Der Herr Beckenbauer Franz wird 70. Das wird allenthalben und allerorts bejubelt, gefeiert und gewürdigt. Als Lichtgestalt im deutschen Fußball und darüber hinaus ist er gepriesen, nobilitiert, überhöht worden; zu seinem Vorteil sei konstatiert, dass er sich dieses und ähnliche Epitheta nie selbst angeheftet hat. Wie die diversen Verdienstkreuze und Ehrenabzeichen.
Wo viel Licht, da aber auch viel Schatten: 1,8 Millionen D-Mark musste er in den siebziger
Jahren ans Finanzamt nachzahlen. Ein Strafverfahren blieb aus. Beckenbauer zog nach Österreich. Ein uneheliches Kind, zu dem er sich zur Jahrtausendwende bekannte. Beraterverträge, die ihn u.a. mit Qatar in Verbindung brachten; dann 2012 "Sportbotschafter" für den russischen Konzern Gazprom. Zuletzt wurde ihm die Reise zu WM-Spielen nach Brasilien verweigert; Grund: Verwicklungsverdacht in den Skandal um die WM-Vergaben an Russland und Qatar. Da passt dann auch dazu, dass er im Scheichtum keinen einzigen Sklaven gesehen haben will.
"Ein bissel blind", nannte ihn Markus Völker letztes Jahr in der taz und sah die "Marke Beckenbauer" trotz allem Undurchsichtigen und Unhinterfragten nach wie vor unbeschädigt in der Öffentlichkeit. Sogar kritische Medienvertreter hätten "ja einen Narren am Franz gefressen".
Bei so viel Schatten allerdings fände ich es angebrachter, das Jubeln zu unterlassen. Fußball-"Kaiser" hin oder her - es gibt zu viel, was ihn als Zwielichtgestalt erscheinen lässt.
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11. September 2015
30. Mai 2015
So spricht der Pate, der Pate, der spricht so
"Hören Sie, wenn jemand Ermittlungen macht, haben sie
das Recht dazu. Wenn sie sich an Regeln halten, habe ich nichts dagegen. Und
ich habe keine Befürchtungen wegen mir."
"Die Erstürmung eines Hotels hat mit der FIFA nichts zu
tun."
"Während meiner Mandate haben wir immer versucht, all
diese Elemente zu eliminieren."
"Ich weiß, viele halten mich für ultimativ
verantwortlich für die Handlungen unserer globalen Fußball-Familie - egal, ob
es um die WM-Gastgeber geht oder um Korruptionsskandale, aber wir können nicht
jeden überwachen. Wenn jemand etwas falsch machen will, kann er dabei
unentdeckt bleiben."
(Auf die Frage, ob er fürchte, auch verhaftet zu werden) "Warum?
Ich habe mir nichts vorzuwerfen."
"Ich kann vergeben, aber ich vergesse nicht."
Quellen: SZ / Spiegel online / BR
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28. Mai 2015
Hilfsangebot für moribunde FIFA
Zur Bewältigung der aktuell sich extrem zuspitzenden Krise der Organisation FIFA appellieren wir an den Ehrenmann Blatter, altem japanischem Brauch zu folgen und die von ihm selbst angekündigten Konsequenzen zu ziehen.
Zu diesem Zwecke bedarf es für eine entsprechende Seppuku-Zeremonie nicht einmal eines Wakizashis oder eines Tantos; hier bietet das Land Schweiz kommodere Einrichtungen an. Näheres dazu unter
Es können auch kurzfristig Termine anberaumt werden.
Zu diesem Zwecke bedarf es für eine entsprechende Seppuku-Zeremonie nicht einmal eines Wakizashis oder eines Tantos; hier bietet das Land Schweiz kommodere Einrichtungen an. Näheres dazu unter
- www.dignitas.ch
- www.exit.ch
- www.lifecircle.ch
- www.altersfreitod.ch
Es können auch kurzfristig Termine anberaumt werden.
27. Mai 2015
Der neueste FIFA-Witz
... der geht so: Joseph Blatter äußert sich zu den aktuellen Korruptionsermittlungen gegen sieben FIFA-Funktionäre: "Fifa-Präsident Blatter begrüßt die Ermittlungen und verspricht Konsequenzen". Wie? Sie liegen nicht brüllend vor Lachen unterm Couchtisch?
3. Januar 2014
Merkwürdig...
... diese Stille, diese Leere, diese Armut an Nachrichten - allenfalls eine völlig belanglose Neuverpflichtung eines Verteidigers seitens eines Abstiegskandidaten Marke Torschlusspanik dringt zu uns hin, ansonsten völlige Winterpause. Keine Meldung, die uns aufpeppt, niederkloppt, querplatiniert oder zubodenblattert; es ist, als hätte ein Herr Sammer nie den Mund aufgemacht.
Wohltuend, dieses (man entschuldige die Wortwahl) Schweigen der Waffen an der Fußballnewsfront.
Vielleicht gibt es ja Dinge zwischen Himmel und Erden, die tatsächlich und wirklich wichtiger sind - ? Oder ist es nur die Ruhe vor dem Sturm?
Der nämlich spätestens den Sommer dieses Jahres prägen wird: in Brasilien, wenn der FIFA der heiße Wind des Protests ins Gesicht schlagen wird; in Katar, wenn die absoluten Monarchen (nein, nicht der Name einer Popband) das WM-Turnier retten wollen; in Deutschland, wenn die Ligen von vereinslosen Rumänen und Bulgaren überschwemmt werden wird.
Gut, Letzteres ist vielleicht nur auf Bayern begrenzt; aber dennoch tät ich mir wünschen, dass es mit der medialen Zurückhaltung in Sachen König Fußball im Verhältnis zu den inflationär sich verschlechternden Lebensbedingungen aller Nicht-Reichen vorüber sein wird und Fragen gestellt werden. Fragen, immer wieder Fragen. Nicht, was die Gründe sind, warum diese oder jener diesen oder jenen Verein lieben. Sondern nach Finanztransaktionen und politischer Beeinflussung.
Ein frommer Wunsch, ich weiß. Aber man muss gar nicht mal beten zu seiner Erfüllung.
Wohltuend, dieses (man entschuldige die Wortwahl) Schweigen der Waffen an der Fußballnewsfront.
Vielleicht gibt es ja Dinge zwischen Himmel und Erden, die tatsächlich und wirklich wichtiger sind - ? Oder ist es nur die Ruhe vor dem Sturm?
Der nämlich spätestens den Sommer dieses Jahres prägen wird: in Brasilien, wenn der FIFA der heiße Wind des Protests ins Gesicht schlagen wird; in Katar, wenn die absoluten Monarchen (nein, nicht der Name einer Popband) das WM-Turnier retten wollen; in Deutschland, wenn die Ligen von vereinslosen Rumänen und Bulgaren überschwemmt werden wird.
Gut, Letzteres ist vielleicht nur auf Bayern begrenzt; aber dennoch tät ich mir wünschen, dass es mit der medialen Zurückhaltung in Sachen König Fußball im Verhältnis zu den inflationär sich verschlechternden Lebensbedingungen aller Nicht-Reichen vorüber sein wird und Fragen gestellt werden. Fragen, immer wieder Fragen. Nicht, was die Gründe sind, warum diese oder jener diesen oder jenen Verein lieben. Sondern nach Finanztransaktionen und politischer Beeinflussung.
Ein frommer Wunsch, ich weiß. Aber man muss gar nicht mal beten zu seiner Erfüllung.
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28. Oktober 2013
Macht sie alle, alle glücklich und immer zu jeder Zeit
"Der Fußball verändert sich, wir haben 209 Verbände. Warum verringern? Wir sollten mehr Menschen glücklich machen!"- Das die Reaktion von Michel Mégalomane Platini auf Blatters Vorschlag, künftig für WM-Turniere mehr afrikanische und weniger europäische Nationalmannschaften zuzulassen.
Mal abgesehen davon, dass Joseph Eternel Blatter damit ja eigentlich auf Stimmenfang gehen wollte, um seine Wieder- und Wiederwiederwahl zu betreiben, hat Michel Platini schon mit der Aufstockung der Teilnehmer zur EM auf 24 - quasi der Hälfte aller europäischen Verbände - einen Ansatz zu Größenwahn, mindestens Desorientierung gezeigt.
Nun will er die WM mit 40 Teams bestückt wissen - für alle Kontinente ein paar mehr als die bisherigen 32. Dabei sollte er aber nicht stehenbleiben. Denn es geht noch besser, noch größer.
Es könnten alle 209 Nationalteams gegeneinander antreten, bis ein Weltmeister ermittelt ist. Und: es könnte das ganze Jahr über WM sein, nicht nur alle viere. Wie wären da alle Fans glücklich, und keiner mehr benachteiligt, und alles stünde endgültig unter der Ägide des allmächtigen Fußballs, und Joseph Blatter hätte seine stalineske Mission erfüllt: Oh Almighty Soccer, we pray to thee! Amen.
Mal abgesehen davon, dass Joseph Eternel Blatter damit ja eigentlich auf Stimmenfang gehen wollte, um seine Wieder- und Wiederwiederwahl zu betreiben, hat Michel Platini schon mit der Aufstockung der Teilnehmer zur EM auf 24 - quasi der Hälfte aller europäischen Verbände - einen Ansatz zu Größenwahn, mindestens Desorientierung gezeigt.
Nun will er die WM mit 40 Teams bestückt wissen - für alle Kontinente ein paar mehr als die bisherigen 32. Dabei sollte er aber nicht stehenbleiben. Denn es geht noch besser, noch größer.
Es könnten alle 209 Nationalteams gegeneinander antreten, bis ein Weltmeister ermittelt ist. Und: es könnte das ganze Jahr über WM sein, nicht nur alle viere. Wie wären da alle Fans glücklich, und keiner mehr benachteiligt, und alles stünde endgültig unter der Ägide des allmächtigen Fußballs, und Joseph Blatter hätte seine stalineske Mission erfüllt: Oh Almighty Soccer, we pray to thee! Amen.
7. Oktober 2013
Joseph Blatter (103) kandidiert erneut
Als FREUND des FUSSBALLS sollte man das verhindern: dass ein Herr Blatter sich 2015 erneut zum Präsidenten der FIFA küren lässt. Die jüngsten Äußerungen zu den WM-Baustellentoten in Katar lassen keinen Zweifel daran, dass hier jemand versucht, marie-antoinette-mäßig eine schöne heile Fußballwelt zu beschwören, die es nicht gibt.
Als gäbe es der Skandale um die FIFA nicht schon genug - jetzt werden auch noch die Menschenrechte mit Füßen getreten, was zwar ins Bild dieser Sportart passt, aber trotzdem völlig inakzeptabel ist. Ebenso unannehmbar sind die Haltungen der übrigen Exekutivmitglieder dazu, die keinen Ton von sich geben, der in den Ohren ihres HErrn nach etwas anderem klingen könnte, als der Meister befohlen hat.
Es ist ein Trauerspiel: niemand wagt den offenen Aufstand gegen den Großen Zampano - und wenn sie nicht aufpassen, lässt er sich jopi-like mit 103 Jahren immer noch aufstellen.
Wann endlich verbannt man den kapitalen Totengräber des FußballSPORTS auf eine einsame Insel wie weiland Napoleon? Von selbst wird er nicht gehen, sondern stante pede et mente behaupten, wie gut es allen dank FIFAfußball geht. Wie Marie-Antoinette, die auch die Augen vor der Wirklichkeit verschloss. Ihr Leben endete sehr unrühmlich.
Als gäbe es der Skandale um die FIFA nicht schon genug - jetzt werden auch noch die Menschenrechte mit Füßen getreten, was zwar ins Bild dieser Sportart passt, aber trotzdem völlig inakzeptabel ist. Ebenso unannehmbar sind die Haltungen der übrigen Exekutivmitglieder dazu, die keinen Ton von sich geben, der in den Ohren ihres HErrn nach etwas anderem klingen könnte, als der Meister befohlen hat.
Es ist ein Trauerspiel: niemand wagt den offenen Aufstand gegen den Großen Zampano - und wenn sie nicht aufpassen, lässt er sich jopi-like mit 103 Jahren immer noch aufstellen.
Wann endlich verbannt man den kapitalen Totengräber des FußballSPORTS auf eine einsame Insel wie weiland Napoleon? Von selbst wird er nicht gehen, sondern stante pede et mente behaupten, wie gut es allen dank FIFAfußball geht. Wie Marie-Antoinette, die auch die Augen vor der Wirklichkeit verschloss. Ihr Leben endete sehr unrühmlich.
3. Oktober 2013
Es lebe der Fußball! Es sterben die Stadionbauarbeiter!
Man kann und darf dieses Thema gar nicht lange genug am Kochen halten, medial - nachdem fast alle wegschauen, vor allem alle sogenannten Offiziellen und Verantwortlichen, um bloß nicht den steten Kapitalfluss zu stören, in dem die Reichen dieser Erde (und solche, die es noch werden wollen) sich baden und treiben lassen. Was kümmert die der arme Rest? Nein, dieses Elend kotzt sie nicht einmal mehr an, das ignorieren die nicht einmal mehr. Und die FIFA mittenmang dabei.
Da schüttelt ein Herr Platini aufgebracht sein Haupt, wenn Greenpeace eine längst überfällige Aktion gegen die umweltverbrecherischen Machenschaften von Gazprom startet - in einem Fußballstadion! Beim Anpfiff eines Fußballspiels!! In der Königsklasse Champions League!!! Welch Majestätsbeleidigung! Der Majestät Mammon nämlich.
Und die Mehrheit der Fans macht weiter in selig Lederhosen und Bier, in Stadionwurst und Trainerentlassungsspekulation, als ob nichts, aber auch gar nichts ihren geliebten Sport trüben könnte. Ist das noch Sport? Ist da auch noch Moral? Die Fragen stellen sie sich nicht. Was zählt, ist das Event, die Unterhaltung. Das ist hier nicht anders als in der Politik. Siehe das Wahlergebnis der BRD von vor ein paar Wochen.
Es muss mehr Wut und Empörung geben, wenn die unhaltbaren Zustände - und es sind ja nicht nur Arbeiter, die wie Sklaven in Katar behandelt werden, es sind ja auch Spieler selbst - geändert werden sollten. Aber vielleicht will man das ja auch gar nicht. Dann hätte sich der Fußball ein weiteres Mal verkauft. And the beat goes on...
(In diesem Zusammenhang: http://www.tagesspiegel.de/sport/willmanns-kolumne-fussball-politik-und-baerenschinken/8880106.html )
Da schüttelt ein Herr Platini aufgebracht sein Haupt, wenn Greenpeace eine längst überfällige Aktion gegen die umweltverbrecherischen Machenschaften von Gazprom startet - in einem Fußballstadion! Beim Anpfiff eines Fußballspiels!! In der Königsklasse Champions League!!! Welch Majestätsbeleidigung! Der Majestät Mammon nämlich.
Und die Mehrheit der Fans macht weiter in selig Lederhosen und Bier, in Stadionwurst und Trainerentlassungsspekulation, als ob nichts, aber auch gar nichts ihren geliebten Sport trüben könnte. Ist das noch Sport? Ist da auch noch Moral? Die Fragen stellen sie sich nicht. Was zählt, ist das Event, die Unterhaltung. Das ist hier nicht anders als in der Politik. Siehe das Wahlergebnis der BRD von vor ein paar Wochen.
Es muss mehr Wut und Empörung geben, wenn die unhaltbaren Zustände - und es sind ja nicht nur Arbeiter, die wie Sklaven in Katar behandelt werden, es sind ja auch Spieler selbst - geändert werden sollten. Aber vielleicht will man das ja auch gar nicht. Dann hätte sich der Fußball ein weiteres Mal verkauft. And the beat goes on...
(In diesem Zusammenhang: http://www.tagesspiegel.de/sport/willmanns-kolumne-fussball-politik-und-baerenschinken/8880106.html )
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29. September 2013
Zu Tode schuften für den Fußball
Die Tatsachen sind unwiderlegbar: es hat Tote gegeben, zahlreiche, auf den Baustellen in Katar, wo 2022 die WM ausgespielt werden soll. Die Organisation, die die Oberaufsicht hat - ist sofort angerückt und hat die Verhältnisse überprüft? Die Bosse der Baufirmen zurechtgewiesen? Die Skalverei beendet? Dem katarischen Regime das Turnier entzogen? Pustekuchen.
Ein paar Zeilen, dass man besorgt sei und die Sache auf die Agenda irgendeiner nächsten Sitzung stellen werde, vielleicht die Ethikkommission damit sich befassen lasse - mehr nicht. Auf Deutsch: Uns FIFA geht die Sache am Arsch vorbei.
Man gibt zwar inzwischen zu, dass es nicht ganz optimal gewesen sei, das WM-Turnier in die Wüste geschickt zu haben, aber Beschluss ist Beschluss und wahrscheinlich sind jetzt schon die Vorauszahlungen auf die Sponsorenverträge in die Schweiz geflossen. Wer will das ausschließen. Außerdem ist man zu sehr damit beschäftigt, so vielversprechende Partnerschaften zu schließen wie mit Gazprom - viel Geld versprechend.
Irgendwann, so ist zu hoffen, wird es zum Boykott kommen - einiger Verbände, vielleicht aber auch der Zuschauer und vor allem: von Spielern. Fußballer, die sagen: NEIN - unter diesen mörderischen Umständen (Sklaverei, Hitze, Ausbeutung, Gewinnmaximierung der FIFA-Familie) bin ich nicht mehr bereit, anzutreten. Zuzutrauen wäre es ihnen - zu erhoffen wäre es von ihnen. Auf einem Spielfeld, das auch ein Gräberfeld ist, sollte keiner gegen einen Ball treten.
Ein paar Zeilen, dass man besorgt sei und die Sache auf die Agenda irgendeiner nächsten Sitzung stellen werde, vielleicht die Ethikkommission damit sich befassen lasse - mehr nicht. Auf Deutsch: Uns FIFA geht die Sache am Arsch vorbei.
Man gibt zwar inzwischen zu, dass es nicht ganz optimal gewesen sei, das WM-Turnier in die Wüste geschickt zu haben, aber Beschluss ist Beschluss und wahrscheinlich sind jetzt schon die Vorauszahlungen auf die Sponsorenverträge in die Schweiz geflossen. Wer will das ausschließen. Außerdem ist man zu sehr damit beschäftigt, so vielversprechende Partnerschaften zu schließen wie mit Gazprom - viel Geld versprechend.
Irgendwann, so ist zu hoffen, wird es zum Boykott kommen - einiger Verbände, vielleicht aber auch der Zuschauer und vor allem: von Spielern. Fußballer, die sagen: NEIN - unter diesen mörderischen Umständen (Sklaverei, Hitze, Ausbeutung, Gewinnmaximierung der FIFA-Familie) bin ich nicht mehr bereit, anzutreten. Zuzutrauen wäre es ihnen - zu erhoffen wäre es von ihnen. Auf einem Spielfeld, das auch ein Gräberfeld ist, sollte keiner gegen einen Ball treten.
16. Juli 2013
Auf der Jagd nach weißen Elefanten
Was für ein schöner Tag in Rio! Die Vorfreude auf ein Spiel im fastrenovierten Maracana-Stadion ist groß, auch wenn herausstehende Metallstäbe auf den Tribünen hohe Verletzungsgefahr bergen (für die Zuschauer); die Freude umso größer, als zu sehen ist, dass etwas zu sehen ist - weil sämtliche Fan-Fahnen und -Flaggen verboten worden sind. Noch größer die Überraschung: es gibt voluminöse Bierbecher - leider gelingt es dem Zuschauer, "nur" einen Becher zu trinken - pro Tor (zur Erinnerung: es spielte Spanien gegen Tahiti).
Später dann erfährt er-oder-sie von den Aufständen vor dem Stadion - ungebührlich, fürwahr, umso mehr, als die Leute den Gouvernör als Diktator beschimpften, wo man doch seine Wählerstimme nicht für einen Diktator abgeben kann. "I voted for him twice! And that was just the first election.", meint der unbekannte Zuschauer. Und freut sich über den schönen Tag in Rio - wenn nicht am Ende die Schwaden Tränengases doch noch bis zum 10. Stock gezogen wären und die Schoßhunde leiden ließen...
-- das alles stammt nicht von mir, sondern findet sich auf dem sehr interessanten Blog HUNTING WHITE ELEPHANTS / CAÇANDO ELEFANTES BRANCOS. Eine Innenansicht aus dem Fußballland, das nächstes Jahr noch länger im Fokus stehen wird. Da kann man schon mal "vorglühen".
Später dann erfährt er-oder-sie von den Aufständen vor dem Stadion - ungebührlich, fürwahr, umso mehr, als die Leute den Gouvernör als Diktator beschimpften, wo man doch seine Wählerstimme nicht für einen Diktator abgeben kann. "I voted for him twice! And that was just the first election.", meint der unbekannte Zuschauer. Und freut sich über den schönen Tag in Rio - wenn nicht am Ende die Schwaden Tränengases doch noch bis zum 10. Stock gezogen wären und die Schoßhunde leiden ließen...
-- das alles stammt nicht von mir, sondern findet sich auf dem sehr interessanten Blog HUNTING WHITE ELEPHANTS / CAÇANDO ELEFANTES BRANCOS. Eine Innenansicht aus dem Fußballland, das nächstes Jahr noch länger im Fokus stehen wird. Da kann man schon mal "vorglühen".
3. Juli 2013
"Wenig erreicht, aber viel bewegt"
- so überschreibt der Journalist Andreas Behn seinen Artikel (taz v. 2. Juli 2013) über die Proteste rund ums Maracana-Stadion. Stimmt das? Sicher, die Demonstrationen haben zumindest die Regierungschefin auf den Plan gerufen, es wurden sog. Reformen versprochen, sprich: eine Umleitung der Steuergelder hin zu den Ressorts Bildung und Gesundheit. Sie wird sich in Zukunft daran messen lassen müssen; das wird Sache der "Bewegung" in Brasilien selbst sein.
Aber: Ist es denn wirklich eine Bewegung? Ist es nicht vielmehr ein Aufstand gewesen, der ein Sportereignis zum Anlass genommen hat, um eine diffuse Unzufriedenheit mit den Lebensbedingungen der Nicht-Privilegierten zu äußern, also mehr ein Ventil, aus dem der Druck entweichen konnte, der sich angestaut hatte?
Einiges deutet darauf hin, dass diese "Bewegung" keine ist - die disparaten Forderungen, die ungerichtete Gewalt gegen Polizisten und Sachen, das Fehlen jedweder politischer Koordination. Nicht zuletzt die nachlassende Anklage der FIFA-Granden und ihrer profitgeilen Machenschaften.
In Europa ist das ohnehin (noch) nicht angekommen. Europa schottet sich ab, Europa geht es gut. Europa ist stark, nein: es hält sich für stark. "Es" bedeutet: die in Politik und Wirtschaft die Fäden ziehen. Wenn sie sich da mal nicht verrechnen - siehe Jugendarbeitslosigkeit. Aber das scheinen die Oberen in altbekanntem Reflex mit ein bisschen Geldverteilen lösen zu können. Derweil ihnen die jungen Generationen kohortenweise von den Fahnen gehen.
Vielleicht sehen wir ja auch etwas Bewegung in Europa - der Fußball wäre eine gute Bühne dafür: jede Woche gäbe es Gelegenheit, etwas zu bewegen und vielleicht auch etwas zu erreichen.
Aber: Ist es denn wirklich eine Bewegung? Ist es nicht vielmehr ein Aufstand gewesen, der ein Sportereignis zum Anlass genommen hat, um eine diffuse Unzufriedenheit mit den Lebensbedingungen der Nicht-Privilegierten zu äußern, also mehr ein Ventil, aus dem der Druck entweichen konnte, der sich angestaut hatte?
Einiges deutet darauf hin, dass diese "Bewegung" keine ist - die disparaten Forderungen, die ungerichtete Gewalt gegen Polizisten und Sachen, das Fehlen jedweder politischer Koordination. Nicht zuletzt die nachlassende Anklage der FIFA-Granden und ihrer profitgeilen Machenschaften.
In Europa ist das ohnehin (noch) nicht angekommen. Europa schottet sich ab, Europa geht es gut. Europa ist stark, nein: es hält sich für stark. "Es" bedeutet: die in Politik und Wirtschaft die Fäden ziehen. Wenn sie sich da mal nicht verrechnen - siehe Jugendarbeitslosigkeit. Aber das scheinen die Oberen in altbekanntem Reflex mit ein bisschen Geldverteilen lösen zu können. Derweil ihnen die jungen Generationen kohortenweise von den Fahnen gehen.
Vielleicht sehen wir ja auch etwas Bewegung in Europa - der Fußball wäre eine gute Bühne dafür: jede Woche gäbe es Gelegenheit, etwas zu bewegen und vielleicht auch etwas zu erreichen.
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29. Juni 2013
Shopping statt Bildung
Nein, das eine soll das andere nicht ersetzen, so weit ist es noch nicht gekommen. Aber dass es eindeutige Prioritäten gibt auf unseren westlichen Kapital-Märkten, machen nicht nur die USA mit ihrem mehr und mehr herunterkommenden Bildungssystem deutlich, sondern auch Brasilien.
Es mag einem unbedeutend vorkommen, dass jetzt eine Volksschule, die direkt ans Maracana-Stadion grenzt, abgerissen werden soll - schließlich werde sie anderswo einen Neubau erhalten, so die Politiker in Rio. Aber: dass das Ganze unnötig ist, vielmehr dem Profit weniger dient, wird klar, wenn man hört, was anstelle des Schulgebäudes errichtet werden soll: Parkplätze (sicherlich nicht kostenfrei benutzbar) und ein Shopping-Center.
Es mag einem auch überzogen vorkommen, daraus ein Muster abzuleiten: dergestalt, dass ein weiterer Sieg für den Konsumismus zu konstatieren ist, ein Sieg für das Haben über das Sein. Aber dieser Kampf begann vor Jahrzehnten, als aus der kapitalistischen Weisheit "Nachfrage erzeugt Angebot" das konsumkapitalistische Credo wurde "Angebote erzeugen Nachfragen". And the battle rages on.
Man könnte angesichts der auch auf dieser Gesellschaftsebene aufscheinenden Reich-vs.-Arm-Kluft eine alte Song-und-George-Bush-Zeile variieren: When the going gets tough, the rich go shopping. Der FIFA ist dies nur allzu recht: je mehr Shopping, desto mehr Moneten. Und um Bildung ist es ihr ja noch nie gegangen.
Es mag einem unbedeutend vorkommen, dass jetzt eine Volksschule, die direkt ans Maracana-Stadion grenzt, abgerissen werden soll - schließlich werde sie anderswo einen Neubau erhalten, so die Politiker in Rio. Aber: dass das Ganze unnötig ist, vielmehr dem Profit weniger dient, wird klar, wenn man hört, was anstelle des Schulgebäudes errichtet werden soll: Parkplätze (sicherlich nicht kostenfrei benutzbar) und ein Shopping-Center.
Es mag einem auch überzogen vorkommen, daraus ein Muster abzuleiten: dergestalt, dass ein weiterer Sieg für den Konsumismus zu konstatieren ist, ein Sieg für das Haben über das Sein. Aber dieser Kampf begann vor Jahrzehnten, als aus der kapitalistischen Weisheit "Nachfrage erzeugt Angebot" das konsumkapitalistische Credo wurde "Angebote erzeugen Nachfragen". And the battle rages on.
Man könnte angesichts der auch auf dieser Gesellschaftsebene aufscheinenden Reich-vs.-Arm-Kluft eine alte Song-und-George-Bush-Zeile variieren: When the going gets tough, the rich go shopping. Der FIFA ist dies nur allzu recht: je mehr Shopping, desto mehr Moneten. Und um Bildung ist es ihr ja noch nie gegangen.
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26. Juni 2013
"Jeder Park ist jetzt Gezi"
Mit diesem, ja: Schlachtruf wird ein junger Mann zitiert, der sich an einer Diskussion beteiligt hatte, vorgestern nach, im Gezi-Park, in Istanbul (taz v. 26.6.13). Um die 3000 Menschen waren gekommen, um darüber zu reden, sich auszutauschen, sich zu verständigen, wie es weitergeht - mit dem Protest, mit der Bewegung, mit dem Land. Geleitet, und das ist bemerkenswert, wurde das Meeting von CARSI, den Ultras von Besiktas.
Ultras waren von Beginn an beim Aufbegehren gegen den Parkabriss dabei, haben von Beginn an sich regelrecht(!) gekümmert um die Menschen, die in den Konfrontationen mit der Polizei unter die Räder zu kommen drohten. Ultras sind mittlerweile von der Polizei auch verhaftet worden, aber nicht im Zusammenhang mit Fußball.
Denkbar, dass unsere Ultras in Deutschland aus dem grillgut- und bierbeladenen Bauch heraus jene in Istanbul solidarisch unterstützten? Denkbar, dass unsere Ultras hier die Gelegenheit nutzten und selbst politisch aktiv würden? Denkbar? Ich meine: undenkbar.
Ja, ich rede einer Politisierung des Fußballs und des Fantums das Wort. Denn der Fußball als Wirtschaftszweig ist längst politisch. Zeit, ihn wegzubringen von seiner profitabel inszenierten Brot-und-Spiele-Funktion.
Ultras waren von Beginn an beim Aufbegehren gegen den Parkabriss dabei, haben von Beginn an sich regelrecht(!) gekümmert um die Menschen, die in den Konfrontationen mit der Polizei unter die Räder zu kommen drohten. Ultras sind mittlerweile von der Polizei auch verhaftet worden, aber nicht im Zusammenhang mit Fußball.
Denkbar, dass unsere Ultras in Deutschland aus dem grillgut- und bierbeladenen Bauch heraus jene in Istanbul solidarisch unterstützten? Denkbar, dass unsere Ultras hier die Gelegenheit nutzten und selbst politisch aktiv würden? Denkbar? Ich meine: undenkbar.
Ja, ich rede einer Politisierung des Fußballs und des Fantums das Wort. Denn der Fußball als Wirtschaftszweig ist längst politisch. Zeit, ihn wegzubringen von seiner profitabel inszenierten Brot-und-Spiele-Funktion.
25. Juni 2013
Die FIFA ist ein Eierkuchen
"Der FIFA Konföderationen-Pokal 2013
präsentiert sich bislang als rauschendes Fussballfest. Verantwortlich
dafür sind allerdings nicht nur die Akteure auf dem Rasen, sondern vor
allem auch die Fans, die aus allen Teilen der Welt nach Brasilien gereist sind, um ihre Mannschaft beim Festival der Meister lautstark zum Erfolg zu treiben.
Farbenfroh,
enthusiastisch und kreativ sorgen die Anhänger für eine großartige
Atmosphäre in den Stadien und tragen damit maßgeblich zu einem
denkwürdigen Turnier bei." (zitiert nach www.fifa.com vom 24.6.2013)
Ja, der Confed Cup 2013 präsentiert sich bislang als politisches Fußballfest. Verantwortlich dafür sind zwar auch ein wenig die Akteure auf dem Rasen, zumindest die brasilianischen, sondern vor allem auch die Fans, die in allen Teilen Brasiliens beim Festival der Meister lautstark ihre längst überfälligen Forderungen kundtun. Lichterloh, enthusiastisch und kreativ sorgen die Anhänger für Reformen für eine großartige Atmosphäre vor den Stadien und tragen damit maßgeblich zu einem denkwürdigen Turnier bei.
Und die Veranstalter? Freuen sich über noch mehr Geld im Geldspeicher und singen das Lied von Friede und Freude. Aber auch Eierkuchen fangen irgendwann an zu stinken.
22. Juni 2013
FIFA-Standards überall
“FIFA standard hospitals and schools!” - Krankenhäuser und Schulen nach FIFA-Standard verlangen die Demonstranten in Brasilien. Was zunächst ironisch rüberkommt, könnte eine Welle von Forderungen lostreten, die letztlich alle auf diesen Nenner zu bringen sind: Wenn die FIFA in einem Land ihr Weltmeisterschaftsturnier veranstaltet, muss sie dafür sorgen, dass sie die Infrastruktur in diesem Land unterstützt.
Soll heißen: Für Fußballturniere braucht es ausgebesserte Straßen, verbesserten öffentlichen Personen-Nahverkehr, funktionierende Krankenhäuser, eine entsprechend geschulte und ausgerüstete Polizei, einen oder mehrere grundüberholte Flughäfen, Helfer und Helferinnen, für die Hundertausende von Fans, die zu diesen Spielen kommen.
Diese Forderungen sind weder überzogen, noch abwegig: wer derart immens Kohle macht, sich aber aller Verantwortung entzieht, handelt nach Art von totalitären Feudalisten: Sollen die da unten doch sehen, wo sie bleiben, nachdem wir ihnen den letzten Cent aus der Tasche gezogen haben.
Die FIFA darf nicht länger Knebelverträge mit diesen Staaten machen, sich alles bezahlen lassen, keine Steuern dafür abgeben und mit sattesten Gewinnen zum nächsten Land ziehen. Dieses Raubrittertum muss ein Ende haben.
Es sollte, von diesen Demonstranten in Brasilien ausgehend, eine weltweite Kampagne geben: Make FIFA pay for what they earn! Die FIFA muss, wie jeder Veranstalter auch, für sämtliche Veranstaltungskosten auch in der Folge (Stichwort: leerstehende Stadien, vgl. Südafrika) aufkommen. Den Vertrag dazu unterschreibt Herr Blatter persönlich vor der UN-Vollversammlung.
Soll heißen: Für Fußballturniere braucht es ausgebesserte Straßen, verbesserten öffentlichen Personen-Nahverkehr, funktionierende Krankenhäuser, eine entsprechend geschulte und ausgerüstete Polizei, einen oder mehrere grundüberholte Flughäfen, Helfer und Helferinnen, für die Hundertausende von Fans, die zu diesen Spielen kommen.
Diese Forderungen sind weder überzogen, noch abwegig: wer derart immens Kohle macht, sich aber aller Verantwortung entzieht, handelt nach Art von totalitären Feudalisten: Sollen die da unten doch sehen, wo sie bleiben, nachdem wir ihnen den letzten Cent aus der Tasche gezogen haben.
Die FIFA darf nicht länger Knebelverträge mit diesen Staaten machen, sich alles bezahlen lassen, keine Steuern dafür abgeben und mit sattesten Gewinnen zum nächsten Land ziehen. Dieses Raubrittertum muss ein Ende haben.
Es sollte, von diesen Demonstranten in Brasilien ausgehend, eine weltweite Kampagne geben: Make FIFA pay for what they earn! Die FIFA muss, wie jeder Veranstalter auch, für sämtliche Veranstaltungskosten auch in der Folge (Stichwort: leerstehende Stadien, vgl. Südafrika) aufkommen. Den Vertrag dazu unterschreibt Herr Blatter persönlich vor der UN-Vollversammlung.
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