20. Dezember 2012

10 fußballerische Gründe, warum am 21. Dezember 2012 die Welt noch nicht untergehen kann

Grund Nr. 1: Die aktuelle Bundesliagsaison kennt zwar einen Herbst-, aber noch keinen Meister. Matthias Sammer legt provisorisch jetzt schon Protest ein.

Grund Nr. 2: Lothar Matthäus befindet sich noch in Vertragsverhandlungen mit Schalke, Hoffenheim und den Tuva-Inseln.

Grund Nr. 3: Felix Magath befindet sich noch in Vertragsverhandlungen mit Petersburg, dem nordkoreanischen Nationalverband und dem Vatikan.

Grund Nr. 4: Jürgen Klopp würde es "total Scheiße" finden.

Grund Nr. 5: Sämtliche ULTRAS würden es "total Scheiße" finden, wenn nicht SIE den Final Big Bang zünden könnten.

Grund Nr. 6: Joseph Blatter wollte doch nächstes Jahr mit Silvio Berlusconi tauschen.

Grund Nr. 7: Der DFB plant für 2013 DEN PR-Coup -- Claudia Roth adoptiert Alice Schwarzer als Ehrenmitglied.

Grund Nr. 8: Franz Beckenbauer hat noch Sponsorentermine im Januar.

Grund Nr. 9: Wir alle könnten unsere Millionengewinne in der EUROLOTERIA nicht mehr einstreichen.

Grund Nr. 10: DER TÖDLICHE PASS hätte seine Mission erfüllt.

9. Dezember 2012

Ein Monitor für den vierten!

Dortmund gegen Wolfsburg 2:3 - - und mit Verlaub, diesmal hat der Schiri das Spiel entschieden. Siehe anschließendes Bedauern, Entschuldigen etc. seitens des Herrn Unparteiischen.

Mag ja sein, dass er nicht richtig gesehen hat, sehen konnte, ob Schmelzer auf der Dortmunder Linie die Hand im Spiel hatte oder nicht. Siehe auch sein zögernder Pfiff. Aber bei einer solchen Entscheidung mit solcher Tragweite - Platzverweis, Strafstoß, der Spieler möglicherweise für x Spiele gesperrt, seine Spieler-Vita nun mit einer Roten Karte (mehr) bestückt - muss es möglich sein, sich rückzuversichern.

Und das wäre es ja auch: Stellt dem vierten Schiedsrichter doch einfach einen Monitor hin!

Es gibt genügend Videobilder, die in kürzester Zeit konsultiert werden können, das würde keine Verzögerung mit sich bringen. Die Zeit, die auf dem Spielfeld um den umstrittenen Pfiff diskutiert, gehadert, gezürnt usw. wird, ist womöglich länger als das Betrachten einer Spielszene.

Das heißt auch nicht: generelle Einführung des Videobeweises. Nicht in jedem Profispiel gibt es derartige Situationen. Aber man sollte seitens der DFL die Men-in-Black auch auf diese Art schützen und unterstützen. Der Aufwand wäre gering, der Nutzen erheblich.

17. November 2012

Fan-Kontrolle

Die Münchner haben's vorgemacht: Einlasskontrolle war gestern - die Zukunft gehört kleinen weißen, unschuldigen Zelten, in denen man auf einen netten Striptease mit der Polizei eingeladen wird und sein Taschenmesser registrieren lassen kann.

Wo soll das alles enden? Überwachungskameras haben wir schon, die personalisierten Eintrittskarten werden folgen, Gesichtsscanner sind angedacht - das Stadion verkommt zum Hochsicherheitstrakt.

Ob Funktionäre oder Fans sich durchsetzen, und wenn letztere, welche - sagen Sie uns Ihre Meinung. Entweder direkt oder per Umfrage. Wir sind interessiert.


8. September 2012


Aus aktuellem Anlass ausgebuddelt:


Begleitende Abwehr

Begleitende Abwehr, so heißt sie wohl, diese Entsprechung des „aktiven Zuhörens“ im Fußball: Wir befinden uns im EL-Spiel zwischen Paris St. Germain und Borussia Dortmund. Die Schlussphase läuft, Paris drückt noch einmal. Der sehr agile Guillaume Hoarau nähert sich dem Strafraum, der Zuschauer ahnt Böses. Der Franzose ist bedrohlich schnell unterwegs, gleich dringt er in den Strafraum ein und bekommt, man ahnt es bereits, einen Elfmeter zugesprochen, denn als leichtfüßig war einem der Mann, der ihm noch im Weg steht, noch nicht aufgefallen, eher als etwas klobig. Doch dieser Mann, Marcel Schmelzer,  macht auf einmal – scheinbar – den Weg frei. Er driftet im Seitwärtslauf leicht nach innen und animiert, nein: zwingt Hoarau zum Geradeauslaufen, läuft dann selbst, nun nicht mehr seitlich, sondern im Sprint, eine recht enge Rechtskurve, jagt dem überraschten, wohl mit einer derben Ruhrgebietsgrätsche rechnenden Hoarau mit fast als großväterlich zu bezeichnender Ruhe im eigenen Sechzehner den Ball ab und startet einen Sololauf an der linken Außenbahn entlang, den Hamburgs Marcell Jansen alle paar Monate mal zeigt, den man ansonsten aber nur beim American Football  zu sehen bekommt.

Auf seiner eigenen Internetseite nennt Schmelzer als Ziel noch, Stammspieler in einer Bundesliga-Mannschaft werden zu wollen. Dieses Ziel hat er längst erreicht, noch dazu nicht in irgendeiner Bundesligamannschaft und außerdem qua Verdrängung einer echten Dortmunder Ikone: Dede. Dass Schmelzer kein eleganter Spieler ist, stört dabei keineswegs; auch im Dortmund 2011 kommt ehrliche, sichtbar anstrengende Arbeit noch gut an, und von den geradezu grotesken Bewegungen, die ein Sebastian Boenisch beim Schlagen einer Flanke vollführt, ist Schmelzer doch noch ein gutes Stück entfernt.

Ob es zu einer Nationalmannschaftskarriere reicht, die diesen Namen verdient, dürfte maßgeblich von zwei weiteren Marcel(l)en abhängen: dem genannten Hamburger, meist verletzten, und dem Wolfsburger. Beide leben mit dem Handicap, in einer mehr oder minder desolaten Mannschaft zu spielen – was in Wolfsburg und Hamburg durchaus zum System gehört. 

Gerald W.

14. August 2012

Bremer Hühneraffäre geht weiter

Hühnersponsoraffäre Teil 2: Der SV Werder Bremen und der neue Hauptsponsor Wiesenhof haben anlässlich der offiziellen Präsentation der zweijährigen Partnerschaft die Fans der Grün-Weißen "zum Dialog eingeladen". Dr. Ingo Stryck, Geschäftsführer Marketing bei Wiesenhof, sagte während der offiziellen Pressekonferenz: "Wir sind die Firma, die seit Jahren die Ställe für alle Interessenten öffnet. Wir sind davon überzeugt, dass wir einen guten Job machen und wollen das auch den Fans von Werder Bremen zeigen." Soweit gut gekräht, Herr Stryck. Jetzt aber aufgepasst, ab hier beginnt die Abteilung Kabarett: "Weil bei uns schon die ersten Anfragen von Fanclub-Vertretern nach Besichtigungen eingegangen sind, machen wir allen Fanclubs das Angebot, mit einem führenden Vertreter einen Stall zu besuchen."

Hurra – bzw. Erbarmen, zu spät – die Werder-Hühnerkontrolleure kommen! Das wird DAS gefundene Fressen fürs Fernsehen: eine Horde grün-weißer Kutten rudelt in einen Wiesenhof-Mastbetrieb ein, Tausende verschreckte Hühner verenden auf ihren 0,02 m² sofort, der Rest ist von einer plötzlichen Steigerung des Promillegehalts der Käfigluft so gut wie endbetäubt, zum Schluss der Tour krepiert die restliche Hühnerschar, weil sich ganz unbeabsichtigt ein Ton aus einer Pressluftfanfare löst.

Nein, so wird es natürlich nicht sein. Sondern: ein vorher eigens vorschriftsmäßig ausgemisteter und vorbildlich renovierter Hühnerstall wird von einem "führenden Vertreter" (für Heizdecken? Versicherungen? Investments?) den Werderanern vorgeführt; die streicheln dem ein oder anderen friedlich vor sich hinpickenden Geflügel sanft übers Gefieder, nicken anerkennend und kehren, jeder mit einem Gratiskorb frischgelegter Eier versorgt, in ihre Kurve zurück. (Um auf dem Weg dahin die gegnerischen Fans fröhlich mit den Gratis-Hühnerprodukten zu empfangen.)

Die Ordner werden alle Hände voll zu tun haben, diese prospektiven Wurfgeschosse vor Betreten des Stadions den Fans zu entreißen. Oder sagen wir's deutlich: ihnen an die Eier zu gehen. Wir wünschen jetzt schon fröhliches Eiersuchen!

13. August 2012

Umfrage zur Jubiläumssaison

Und wieder eine neue Umfrage auf der PASS-Homepage! Klicken Sie rein, stimmen Sie ab:

PASSumfrage

Vielleicht kommen Sie auf andere Liga-Gedanken... was Sie uns unbedingt mitteilen sollten!

10. August 2012

WIESENHOF neuer Hauptsponsor von WERDER BREMEN!?


Oh weh, geht’s noch?. Was haben sich Allofs & Co. dabei nur gedacht? Statt der in Misskredit (!) gefallenen Banken (im Falle Werders: Targo, ehem. Citibank) lieber auf ein bodenständiges Unternehmen umschwenken? Von der Wall Street schnurstracks in den Wienerwald? Statt Gold im Safe lieber das Gelbe vom Ei?

Mal nicht abgesehen von den Skandalen, die Wiesenhof in der letzten Zeit in Sachen Tierverwertungshaltung gewärtigen musste – das allein hält heutzutage ja keinen kapitalschluckenden Profiverein von Mesalliancen ab; da wird hemmungs- und moralisch gedankenlos angebandelt mit Atomkraftwerkern, Vermögensverzockern oder Flughafenbetreibern.

Was leicht wegzustecken wäre. Wenn nicht jetzt ab sofort die Metaphorik ins Spiel käme.

Was wird man als Werder-Fan nicht alles ertragen müssen: von der Hühnerhaufen-Abwehr über die Hühneraugen der nicht treffenden Stürmer bis zu den armen, blinden, dummen oder verrückten Hühnern auf dem Spielfeld. Die Presse wird immer wieder ein Hühnchen zu rupfen haben, die Spieler werden mit den Hühnern zu Bett gehen müssen, wenn es Trainer Schaf so will; Häme über Häme wird es geben, wenn der Klub auf der Hühnerleiter der Liga im Mist stecken bleiben sollte.

Die Geschäftsführung gibt sich angesichts all dessen trotzig: „Wir haben uns für Wiesenhof entschieden, nachdem wir uns in intensiven Gesprächen mit den Verantwortlichen über den Betrieb, die Motivation und die Ziele ausgetauscht haben. Wir werden in ständigem Kontakt sein und uns auch vor Ort über die Prduktionsstätten [im Original; dtpBlog] von Wiesenhof informieren.“ Wie? Was? Sollen die Spieler eine Art Mahnwache für das gerupfte Huhn vor den Wiesenhof-Mästereien abhalten? Da lachen ja die Hühner.

Und der gemeine Werder-Fan? Wird sich auswärts erst mal nicht mehr blicken lassen; zu sehr wird er unter dem Gespött der Gegenseite Federn lassen müssen. Schon jetzt – um ein altes Sprichwort zu zitieren – sitzt er da, als ob ihm die Hühner das Brot gefressen hätten.

12. Juli 2012

Korrupt – zum Wohle des Fußballs und der Jugend?


Thomas Kistner legt mit FIFA MAFIA einen veritablen Wirtschaftskrimi vor – und nichts davon ist erfunden


Ich gestehe es gleich: ich habe Thomas Kistners Buch FIFA MAFIA noch nicht zu Ende gelesen. Es geht langsam, denn nur häppchenweise lässt sich verdauen, was der bekannte SZ- Journalist auf über 400 Seiten ausbreitet: nach spätestens dreißig gelesenen Seiten dröhnt einem der Kopf vor lauter merkwürdigen Beziehungen, unlauteren Verflechtungen, haarsträubenden Aktionen und halsbrecherischen Transaktionen, vor Zahlen, Zahlen und nochmals Zahlen – in erster Linie Unsummen Geldes, die von den Spitzenvertretern des Weltfußballs verantwortet werden. Um es mal so auszudrücken.

Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball will Kistner offen legen. Eine Sisyphosarbeit, handelt es sich doch um ein fast undurchschaubares Geflecht wirtschaftlicher und finanzieller Verstrickungen, die ein Laie nur mit Mühe verstehen und nachvollziehen kann. Die schmutzigen Geschäfte des Weltfußballs, das sind vor allem die schmutzigen Geschäfte der FIFA-Funktionäre und die ihnen angeschlossenen Firmen. Aberwitziges Finanzgebaren dokumentiert Kistner, vor allem aber und immer wieder hängt alles ab vom Großen Vorsitzenden und Vorbild für die Jugend – und seinen ihm unter- wie ergebenen Funktionären. Welche miteinander die FIFA in den letzten Jahrzehnten zum Großen Selbstbedienungsladen umfunktioniert haben.

Nur ein Beispiel von vielen für gelinde gesagt merkwürdiges Geschäftsgebaren: Ricardo Teixeira, Chef des brasilianischen Verbands, kommt mit 400 000 Dollar in bar zur Fifa und möchte, dass die das Geld dem Nationalverband CBF überweist – Teixeiras Verband, wohlgemerkt. Deklariert haben will er das als Vorauszahlung für die WM 1998. Bei der Fifa ist dieser Betrag tatsächlich ausbezahlt worden, jedoch gab es keinen Zahlungseingang beim CBF. Pikant, dass zu dieser Zeit in Brasilien zwei Ausschüsse gegen Teixeira und den CBF ermitteln. Die Fifa stimmt zu unter der Bedingung, dass Teixeira das Geld verbucht und danach an den Verband überweist. Damit ist der allerdings ganz und gar nicht einverstanden: das Geld hätte ja längst beim Verband angekommen sein müssen.

Seine neue Idee: Scheck für Bares. Den würde er von der Fifa bekommen, die Summe würde jedoch dem CBF-Konto belastet werden. Das Ende vom garstig’ Lied: Teixeira storniert die Sache und holt sein Bargeld wieder ab. Finanzprüfer empfehlen daraufhin der Fifa: „... dass Zahlungen möglichst an die effektiv Berechtigten zu richten sind.“ Kistner fragt zu Recht an dieser Stelle hämisch nach: Na, an wen denn sonst?

Selbstbedienung gilt auch für den Vorsitzenden: Joseph Blatter sitzt auf einem Etat, der so manchen Finanzminister vor Neid erblassen lassen dürfte. Auch wenn er sein Salär mit einer Million und, wie er hinzufügt, „vielleicht ein wenig mehr“ angibt – das Empfinden darüber, wie viel „ein wenig“ ist, dürfte je nach Kontostand krass unterschiedlich sein. Schwindel ergreift einen, wenn man liest, dass im Jahr 2002 im Fifa-Budget unter der Rubrik „Präsidentenbüro (Gesamtverantwortlicher: P)“ die abenteuerliche Summe von 9 667 000 Schweizer Franken aufgeführt wird; darunter 300 000 Franken für „präsidiale Schenkungen“ oder 200 000 für „spezielle präsidiale Projekte“. Ein Schelm, wer Arges dahinter vermutet...

Buchseite für Buchseite kann man nur den Kopf schütteln: Wie ist es möglich, dass ein eingetragener Verein, eine Non-Profit-Organisation eine Mischung aus größenwahnsinnigem Diktator, geldgierigem Finanzzocker und nepotistischem Sonnenkönig mit päpstlichem Unfehlbarkeitsanspruch zum Präsidenten hat – dieser Eindruck verfestigt sich bei der Lektüre von Kistners Buch schon nach wenigen Seiten. „Dieser Mann darf im Alleingang Finanzgeschäfte des Milliardenbetriebs abzeichnen, und das seit 1998.“ – dabei wird der Fußball-Gemeinde, die all dies direkt oder indirekt bezahlt, gebetsmühlenartig eingeredet, man tue dies einzig und allein zum Wohle des Fußballs. Gott Fußball herrscht über die Welt, und nachdem Monsignore Blatter häufig schon betont hat, dass der Fußball eine weitaus größere Reichweite habe als die Kirche, bedeutet dies nichts anderes, als dass es keinen anderen Gott neben ihm geben dürfen soll.

Irgendwann wundert es einen auch nicht mehr, wenn diesem Ziel – der Mehrung des göttlichen (und damit finanziellen) Ansehens – auch Spiele zum Opfer fallen. Am 25.8.2002 erhebt kurz nach Ende der Asien-WM die italienische Staatsanwaltschaft Anklage: Der WM-Schiedsrichter Byron Moreno soll auf Anweisung absichtlich Italien aus dem Turnier gepfiffen haben (Südkorea gewann mit 2:1). Sinn und Zweck: Südkoreas Verbandschef Chung Mong-joon hatte die Absicht, Staatspräsident zu werden. Man kann jetzt eins und eins zusammenzählen, plus die Tatsache, dass der Schiri aus Ecuador durch plötzlichen luxuriösen Lebensstil auffiel, und wird auch noch das letzte Quäntchen naiven Glaubens fahren lassen müssen.

Teil des Problems, so man es als solches wahrnimmt: Sponsoren. Opportunistisch bis zum letzten Gebot, agiert diese Werbebande „in einem Geschäft aus Schmutz und Träumen“ (Kistner), bekriegt sich gegenseitig wie im Falle VISA und MasterCard, bis dass vielleicht einmal der ein oder andere Kunde erkennt, dass er für dumm verkauft wird und diese oder jene Marke ignoriert oder gar sozialnetzwerkerisch öffentlich brandmarkt. Bis dass Firmen erkennen, dass ihre Verbindung zur Fifa durchaus Langzeitschäden nach sich ziehen kann, wird allerdings noch die ein oder andere Million in die Schweiz transferiert werden.

Wie gesagt, ich bin noch nicht durch. Aber vielleicht muss man Kistners Opus auch gar nicht bis zum Ende lesen – schon vorher wird man angewidert abgefallen sein vom Glauben an zumindest einen Rest Gutes, das in jenem Verband stecken könnte, jenem Verband, der sich zum Ziel gesetzt hat: Das Spiel entwickeln, die Welt berühren und eine bessere Zukunft gestalten“. Diesem FIFA-Fußball ist nicht mehr zu vertrauen, nicht unter der jetzigen Führungsriege von Profiteuren, Hasardeuren, Vettern und Günstlingen und ihrem In-die-eigene-Tasche-Wirtschaften. Das haben auch andere Vereinsmeier und Verbandschefs durchaus erkannt; Karl-Heinz Rummenigges Vergleich Blatters mit einem schwer zu fassenden Aal deutet darauf hin. Jedoch: den Ungeist, den auch die Beckenbauers, Zwanzigers, Mayer-Vorfelders etc. riefen, werden sie so schnell nicht mehr los.

Selbst wenn nur die Hälfte dessen, was Kistner recherchiert, offenlegt und insinuiert sich als richtig erweist, dürfte das für jeden Fußballfan genügen, um zu sagen: NO MORE! Solange jedoch die Mehrheit der Fifamilienmitglieder prächtig vom Global Multiplayer FIFA™ profitiert und prosperiert, die Turniere auf diesem Planeten weiterhin von Millionen frequentiert und bezahlt werden, wird dieser Präsident unbehelligt sonnenköniglich weiterregieren dürfen. Dass die Fans, die das allerkleinste Rädchen in dieser Geldbeschaffungsmaschine drehen, daran etwa durch Boykott etwas ändern können, ja überhaupt ändern wollen, ist zu bezweifeln: Man/Fan fühlt sich alle zwei Jahre ja prächtig entertaint, siehe Public Screening, public screaming, Fahnengeschwenke mit und ohne promilligem Saurauslassen und staatlich erlaubtem bzw. gefördertem Nationalismus.

Kistners Buch ist der Versuch einer Annäherung an den FIFA-Komplex; der bislang beste, den es gibt. Wenn es nur irgend möglich wäre, sollte allen Fußball-Funktionären ein Exemplar auf den Nachttisch gelegt werden – zur Zwangslektüre, auf dass vielleicht doch noch die Hoffnung darauf sich erfüllt, dass der Fußball nicht mehr die lukrativste Haupt-, sondern wieder die sportlichste Nebensache der Welt wird. Und Kistner sieht gute Chancen auf „jede Menge Hoffnung: dass eine der vielen Minen hochgehen wird im Monopolbetrieb Fifa“. Wir hoffen mit ihm. Und danken ihm derweil dafür, selbst am Minenlegen so offensiv sich beteiligt zu haben.

Thomas Kistner: FIFA MAFIA – Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball. München: Droemer Verlag, 2012. Euro 19,99

3. Juli 2012

Was war, Herr Löw?

Der deutsche Traum vom Titel - geplatzt. Italiens Team stach gegen Deutschland, um dann selbst ganz unitalienisch sang- und klanglos gegen die Spanier unterzugehen.

Was nun, Herr Löw? Was war los? - Stimmen Sie ab bei der aktuellen Umfrage unter www.dertoedlichepass.de/umfrage.html.

24. Juni 2012

PASSradio mit EMtalk

Morgen wieder, nach kurzer Frühsommerpause: PASS im Radio - auf www.substanz-fm.de - mit Claus Melchior und Stefan Erhardt.
Ab 20 Uhr: der EM-Talk. Eine Zwischenbilanz zur Europameisterschaft - mit interessanten Details, kleinen wie großen Aufregern und schräger Musik.
Reinklicken.

17. Juni 2012


Ausgebuddelt, aus aktuellem Anlass.
Dürfte 2010 im Tödlichen Pass erschienen sein.


Ein echter Wengerspieler

Interessant: Flanken und Kopfbälle zählen für Arsène Wenger gar nicht zum Fußball im engeren Sinne: „We always want to play football but he gives us an option in the air that we don’t have without him“. Die Rede ist von Nicklas Bendtner.

„Walcott war auf der rechten Seite durch“, war auf der Seite Goal.com am Tag nach dem Champions-League-Spiel Arsenals in Barcelona zu lesen, „passte nach innen zu Bendtner, der mit dem ersten Versuch an Valdez scheiterte, im Nachsetzen aber doch noch zum 1:0 traf.“ Hinter dem profanen „Nachsetzen“ verbirgt sich in Wahrheit der ganze Bendtner 2010, die Hoffnung Dänemarks für die WM, einer der vielen Superstars Arsenals, der dem Verein, obwohl erst 22 Jahre alt, bereits seit fünf Jahren dient. Das 1:0, das Arsenal für einige Minuten Hoffnung gab, bis Messi dann mehrfach und auf unwiderstehliche Weise zuschlagen sollte, schießen nur ganz wenige Spieler auf der Welt: Valdez und zwei Verteidiger bedrängen Bendtner, der nach dem nicht schlechten, doch erfolglosen ersten Schuss – schneller hätte das auch ein kleiner Messi nicht hingekriegt – ratzfatz wieder auf den Beinen ist und den Ball mit dem Außenrist ins Netzt spitzelt, drückt, presst. Genau so konnte der Ball nur noch ins Tor gehen, nicht anders, und vor allem keine Viertelsekunde später.
Er schaut dabei stets drein wie ein Oberstufenschüler, der vorgibt, den Wecker nicht gehört zu haben und zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn auf seinen Platz ganz hinten im Klassenraum schleicht. Man könnte aus Wengers Äußerung über Nicklas Bendtner, und das passt überhaupt nicht zum Bild des verschlafenen Oberstufenschülers, ein Kopfballungeheuer herauslesen, einen dänischen Hrubesch, hätte Wenger nicht noch hinzugefügt, Bendtner sei „quick, an intelligent boy, a good finisher, […] he can create chances and give the final ball. You can play one-twos with him and he can bring other people in. In der Tat, er ist, seiner Körpergröße zum Trotz, zum echten Wengerspieler geworden, flink im Kopf und auf den Beinen und mit einem exquisiten Spielverständnis ausgestattet; dies stellte er in der abgelaufenen Saison mehrfach und nachhaltig unter Beweis. Nicht zuletzt seinetwegen qualifizierte sich Dänemark überhaupt für die WM in Südafrika.

Bendtner hat auf seine Chance bei Arsenal gewartet, warten müssen. Er hat gewartet und gelernt, von Thierry Henry insbesondere und von Emmanuel Adebayor, mit dem er dem Vernehmen nach (mindestens) einmal kurz vor einer Prügelei stand. Er wurde nach Birmingham ausgeliehen, und dann kam er zurück und nutzte seine Chance, ganz im Sinne seines Lehrmeisters mit dem Hang zum Philosophieren: „Part of success in life is to grab your chance when you get it and that's why you have to always be ready.“ Bendtner war ready. Er ist inzwischen Stammspieler in einem Ensemble, das an Spielfreude und Spielqualität dem des FC Barcelona in keiner Weise nachsteht, das jedoch – jeder, der den Fußball liebt, muss das bedauern – seit fünf Jahren keinen Titel mehr gewonnen hat, was bekanntlich auch Wenger erheblich wurmt und Menschen wie Uli Hoeneß, als es bei den Bayern noch nicht lief, öffentlich fragen ließ, was Arsenal denn schon gewonnen habe in den letzten Jahren. Gewonnen? Arsenal spielt Woche für Woche Fußball, als gäbe es kein Morgen, auf allerhöchstem Niveau und in allerhöchstem Tempo – mehr will der gemeine Fan nicht sehen, die Anhänger des FC Arsenal höflich ausgenommen. Wenn Bendtner allerdings Titel gewinnen will, und Sportler neigen dazu, Titel gewinnen zu wollen, muss er den Verein wohl eines Tages wechseln, denn einen Welt- oder Europameister Dänemark kann man sich dann doch schwer vorstellen; dafür fehlen ein paar Laudrups.

16. Juni 2012

The unstoppable Germans?

Wer oder was kann die DFB-Auswahl noch aufhalten? Schweinsteiger als neuer Kaiser, Gomez als Gerd-Müller-Wiedergänger, Neuer als die sicherste deutsche Bank, die wir je hatten...

Sagen Sie uns doch Ihre Meinung - unter www.dertoedlichepass.de . Wir sind gespannt.

15. Juni 2012


Pirlo reloaded, aus aktuellem Anlass
(der Text erschien im Tödlichen Herbstpass 2006)


Gattusos Herrchen

Wenn Frank Rost nicht so wortkarg wäre, könnte er ein Lied davon singen, mit welcher Präzision sich der aus dem Fußgelenk heraus beschleunigte Ball nach Überqueren der perfekt stehenden Mauer in den Schalker Torwinkel senkte. Mit nur drei Zehen des Fußes treffe er den Ball, das sei sein Geheimnis, außerdem habe er lange Roberto Baggio und Juninho beim Freistoßtraining zugesehen. Das Ergebnis ist bekannt: Zurzeit zielt niemand besser als Andrea Pirlo vom AC Mailand, jeder Freund des perfekt getretenen Freistoßes kann sich auf der inoffiziellen Fan-Site andreapirlo.com ein Bild davon machen. Wenn er dann vor Ausführung des Freistoßes noch in der größten Hektik die Anweisungen des Schiedsrichters milde abnickt, fast teilnahmslos, als wolle er sagen, „Ist schon in Ordnung, ich warte nur eben, bis die Jungs sich alle wieder beruhigt haben“, dann ist das keinesfalls mit Arroganz zu verwechseln – es ist Gelassenheit aus der Gewissheit, einen Ball aus achtzehn, zwanzig, fünfundzwanzig Metern im Tor unterbringen zu können, ohne dass irgendein Torwart der Welt etwas dagegen unternehmen könnte. Wenn es dann vollbracht ist, huscht ein kurzes Lächeln über sein Gesicht. Auch so kann man jubeln.
Doch Pirlo, kurioserweise seit frühester Jugend Anhänger des ehemaligen Lokalrivalen Inter Mailand, ist weit mehr als ein Meister der Ecken und Freistöße. Er ist der zunächst heimliche und inzwischen kaum noch heimliche Spielmacher des AC Mailand und der italienischen Nationalmannschaft, wo vor ihm natürlich noch Giganten wie Kaká und Totti spielen, die viel mehr im Lichte der Öffentlichkeit stehen, was Pirlo allerdings nur recht zu sein scheint. Obwohl er selbst auch defensiv stark ist, profitiert er doch besonders von einem Mann, der als der Inbegriff des bärbeißigen, uneitlen, häufig unsauber spielenden Kampfhundes gilt: Gennaro Gattuso. Dieser erobert den Ball, per Blutgrätsche, per Ellenbogencheck oder wie auch immer, und apportiert ihn umgehend. Wie Pirlo dann das Spiel mit einem schnellen Flachpass eröffnet, und zwar mit links wie mit rechts und genau dann, wenn die größte Bewegung auf dem Spielfeld herrscht, wenn jeder guckt, wo er hinlaufen muss, wenn Pirlo den ersten, für den Aufbau des schnellen Gegenangriffs häufig vorentscheidenden Pass spielt, oft auf Kaká oder auf Totti, die dann die Früchte seiner Saat ernten, weil sie auf einmal Platz haben, sind dies nicht selten die interessantesten Momente des Spiels. Gern passt Pirlo durch die enge Mitte, was nur funktioniert, wenn man wie er über viel Gefühl für den Raum verfügt, das einem sagt, wo der Ball gerade noch hindurchpasst und wo man einen Gegner für den Bruchteil einer Sekunde auf dem falschen Fuß erwischen kann. Seine Pässe sehen dabei oft ganz einfach aus, nicht zu vergleichen mit den 40-Meter-Pässen eines klassischen Regisseurs, von denen allerdings auch nur zwei von zehn ankommen, meist auf den weniger belebten Flügeln, was zwar in der Regel von Kommentatoren und Zuschauern gleichermaßen beklatscht wird, aber immer noch eine Flanke, einen Rückpass oder ein Dribbling des angespielten Stürmers verlangt. Dies ist beim Spiel durch die Mitte nicht notwendig, da man sich als angreifende Mannschaft viel schneller in aussichtsreicher Schussposition befindet. Dass Pirlo auch den langen Pass zu spielen weiß, versteht sich von selbst.
"Andrea Pirlo ist der Anheuser Busch Bud Man of the Match, weil er während der gesamten 120 Minuten als Spielmacher vor der Abwehr überragend gespielt hat. Er hat im richtigen Moment stets das Richtige getan, und sein Zuspiel auf Fabio Grosso, das kurz vor Schluss zum Tor führte, war sehr klug“, sagte Gyorgy Mezey, Mitglied der Technischen Studien-Gruppe der Fifa, nach dem Sieg gegen Deutschland. Kurz zur Erläuterung der Auszeichnung: Der erste Teil ist Werbung für einen renommierten amerikanischen Mineralwasserhersteller, der zweite trägt dem allgemeinen Wunsch nach Personalisierung des Mannschaftssports Fußball Rechnung. Wie auch immer: Inhaltlich muss man dem Herrn zustimmen. Der „Kicker“ schließlich konnte, da von Deco und Ronaldinho wenig bis gar nichts zu sehen war im Laufe des Turniers, endlich den vom Basketball entlehnten Terminus „No-look-Pass“ verwenden, um einen solchen habe es sich gehandelt. Ob look oder no-look: Beeindruckend an der Szene ist die Ruhe, mit der Pirlo, den Ball eng am Fuß, am deutschen Strafraum entlang trabt, bis sich nach etwa zwei Sekunden – in der Situation eine kleine Ewigkeit –  die Lücke für den Steilpass ergibt.
Pirlo selbst sagte vor einigen Monaten über sein Spiel, und man weiß nicht, ob aus Spaß, aus Verlegenheit oder aus Bescheidenheit, er würde sich manchmal noch zu spät vom Ball trennen. Das ist etwa so, als würde Wimbledon-Seriensieger Roger Federer sagen, auf Rasen müsse er sich noch verbessern. 


Gerald Wenge
(Der Tödliche Pass)

14. Juni 2012


Captain, nicht Capitano
"Even though Steven Gerrard became the inspirational and highly respected captain, the whole dressing room revolved around Carra."

(Dietmar Hamann: The Didi Man: My Love Affair with Liverpool)

Man kennt ihn ja nicht. Man sieht ihn gelegentlich spielen, mal gut, mal weniger gut, ab und zu herausragend, und hofft, dass er noch lange spielen möge. Er verkörpert den Typ Captain, der auf dem Platz wirkt, nicht in der Kabine, den, der wahrscheinlich gar nicht Captain werden, geschweige denn sein wollte, sondern lieber Spin Doctor, Einflüsterer, Strippenzieher. Die Stimme leicht brüchig, der Blick etwas unstet – im Fernsehstudio. In der Kabine und auf dem Platz mag das ganz anders sein. Auf offener Straße würde man seine Profession kaum erahnen, so normal und so wenig breitbeinig kommt er daher: „Sie sind Fußballprofi? Dann bin ich Papst.“

Spielern wie ihm oder dem von Dietmar Hamann hoch geschätzten Jamie Carragher gönnt man jeden Titel doppelt und dreifach, wurde und wird er doch mit dem Verein errungen, dem von Kindesbeinchen an alle Sympathien galten (von "Liebe" zu sprechen verbietet das Sujet), und vermutlich war bereits der Schnuller rot, der dem weinenden Stevie in den ersten Lebensmonaten in den Mund gesteckt wurde.* Ein Ibrahimovic mag jedes Jahr Meister werden, ein Gerrard nie, und doch ist letzterer bereits jetzt "a living legend", ersterer "a pain in the arse".

Doch darum geht es aktuell bekanntlich nicht: Die leidige Frage, ob und wie Gerrard zusammen mit Lampard funktionieren kann, wird bei diesem Turnier sowieso nicht und bald von der Geschichte beantwortet. Bis dahin bleibt zu hoffen, und zwar vergebens, wie immer, dass Gerrard auch in der Nationalmannschaft das Feuer entfacht bekommt, das er beim Liverpool FC schon so oft entfacht bekam.


Gerald Wenge
(Der Tödliche Pass)


* Hört sich gut an, ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch: Vom Merchandising in heutiger Form waren die Vereine damals noch weit entfernt.

20. Mai 2012

Quo vadis, FC Bayern?

Am morgigen Montag, 21. Mai, bespricht Redakteur Claus Melchior die Ereignisse um CL-Finale und Pokalendspiel und wird dabei wohl auch obige Frage streifen. Das von 20 bis 21 Uhr auf www.substanz-fm.de

Zum FC Bayern würden wir auch gerne Ihre Meinung wissen - dazu klicken Sie auf die neueste Umfrage unter www.dertoedlichepass.de/umfrage.html

15. Mai 2012

Fußballgeldwelt

Da kann sich jeder einen eigenen Reim drauf machen... oder zwei oder drei:


Länderfinanzausgleich LFA 2011 und Zahl der Profivereine 1.-3. Liga Saison 12/13 sowie ausgesuchte Statistikwerte // nach Bundesländern

     Ranking Straftaten: www.bundeslaenderranking.de
     Ranking Gewerbesteuer: www.regionalstatistik.de

Land
Zahlung/
Erhalt
Erst-
ligisten
Zweit-ligisten
Dritt-ligisten
Ranking LFA
Ranking Vereine
Ranking Gewerbesteuer Istaufkommen
Ranking Straftaten je 100.000 Einwohner
BE
3.043
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BW
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−3.663
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14
HE
−1.804
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MV
429
0
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NI
204
2
1
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7
4
5
8
NW
224
5
4
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1
1
12
RP
234
1
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6
7
6
SL
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SN
918
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2
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9
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ST
540
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527
0
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13
3

12. Mai 2012

PASS gibt Stoff

Wer unsern netten neuen Flyer - Tim Oehler aus Hamburg sei er gedankt - auch auf Stoff spazieren tragen möchte, kann das ab sofort tun.
Gegen 15 Euro inkl. Versand schicken wir dieses T-Shirt an wen auch immer:
Mail genügt - an dertoedlichepass@gmx.net. Der Flyer ist natürlich wesentlich schärfer, als hier zu sehen.