.

10. Juli 2013

Fußball an Herd und Waschmaschine

Kaum bemerkt, aber existent: eine Europameisterschaft wird ausgespielt. Im Fußball. Wenn auch nur für die Frauen. NUR?

Geht man nach dem Grad an medialer Aufmerksamkeit, drängt sich dieses NUR durchaus auf. Es spielt Deutschland gegen Holland, aber viel viel wichtiger ist, ob der Sieg des FC Bayern München in einem Testspiel glanzlos war oder nicht.

Wenn nun das ZDF hergeht und für das EM-Turnier der Frauenfußballerinnen wirbt, so ist das löblich. Abgesehen davon, dass natürlich die Quote befeuert werden will. Wenn dann allerdings neben der Frau und dem Fußball eine Waschmaschine die Hauptrolle spielt, dreht sich die löbliche Absicht ins Gegenteil.

Aber vielleicht wollte man ja gar kein Klischee bedienen, sondern nur - NUR! - irgendwie witzig sein?

8. Juli 2013

PASSradio: Gewalt auf, neben und hinter dem Platz

Heute mal in eigener Sache: GEWALT ist die Dauerbrennerin (danke, Uni Potsdam)  unter den Fußballthemen. Damit setzt sich heute abend die Redaktion auseinander - in Gestalt von Stefan Erhardt, Johannes John und Claus Melchior.

Zu hören unter www.substanz-fm.com, und das ab 20h Munich Standard Time eine geschlagene Stunde lang.

Für Musik ist ebenso gesorgt, um Getränke müssen Sie sich leider selbst kümmern...

7. Juli 2013

Die bösen Marios

Oh - oh - oh: die bösen Marios! Götze und Gomez (und Kirchhoff) haben sich doch tatsächlich hingestellt und die Logos von Nike in die Objektive gereckt. Und eben nicht die von adidas. Das hat die adidas'ler zum Schäumen gebracht, sie haben sich umgehend beim Sammer und beim Rummenigge beschwert, weil Ausrüstervertrag, und zack! hat Der Verein ihnen fünfstellige (munkelt es) Geldstrafen aufgebrummt. "Vertragsstrafen", weil sie nicht den Vereinssponsor, sondern den Privatsponsor bedient haben.

Oh weh, die Welt hat Probleme! Und der FC Bayern auch. Gewaltige Probleme. Nicht, dass die bösen Marios irgendein politisches Statement abgegeben hätten; nicht, dass sie eine vereinskritische Aussage getätigt hätten. Nein, sie haben das falsche Industrieunternehmen präferiert. Das ist viel schlimmer. Denn es steht ja zu befürchten, dass Hunderttausende am Montag sofort, weil sie die Marios so mögen, in die Nike-Stores rennen und Nike-Sportsachen kaufen.

Wobei das ja nur die Spitze des berüchtigten Eisbergs ist. Was ist mit den Unterhosen der Herren? Von adidas oder von Nike? Die Rasiercreme - von adidas oder von Nike? Die Kondome - von wem eigentlich und überhaupt?

Ich weiß, ich weiß, die Herren bekommen irrwitzig viel Kohle für das. Aber absurd ist es dennoch - wie das gesamte Profi-Fußballgeschäft langsam.

3. Juli 2013

"Wenig erreicht, aber viel bewegt"

- so überschreibt der Journalist Andreas Behn seinen Artikel (taz v. 2. Juli 2013) über die Proteste rund ums Maracana-Stadion. Stimmt das? Sicher, die Demonstrationen haben zumindest die Regierungschefin auf den Plan gerufen, es wurden sog. Reformen versprochen, sprich: eine Umleitung der Steuergelder hin zu den Ressorts Bildung und Gesundheit. Sie wird sich in Zukunft daran messen lassen müssen; das wird Sache der "Bewegung" in Brasilien selbst sein.

Aber: Ist es denn wirklich eine Bewegung? Ist es nicht vielmehr ein Aufstand gewesen, der ein Sportereignis zum Anlass genommen hat, um eine diffuse Unzufriedenheit mit den Lebensbedingungen der Nicht-Privilegierten zu äußern, also mehr ein Ventil, aus dem der Druck entweichen konnte, der sich angestaut hatte?

Einiges deutet darauf hin, dass diese "Bewegung" keine ist - die disparaten Forderungen, die ungerichtete Gewalt gegen Polizisten und Sachen, das Fehlen jedweder politischer Koordination. Nicht zuletzt die nachlassende Anklage der FIFA-Granden und ihrer profitgeilen Machenschaften.

In Europa ist das ohnehin (noch) nicht angekommen. Europa schottet sich ab, Europa geht es gut. Europa ist stark, nein: es hält sich für stark. "Es" bedeutet: die in Politik und Wirtschaft die Fäden ziehen. Wenn sie sich da mal nicht verrechnen - siehe Jugendarbeitslosigkeit. Aber das scheinen die Oberen in altbekanntem Reflex mit ein bisschen Geldverteilen lösen zu können. Derweil ihnen die jungen Generationen kohortenweise von den Fahnen gehen.

Vielleicht sehen wir ja auch etwas Bewegung in Europa - der Fußball wäre eine gute Bühne dafür: jede Woche gäbe es Gelegenheit, etwas zu bewegen und vielleicht auch etwas zu erreichen.

1. Juli 2013

Ausgespaniert?

Brasilien - Spanien: Endstand 3:0. Das war deutlich. Waren die spanischen Fußballer wirklich so müde, wie schon gegen Italien als Entschuldigung immer wieder vorgebracht? Oder hat es sich - siehe Champions-League - ausgespaniert?

Zugestanden, nach einer langen Saison und Teilnahme an diversen Wettbewerben ist die Fitness jeden Spielers im Keller. Andererseits ermüdet jedes System irgendwann, wenn es lediglich fortgesetzt, aber nicht laufend renoviert wird. Das spanische Tiki-Taka hat mittlerweile ja schon Kopien auf der ganzen Welt gezogen.

Wir dürfen gespannt sein, ob es eine Version 2.0 geben wird - Tiki-Taka reloaded, und mit dem ein oder anderen Versatz- und Kabinettstückchen mehr. Und ob der spanische Fußball damit weiterhin die Nase bzw. die Stollen vorne haben wird.

Oder ob es nicht ein Revival der anderen Art gibt - siehe Neymar: das der Einzelspieler, die auf ihre herausragenden Momente vertrauen können und mit ihnen die Mannschaft, die um sie herum gebaut ist. Das wäre dann back to the 70s - wenn auch mit anderen Mitteln.

Der Inbegriff der Borniertheit

Borniert - bornierter - FIFA? Natürlich war nicht zu erwarten, dass die FIFAmilie irgendeines auch noch so kleines Zugeständnis an ihre Kritiker macht. Wo käme sie denn da hin - und wo käme denn da auch ihr Profit hin. solange sich noch irgendein Land findet, dass klaglos-freudig ohne Forderungen jedweder Art ein WM-Turnier ausrichtet, wären die feinen Fußball-Herren nach kapitaler Logik auch schön blöd, die Kuh, die sie so ertragreich melken, zu einem Kälbchen mutieren zu lassen.

Jüngstes Beispiel dieser Borniertheit findet sich auf ZEITonline; dort wurde der Kommunikationschef der FIFA, Herr Walter de Gregorio interviewt. Die Energie hätte man sich eigentlich schenken können, denn wie zur Bestätigung prallen alle auch noch so klar in ihrer arroganten Ambivalenz vorgebrachten Vorwürfe aalglatt ab. Beispiel:

ZEIT ONLINE: Die Demonstranten regen sich darüber auf, dass ihre Regierung vor der Fifa auf die Knie geht, um eine Fußball-WM auszurichten. Dass sie teure Stadien baut, die die Fifa fordert, obwohl das Geld anderswo gebraucht wird.
de Gregorio: Das sind berechtigte Fragen, die aber nicht wir zu beantworten haben, sondern die Länder, die sich um eine Weltmeisterschaft bemühen. Es ist ja nicht so, dass wir kommen und jemandem unsere Regeln aufzwängen und danach alle überrascht sind. Bei jedem Bieterwettbewerb gibt es klare Vorgaben, was wir verlangen.

Man muss sich das mal zerlegen lassen, was der Herr Kommunikation(!)schef da von sich gibt: Erst gesteht er zu, dass die soziale Schieflage, die anlässlich des WM-Turniers zugespitzt und offenkundig wird, eine solche ist; dann weist er jegliche Verantwortung dafür zurück im Verweis darauf, dass die Länder selbst schuld seien, wenn sie sich den Regeln der FIFA unterwürfen. Schließlich sei es nicht Schuld der FIFA, wenn das, was er als "klare Vorgaben" bezeichnet, in Wirklichkeit aber ausbeuterische und letztlich anti-demokratische Forderungen sind, von Ländern erfüllt werden wolle. Was er dabei unterschlägt: dass das System FIFA diesen Ländern durchaus, nennen wir's mal: bestimmte Impulse geben kann, um sich darauf einzulassen.

Daraus folgt: Will man davon wegkommen, muss es eine ähnliche Regulierungsübereinkunft geben wie bei zockenden Bankern und Steueroasen. Dann erst könnten WM-Turniere mit den Vorgaben des Gastgebers in Einklang gebracht werden. Und die FIFA würde immer noch verdienen - auf jeden Fall aber würde der Fußball gewinnen.

ZEITonline-Interview siehe http://www.zeit.de/sport/2013-06/interview-fifa-degregorio-brasilien

29. Juni 2013

Shopping statt Bildung

Nein, das eine soll das andere nicht ersetzen, so weit ist es noch nicht gekommen. Aber dass es eindeutige Prioritäten gibt auf unseren westlichen Kapital-Märkten, machen nicht nur die USA mit ihrem mehr und mehr herunterkommenden Bildungssystem deutlich, sondern auch Brasilien.

Es mag einem unbedeutend vorkommen, dass jetzt eine Volksschule, die direkt ans Maracana-Stadion grenzt, abgerissen werden soll - schließlich werde sie anderswo einen Neubau erhalten, so die Politiker in Rio. Aber: dass das Ganze unnötig ist, vielmehr dem Profit weniger dient, wird klar, wenn man hört, was anstelle des Schulgebäudes errichtet werden soll: Parkplätze (sicherlich nicht kostenfrei benutzbar) und ein Shopping-Center.

Es mag einem auch überzogen vorkommen, daraus ein Muster abzuleiten: dergestalt, dass ein weiterer Sieg für den Konsumismus zu konstatieren ist, ein Sieg für das Haben über das Sein. Aber dieser Kampf begann vor Jahrzehnten, als aus der kapitalistischen Weisheit "Nachfrage erzeugt Angebot" das konsumkapitalistische Credo wurde "Angebote erzeugen Nachfragen". And the battle rages on.

Man könnte angesichts der auch auf dieser Gesellschaftsebene aufscheinenden Reich-vs.-Arm-Kluft eine alte Song-und-George-Bush-Zeile variieren: When the going gets tough, the rich go shopping. Der FIFA ist dies nur allzu recht: je mehr Shopping, desto mehr Moneten. Und um Bildung ist es ihr ja noch nie gegangen.

28. Juni 2013

Heft 69 mit viel Holz vor der Hütt'n

In eigener Sache: ist doch gerade die neue Ausgabe von DER TÖDLICHE PASS frisch gedruckt ausgeliefert worden. So sieht das Titelbild aus:


Wir lassen darin u.a. die Champions-League Revue passieren, unterbreiten jede Menge Sommer-Lesevorschläge, mit denen es garantiert gelingt, SIE, die fußballlose Zeit zu überbrücken, und reisen mit unserem Cheflayouter nach Mexiko. In der allseits beliebten Rubrik "Tagebuch" fasst Claus Melchior noch einmal alle wichtigen Ereignisse der letzten Spieltage, Spielwochen und Spielmonate pointiert zusammen.

Weitere Infos unter www.dertoedlichepass.de

26. Juni 2013

"Jeder Park ist jetzt Gezi"

Mit diesem, ja: Schlachtruf wird ein junger Mann zitiert, der sich an einer Diskussion beteiligt hatte, vorgestern nach, im Gezi-Park, in Istanbul (taz v. 26.6.13). Um die 3000 Menschen waren gekommen, um darüber zu reden, sich auszutauschen, sich zu verständigen, wie es weitergeht - mit dem Protest, mit der Bewegung, mit dem Land. Geleitet, und das ist bemerkenswert, wurde das Meeting von CARSI, den Ultras von Besiktas.

Ultras waren von Beginn an beim Aufbegehren gegen den Parkabriss dabei, haben von Beginn an sich regelrecht(!) gekümmert um die Menschen, die in den Konfrontationen mit der Polizei unter die Räder zu kommen drohten. Ultras sind mittlerweile von der Polizei auch verhaftet worden, aber nicht im Zusammenhang mit Fußball.

Denkbar, dass unsere Ultras in Deutschland aus dem grillgut- und bierbeladenen Bauch heraus jene in Istanbul solidarisch unterstützten? Denkbar, dass unsere Ultras hier die Gelegenheit nutzten und selbst politisch aktiv würden? Denkbar? Ich meine: undenkbar.

Ja, ich rede einer Politisierung des Fußballs und des Fantums das Wort. Denn der Fußball als Wirtschaftszweig ist längst politisch. Zeit, ihn wegzubringen von seiner profitabel inszenierten Brot-und-Spiele-Funktion.

25. Juni 2013

Die FIFA ist ein Eierkuchen

"Der FIFA Konföderationen-Pokal 2013 präsentiert sich bislang als rauschendes Fussballfest. Verantwortlich dafür sind allerdings nicht nur die Akteure auf dem Rasen, sondern vor allem auch die Fans, die aus allen Teilen der Welt nach Brasilien gereist sind, um ihre Mannschaft beim Festival der Meister lautstark zum Erfolg zu treiben.
Farbenfroh, enthusiastisch und kreativ sorgen die Anhänger für eine großartige Atmosphäre in den Stadien und tragen damit maßgeblich zu einem denkwürdigen Turnier bei." (zitiert nach www.fifa.com vom 24.6.2013)

Ja, der Confed Cup 2013 präsentiert sich bislang als politisches Fußballfest. Verantwortlich dafür sind zwar auch ein wenig die Akteure auf dem Rasen, zumindest die brasilianischen, sondern vor allem auch die Fans, die in allen Teilen Brasiliens beim Festival der Meister lautstark ihre längst überfälligen Forderungen kundtun. Lichterloh, enthusiastisch und kreativ sorgen die Anhänger für Reformen für eine großartige Atmosphäre vor den Stadien und tragen damit maßgeblich zu einem denkwürdigen Turnier bei.

Und die Veranstalter? Freuen sich über noch mehr Geld im Geldspeicher und singen das Lied von Friede und Freude. Aber auch Eierkuchen fangen irgendwann an zu stinken.

24. Juni 2013

Fußballfans in Deutschland demonstrieren für mehr soziale Gerechtigkeit

- na gut, auf DIE Schlagzeile werden wir noch eine Weile warten müssen. Aber sie dürfte kommen, denn die Zeiten, in denen für die Dauerkarte das letzte Geld zusammengekratzt und dann von August bis Mai sich nur auf DEN Verein konzentriert, sprich politisch das Maul gehalten wird, diese Zeiten werden bald vorbei sein. Vor allem, wenn es für viele kein letztes Geld mehr gibt.

Auf dass dann endlich auch der Fußball als das begriffen wird, was er geworden ist: nicht die schönste Nebensache der Welt, sondern für viele die verbissenste Hauptsache des Lebens, die ihnen innere Befriedigung verspricht, in erster Linie aber das Geld aus der Tasche zieht. Vor allem aber ist der Profifußball ein wesentliches Segment unseres Wirtschaftssystems geworden, eine Sparte, die es wenigen ermöglicht, sich in wenigen Jahren ein sorgenfreies Leben zu sichern oder nebenher mit ein paar Millionen mal so eben an der Börse zu zocken.

Warum regt sich kein Fan darüber auf? Ist die Verheißung, mit DEM Verein irgendeinen blechernen Pokal zu gewinnen, so groß, dass alles andere zurückstehen muss? Wäre nicht aber auch das fanatische Denken mit einem politischen Denken verbindbar?

Wilhelm: "Wenn nur beide, das Poetische und das Politische, eins sein könnten."
Der Alte: "Das wäre das Ende der Sehnsucht und das Ende der Welt."
Peter Handke, Falsche Bewegung (1975)

23. Juni 2013

"Wir haben nichts verbrochen"

Jerome Valcke ist nun der Blatter für Brasilien, nachdem The Big Boss abgereist ist. Valcke liegt natürlich völlig bauchplatt auf Linie seines Chefs; wie sollte es auch anders sein in einer straff organisierten Familie wie der FIFA. Nachdem schon Blatter jegliche Verantwortung re Demonstrationen weit von sich gewiesen hat, so weit wie bis in die sicher gebauten Schweizer Alpen, haut sein Adlatus knietiefergebenst in dieselbe Kerbe.

Im sid wird er heute mit den Worten zitiert: "Es ist kein Problem der FIFA. Wir sind das falsche Angriffsziel. Wir sind unverschuldet in dieses Durcheinander geraten und haben nichts verbrochen." Man beachte die Wortwahl: "unverschuldet" und "verbrochen" - da sieht sich jemand vor ein Schwurgericht gestellt, was unter moralischen Aspekten gar nicht so weit hergeholt ist.

Nein, die FIFA hat mit der Wut der Bürger über die schamlosen Bereicherungsdiktate der FIFA überhaupt nichts zu tun. Die Proteste, die sich am Confed Cup-Event der FIFA entzündet haben, seien - so Valcke laut sid - einzig und ausschließlich Sache des Staates und dessen Staatsgewalt. Und der Stellvertreter droht sogar: "[...] das geht nicht bis nächstes Jahr so weiter. Brasilien muss dieses Problem lösen!". Und was, wenn Brasilien das Problem nicht lösen will oder kann?

Dann bleibt zu hoffen, dass kein einziges Land, nicht mal Deutschland mit dem DFB, einspringen wird. Dass eine WM aus politischen Gründen ausfällt, wäre ja nicht neu. Neu wäre es, wenn dies dem Unwillen des Volkes zuzuschreiben wäre. Vielleicht tut sich ja dann mal was in der Famiglia.

22. Juni 2013

FIFA-Standards überall

“FIFA standard hospitals and schools!” - Krankenhäuser und Schulen nach FIFA-Standard verlangen die Demonstranten in Brasilien. Was zunächst ironisch rüberkommt, könnte eine Welle von Forderungen lostreten, die letztlich alle auf diesen Nenner zu bringen sind: Wenn die FIFA in einem Land ihr Weltmeisterschaftsturnier veranstaltet, muss sie dafür sorgen, dass sie die Infrastruktur in diesem Land unterstützt.

Soll heißen: Für Fußballturniere braucht es ausgebesserte Straßen, verbesserten öffentlichen Personen-Nahverkehr, funktionierende Krankenhäuser, eine entsprechend geschulte und ausgerüstete Polizei, einen oder mehrere grundüberholte Flughäfen, Helfer und Helferinnen, für die Hundertausende von Fans, die zu diesen Spielen kommen.

Diese Forderungen sind weder überzogen, noch abwegig: wer derart immens Kohle macht, sich aber aller Verantwortung entzieht, handelt nach Art von totalitären Feudalisten: Sollen die da unten doch sehen, wo sie bleiben, nachdem wir ihnen den letzten Cent aus der Tasche gezogen haben.

Die FIFA darf nicht länger Knebelverträge mit diesen Staaten machen, sich alles bezahlen lassen, keine Steuern dafür abgeben und mit sattesten Gewinnen zum nächsten Land ziehen. Dieses Raubrittertum muss ein Ende haben.

Es sollte, von diesen Demonstranten in Brasilien ausgehend, eine weltweite Kampagne geben: Make FIFA pay for what they earn! Die FIFA muss, wie jeder Veranstalter auch, für sämtliche Veranstaltungskosten auch in der Folge (Stichwort: leerstehende Stadien, vgl. Südafrika) aufkommen. Den Vertrag dazu unterschreibt Herr Blatter persönlich vor der UN-Vollversammlung.

21. Juni 2013

Der unauffällige Vorsteher der Vernunft


Er stand und steht nicht gerne im Mittelpunkt. Aber wenn er was zu sagen hat, sagt er es laut und deutlich. Und fundiert. Und das seit vielen Jahren. Die Rede ist von Heribert Bruchhagen, Vorstand der Eintracht aus Frankfurt.

Unauffällig, aber kontinuierlich und sehr effizient hat er die Profiabteilung in mittlerweile recht luftige Höhen geführt: dank eines klaren Finanzkonzepts, klarer Vorgaben, klarer Grenzen. Sich dazu einen Trainer und einen Sportdirektor geangelt, die innerhalb dieser Vorgaben Erstaunliches aus der Mannschaft herausgeholt haben. Sicherlich ist der sportliche Höhenflug der Eintracht zuallererst das Verdienst von Armin Veh. Aber eben auch von Heribert Bruchhagen.

Der ist vor kurzem von der Frankfurter Rundschau interviewt worden. Und hat diese Einschätzung nicht nur bestätigt, sondern auch noch so dies und das zu Protokoll gegeben, das ihn als den kühlen Kopf kennzeichnet, der die Eintracht aus diversen Rotlichtern und rabenschwarzen Zeiten geholt hat. Und der möchte, dass dies auch nach seiner Zeit - der Mann wird 65 - noch so bleibt.

Berechenbar, Kontinuität, wirtschaftliche Vernunft - das sind die Konstanten, die seine erfolgreiche Arbeit bestimmen. Dass er mitunter als der große Bremser missverstanden wird, stört ihn nicht; ihm ist durchaus bewusst, dass der "gemeine Fan" von Pokalen und Erfolgen träumt, ohne sich dabei klarzumachen, woher das leider dafür nötige Geld kommen soll. Die Verlockungen des Finanzmarkts sind groß - "Angebote für diverse Finanzinstrumente, Fananleihen, von Konstrukten, die dafür sorgen, dass uns Spieler zur Verfügung gestellt werden, deren Transferrechte wir dann aber nicht mehr oder nur noch zum Teil besitzen. Gerade heute morgen ist mir ein solches konkretes Angebot wieder auf den Tisch gekommen", so Bruchhagen im FR-Interview. Die einzig vernünftige Reaktion darauf: "Ich habe abgelehnt."

Was frühere Vorstände nicht konnten oder nicht wollten. In welchem Ausmaß das schnelle Geld einen Verein fast zugrunde richten kann, weiß Bruchhagen genau: "Ab 1. Juli zahlen wir endlich nicht mehr 2,5 Millionen Euro pro Jahr für einen ISPR-Vertrag, der der Eintracht vor zwölf Jahren etwas mehr als neun Millionen Euro in die Kasse spülte und mit Zins und Tilgung 21 Millionen Euro kostete." Angesichts solcher finanzieller Schieflagen bleibt einem auch als Nicht-Eintracht-Fan der Mund offen stehen.

Und man kann erahnen, wie es um die deutsche Profi-Fußball-Finanzierungslandschaft bestellt ist. Wobei es ja im Vergleich zu anderen Ländern noch immer erheblich besser, sprich solider zugehen soll. Bleibt abzuwarten, ob das so bleibt. Nicht nur, aber auch, bei der Eintracht.

Das gesamte Interview gibt es hier nachzulesen:
http://www.fr-online.de/eintracht-frankfurt/interview-bruchhagen---der-trainer-hat-den-hut-auf-,1473446,23416078.html

20. Juni 2013

Krawalle, Demos und Proteste - aber doch nicht beim Fußball, oder?

Confed-Cup in Brasilien, die Vorübung für den "Ernstfall" WM nächstes Jahr: und Zigtausende gehen auf die Straßen und protestieren, gegen die Eintrittspreise, gegen die FIFA-Knebelverträge, gegen erhöhte Nahverkehrstickets, gegen diese und jene politische Entscheidung oder Richtung, die sie nicht mehr mittragen, nicht mehr ertragen wollen. Oder können. Oder beides.

Der Fußball wird politisiert, und das wird endlich Zeit. Ihn wie bisher als tief in der Gesellschaft verwurzelt und verbreitet zu bejubeln, aber dabei krampfhaftund quasi-totalitär aus der Politik heraushalten zu wollen, ist ein künstliches Konstrukt gewesen. Indem der Fußball Bestandteil einer Gesellschaft ist, ist er auch politisch. Auch wenn das die Funktionäre in ihrem geschlossenen Weltbild nicht wahrhaben wollen.

Vielleicht bricht sich langsam, aber sicher vor allem bei den jungen Menschen die Überzeugung Bahn, dass nicht alles klaglos hinzunehmen ist, was von den Älteren "da oben" verordnet wird - meist ja zum Nutzen Der-da-oben und zum Nachteil der Jüngeren, sprich Der-da-unten. Aufstände - ja genau, Erhebungen sind es, ein Aufbegehren gegen sattsame Ungerechtigkeiten - wie in Brasilien oder der Türkei werden fortan wohl weltweit mehr und mehr geprobt werden. Das ist zumindest zu hoffen: um der um sich greifenden verordneten Unmündigkeit des Volkes Paroli zu bieten. Auch im Fußball.

30. Januar 2013

Am Anfang war der Zweifel (I)


Am Anfang war der Zweifel. Im September wieder ein Jahr älter geworden (einige trifft es jedes Jahr), morgens zwickte es mal hier, mal dort, meistens aber hier und dort, doch das Schlimmste: noch nie im Verein Fußball gespielt, man darf es gar nicht laut sagen, als Pass-Redakteur schon gar nicht. Einen Sechser zu kritisieren, ist eine Sache – einen Sechser zu geben, eine ganz andere.

Dabei ging es damals recht vielversprechend los, oder es hätte losgehen können, Freund und Vereinsfußballer R. attestierte einem regelmäßig und durchaus wohlwollend, dass man sicherlich in der Lage sei, in einer Telefonzelle - vielleicht sogar mehrfach hintereinander - drei Gegner auszuspielen (in welcher Telefonzelle befanden sich schon drei Gegner? Immerhin gab es damals noch Telefonzellen), dass es einem aber ganz sicher an Wettkampfhärte mangele, die man nur über regelmäßige Punktspieleinsätze erlangen könne. Damit ließ sich leben, das Etikett „Straßenfußballer“ war noch nie schlecht, Wolfram Wuttke galt damals als Prototyp des Straßenfußballers, oder auch Walter Laubinger, Laubinger in Hamburg eher noch.

Gut in Erinnerung auch Tennistrainer P. A., der damals immerhin Ricky Osterthun und Michael Westphal trainierte und der vom Nachbarplatz herüberlugte, als man zum Ende des Trainings ein wenig kickte, zwei gegen zwei auf gekippte Bänke, das Highlight des Tennistrainings, und das vergiftete Lob aussprach:  „Warum spielst du eigentlich Tennis?“ Das war das Startsignal.

Das Probetraining beim SCC verlief dann auch ordentlich, elf wird man gewesen sein, vielleicht zwölf, Knaben sowieso, B vermutlich, doch als die Reise zum ersten Spiel in Hoisbüttel endete statt in Hoisdorf und als man unverrichteter Dinge schon eine Stunde später wieder zu Hause eintraf, an einem eisigen Januarsonntag gegen elf, was Teile der Elternschaft dem Betreuer und dessen durchaus regelmäßigem Alkoholkonsum zuschrieben und was ohne Zweifel dem Betreuer zuzuschreiben war, beschloss genau diese Elternschaft, und zwar ohne weitere Rücksprache mit dem Sohn, diesen weiter Hockey spielen zu lassen und nicht Fußball – was für die Dauer von drei Jahrzehnten Bestand hatte, der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

(To be continued...)

GW

20. Januar 2013

Pyros: Die Stimmung kippt

Leverkusen gegen Frankfurt: die Eintracht spielt gut, erspielt sich langsam einen Vorteil. Dann werden Leuchtraketen aufs Spielfeld geschossen - sie kommen aus dem Gästeblock. Von Eintracht-Fans. Zumindest nennen die sich so. Die Folgen: Das Spiel unterbrochen, der Faden der Mannschaft gerissen, zwei Tore von Bayer und das Spiel letztlich verloren.

Nach all den Diskussionen um Fankultur und DFB: diese Aktion. Nicht nur völlig unnötig, sondern die Widerlegung der eigenen Bestrebungen. Mit Leuchtraketen auf Menschen schießen ist sicher keine Fankultur. Mit Raketen auf Menschen schießen ist überhaupt keine Kultur. Entsprechend sind die Schützen auch keine Fans, sondern barbarische Egomanen: nach dem Motto "Ich hab Eintritt bezahlt, ist mir doch scheißegal, was sich da unten auf dem Rasen tut, ICH will SPASS!"

Was hatten die Fanvertreter getobt: gegen die Politik und gegen den DFB. Man wolle ihre Rechte als Fans beschneiden. Aktionen gab es, um zu demonstrieren, dass Fußball ohne Fans in den Kurven stimmungstot ist. Am Ende hat sich die Bewegung selbst diskreditiert.

Aber die Stimmung kippt: die Mehrheit der Fußballanhänger und Fußballliebhaber will nicht länger unter einzelnen Ewig-Gestrigen zu leiden haben. Auf Fan-Foren wird lautstark gegen sie geschossen; Bezeichnungen wie "Arschlöcher" oder "Wichser" waren nach dem Frankfurt-Spiel in Leverkusen noch die harmloseren.

Bleibt zu hoffen, dass künftig Pyromanen draußen bleiben. Der Fußball braucht sie nicht, sie brauchen den Fußball nicht. Sollen sie sich doch anderswo treffen und gegenseitig beschießen. Vielleicht im Dschungelcamp. Das würde dann auch live übertragen, und ihr Ego wäre zufriedengestellt.

14. Januar 2013

Fußball-Talk

In eigener Sache: nur noch wenige Tage, dann endet SIE, die FLZ, die Fußballlose Zeit, die schreckliche... Wer nicht weiß, wie ihr zu begegnen ist und es satt hat, sich jeden Tag aus dem Transferfenster hängen zu lassen, für den gibt es heute abend LESETIPPS.

Claus Melchior und Stefan Erhardt stellen eine Stunde lang neue Fußballbücher vor - heute, Montag, 14. Januar, ab 20 Uhr auf www.substanz-fm.com!