... diese Stille, diese Leere, diese Armut an Nachrichten - allenfalls eine völlig belanglose Neuverpflichtung eines Verteidigers seitens eines Abstiegskandidaten Marke Torschlusspanik dringt zu uns hin, ansonsten völlige Winterpause. Keine Meldung, die uns aufpeppt, niederkloppt, querplatiniert oder zubodenblattert; es ist, als hätte ein Herr Sammer nie den Mund aufgemacht.
Wohltuend, dieses (man entschuldige die Wortwahl) Schweigen der Waffen an der Fußballnewsfront.
Vielleicht gibt es ja Dinge zwischen Himmel und Erden, die tatsächlich und wirklich wichtiger sind - ? Oder ist es nur die Ruhe vor dem Sturm?
Der nämlich spätestens den Sommer dieses Jahres prägen wird: in Brasilien, wenn der FIFA der heiße Wind des Protests ins Gesicht schlagen wird; in Katar, wenn die absoluten Monarchen (nein, nicht der Name einer Popband) das WM-Turnier retten wollen; in Deutschland, wenn die Ligen von vereinslosen Rumänen und Bulgaren überschwemmt werden wird.
Gut, Letzteres ist vielleicht nur auf Bayern begrenzt; aber dennoch tät ich mir wünschen, dass es mit der medialen Zurückhaltung in Sachen König Fußball im Verhältnis zu den inflationär sich verschlechternden Lebensbedingungen aller Nicht-Reichen vorüber sein wird und Fragen gestellt werden. Fragen, immer wieder Fragen. Nicht, was die Gründe sind, warum diese oder jener diesen oder jenen Verein lieben. Sondern nach Finanztransaktionen und politischer Beeinflussung.
Ein frommer Wunsch, ich weiß. Aber man muss gar nicht mal beten zu seiner Erfüllung.
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3. Januar 2014
16. Juli 2013
Auf der Jagd nach weißen Elefanten
Was für ein schöner Tag in Rio! Die Vorfreude auf ein Spiel im fastrenovierten Maracana-Stadion ist groß, auch wenn herausstehende Metallstäbe auf den Tribünen hohe Verletzungsgefahr bergen (für die Zuschauer); die Freude umso größer, als zu sehen ist, dass etwas zu sehen ist - weil sämtliche Fan-Fahnen und -Flaggen verboten worden sind. Noch größer die Überraschung: es gibt voluminöse Bierbecher - leider gelingt es dem Zuschauer, "nur" einen Becher zu trinken - pro Tor (zur Erinnerung: es spielte Spanien gegen Tahiti).
Später dann erfährt er-oder-sie von den Aufständen vor dem Stadion - ungebührlich, fürwahr, umso mehr, als die Leute den Gouvernör als Diktator beschimpften, wo man doch seine Wählerstimme nicht für einen Diktator abgeben kann. "I voted for him twice! And that was just the first election.", meint der unbekannte Zuschauer. Und freut sich über den schönen Tag in Rio - wenn nicht am Ende die Schwaden Tränengases doch noch bis zum 10. Stock gezogen wären und die Schoßhunde leiden ließen...
-- das alles stammt nicht von mir, sondern findet sich auf dem sehr interessanten Blog HUNTING WHITE ELEPHANTS / CAÇANDO ELEFANTES BRANCOS. Eine Innenansicht aus dem Fußballland, das nächstes Jahr noch länger im Fokus stehen wird. Da kann man schon mal "vorglühen".
Später dann erfährt er-oder-sie von den Aufständen vor dem Stadion - ungebührlich, fürwahr, umso mehr, als die Leute den Gouvernör als Diktator beschimpften, wo man doch seine Wählerstimme nicht für einen Diktator abgeben kann. "I voted for him twice! And that was just the first election.", meint der unbekannte Zuschauer. Und freut sich über den schönen Tag in Rio - wenn nicht am Ende die Schwaden Tränengases doch noch bis zum 10. Stock gezogen wären und die Schoßhunde leiden ließen...
-- das alles stammt nicht von mir, sondern findet sich auf dem sehr interessanten Blog HUNTING WHITE ELEPHANTS / CAÇANDO ELEFANTES BRANCOS. Eine Innenansicht aus dem Fußballland, das nächstes Jahr noch länger im Fokus stehen wird. Da kann man schon mal "vorglühen".
3. Juli 2013
"Wenig erreicht, aber viel bewegt"
- so überschreibt der Journalist Andreas Behn seinen Artikel (taz v. 2. Juli 2013) über die Proteste rund ums Maracana-Stadion. Stimmt das? Sicher, die Demonstrationen haben zumindest die Regierungschefin auf den Plan gerufen, es wurden sog. Reformen versprochen, sprich: eine Umleitung der Steuergelder hin zu den Ressorts Bildung und Gesundheit. Sie wird sich in Zukunft daran messen lassen müssen; das wird Sache der "Bewegung" in Brasilien selbst sein.
Aber: Ist es denn wirklich eine Bewegung? Ist es nicht vielmehr ein Aufstand gewesen, der ein Sportereignis zum Anlass genommen hat, um eine diffuse Unzufriedenheit mit den Lebensbedingungen der Nicht-Privilegierten zu äußern, also mehr ein Ventil, aus dem der Druck entweichen konnte, der sich angestaut hatte?
Einiges deutet darauf hin, dass diese "Bewegung" keine ist - die disparaten Forderungen, die ungerichtete Gewalt gegen Polizisten und Sachen, das Fehlen jedweder politischer Koordination. Nicht zuletzt die nachlassende Anklage der FIFA-Granden und ihrer profitgeilen Machenschaften.
In Europa ist das ohnehin (noch) nicht angekommen. Europa schottet sich ab, Europa geht es gut. Europa ist stark, nein: es hält sich für stark. "Es" bedeutet: die in Politik und Wirtschaft die Fäden ziehen. Wenn sie sich da mal nicht verrechnen - siehe Jugendarbeitslosigkeit. Aber das scheinen die Oberen in altbekanntem Reflex mit ein bisschen Geldverteilen lösen zu können. Derweil ihnen die jungen Generationen kohortenweise von den Fahnen gehen.
Vielleicht sehen wir ja auch etwas Bewegung in Europa - der Fußball wäre eine gute Bühne dafür: jede Woche gäbe es Gelegenheit, etwas zu bewegen und vielleicht auch etwas zu erreichen.
Aber: Ist es denn wirklich eine Bewegung? Ist es nicht vielmehr ein Aufstand gewesen, der ein Sportereignis zum Anlass genommen hat, um eine diffuse Unzufriedenheit mit den Lebensbedingungen der Nicht-Privilegierten zu äußern, also mehr ein Ventil, aus dem der Druck entweichen konnte, der sich angestaut hatte?
Einiges deutet darauf hin, dass diese "Bewegung" keine ist - die disparaten Forderungen, die ungerichtete Gewalt gegen Polizisten und Sachen, das Fehlen jedweder politischer Koordination. Nicht zuletzt die nachlassende Anklage der FIFA-Granden und ihrer profitgeilen Machenschaften.
In Europa ist das ohnehin (noch) nicht angekommen. Europa schottet sich ab, Europa geht es gut. Europa ist stark, nein: es hält sich für stark. "Es" bedeutet: die in Politik und Wirtschaft die Fäden ziehen. Wenn sie sich da mal nicht verrechnen - siehe Jugendarbeitslosigkeit. Aber das scheinen die Oberen in altbekanntem Reflex mit ein bisschen Geldverteilen lösen zu können. Derweil ihnen die jungen Generationen kohortenweise von den Fahnen gehen.
Vielleicht sehen wir ja auch etwas Bewegung in Europa - der Fußball wäre eine gute Bühne dafür: jede Woche gäbe es Gelegenheit, etwas zu bewegen und vielleicht auch etwas zu erreichen.
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1. Juli 2013
Ausgespaniert?
Brasilien - Spanien: Endstand 3:0. Das war deutlich. Waren die spanischen Fußballer wirklich so müde, wie schon gegen Italien als Entschuldigung immer wieder vorgebracht? Oder hat es sich - siehe Champions-League - ausgespaniert?
Zugestanden, nach einer langen Saison und Teilnahme an diversen Wettbewerben ist die Fitness jeden Spielers im Keller. Andererseits ermüdet jedes System irgendwann, wenn es lediglich fortgesetzt, aber nicht laufend renoviert wird. Das spanische Tiki-Taka hat mittlerweile ja schon Kopien auf der ganzen Welt gezogen.
Wir dürfen gespannt sein, ob es eine Version 2.0 geben wird - Tiki-Taka reloaded, und mit dem ein oder anderen Versatz- und Kabinettstückchen mehr. Und ob der spanische Fußball damit weiterhin die Nase bzw. die Stollen vorne haben wird.
Oder ob es nicht ein Revival der anderen Art gibt - siehe Neymar: das der Einzelspieler, die auf ihre herausragenden Momente vertrauen können und mit ihnen die Mannschaft, die um sie herum gebaut ist. Das wäre dann back to the 70s - wenn auch mit anderen Mitteln.
Zugestanden, nach einer langen Saison und Teilnahme an diversen Wettbewerben ist die Fitness jeden Spielers im Keller. Andererseits ermüdet jedes System irgendwann, wenn es lediglich fortgesetzt, aber nicht laufend renoviert wird. Das spanische Tiki-Taka hat mittlerweile ja schon Kopien auf der ganzen Welt gezogen.
Wir dürfen gespannt sein, ob es eine Version 2.0 geben wird - Tiki-Taka reloaded, und mit dem ein oder anderen Versatz- und Kabinettstückchen mehr. Und ob der spanische Fußball damit weiterhin die Nase bzw. die Stollen vorne haben wird.
Oder ob es nicht ein Revival der anderen Art gibt - siehe Neymar: das der Einzelspieler, die auf ihre herausragenden Momente vertrauen können und mit ihnen die Mannschaft, die um sie herum gebaut ist. Das wäre dann back to the 70s - wenn auch mit anderen Mitteln.
29. Juni 2013
Shopping statt Bildung
Nein, das eine soll das andere nicht ersetzen, so weit ist es noch nicht gekommen. Aber dass es eindeutige Prioritäten gibt auf unseren westlichen Kapital-Märkten, machen nicht nur die USA mit ihrem mehr und mehr herunterkommenden Bildungssystem deutlich, sondern auch Brasilien.
Es mag einem unbedeutend vorkommen, dass jetzt eine Volksschule, die direkt ans Maracana-Stadion grenzt, abgerissen werden soll - schließlich werde sie anderswo einen Neubau erhalten, so die Politiker in Rio. Aber: dass das Ganze unnötig ist, vielmehr dem Profit weniger dient, wird klar, wenn man hört, was anstelle des Schulgebäudes errichtet werden soll: Parkplätze (sicherlich nicht kostenfrei benutzbar) und ein Shopping-Center.
Es mag einem auch überzogen vorkommen, daraus ein Muster abzuleiten: dergestalt, dass ein weiterer Sieg für den Konsumismus zu konstatieren ist, ein Sieg für das Haben über das Sein. Aber dieser Kampf begann vor Jahrzehnten, als aus der kapitalistischen Weisheit "Nachfrage erzeugt Angebot" das konsumkapitalistische Credo wurde "Angebote erzeugen Nachfragen". And the battle rages on.
Man könnte angesichts der auch auf dieser Gesellschaftsebene aufscheinenden Reich-vs.-Arm-Kluft eine alte Song-und-George-Bush-Zeile variieren: When the going gets tough, the rich go shopping. Der FIFA ist dies nur allzu recht: je mehr Shopping, desto mehr Moneten. Und um Bildung ist es ihr ja noch nie gegangen.
Es mag einem unbedeutend vorkommen, dass jetzt eine Volksschule, die direkt ans Maracana-Stadion grenzt, abgerissen werden soll - schließlich werde sie anderswo einen Neubau erhalten, so die Politiker in Rio. Aber: dass das Ganze unnötig ist, vielmehr dem Profit weniger dient, wird klar, wenn man hört, was anstelle des Schulgebäudes errichtet werden soll: Parkplätze (sicherlich nicht kostenfrei benutzbar) und ein Shopping-Center.
Es mag einem auch überzogen vorkommen, daraus ein Muster abzuleiten: dergestalt, dass ein weiterer Sieg für den Konsumismus zu konstatieren ist, ein Sieg für das Haben über das Sein. Aber dieser Kampf begann vor Jahrzehnten, als aus der kapitalistischen Weisheit "Nachfrage erzeugt Angebot" das konsumkapitalistische Credo wurde "Angebote erzeugen Nachfragen". And the battle rages on.
Man könnte angesichts der auch auf dieser Gesellschaftsebene aufscheinenden Reich-vs.-Arm-Kluft eine alte Song-und-George-Bush-Zeile variieren: When the going gets tough, the rich go shopping. Der FIFA ist dies nur allzu recht: je mehr Shopping, desto mehr Moneten. Und um Bildung ist es ihr ja noch nie gegangen.
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22. Juni 2013
FIFA-Standards überall
“FIFA standard hospitals and schools!” - Krankenhäuser und Schulen nach FIFA-Standard verlangen die Demonstranten in Brasilien. Was zunächst ironisch rüberkommt, könnte eine Welle von Forderungen lostreten, die letztlich alle auf diesen Nenner zu bringen sind: Wenn die FIFA in einem Land ihr Weltmeisterschaftsturnier veranstaltet, muss sie dafür sorgen, dass sie die Infrastruktur in diesem Land unterstützt.
Soll heißen: Für Fußballturniere braucht es ausgebesserte Straßen, verbesserten öffentlichen Personen-Nahverkehr, funktionierende Krankenhäuser, eine entsprechend geschulte und ausgerüstete Polizei, einen oder mehrere grundüberholte Flughäfen, Helfer und Helferinnen, für die Hundertausende von Fans, die zu diesen Spielen kommen.
Diese Forderungen sind weder überzogen, noch abwegig: wer derart immens Kohle macht, sich aber aller Verantwortung entzieht, handelt nach Art von totalitären Feudalisten: Sollen die da unten doch sehen, wo sie bleiben, nachdem wir ihnen den letzten Cent aus der Tasche gezogen haben.
Die FIFA darf nicht länger Knebelverträge mit diesen Staaten machen, sich alles bezahlen lassen, keine Steuern dafür abgeben und mit sattesten Gewinnen zum nächsten Land ziehen. Dieses Raubrittertum muss ein Ende haben.
Es sollte, von diesen Demonstranten in Brasilien ausgehend, eine weltweite Kampagne geben: Make FIFA pay for what they earn! Die FIFA muss, wie jeder Veranstalter auch, für sämtliche Veranstaltungskosten auch in der Folge (Stichwort: leerstehende Stadien, vgl. Südafrika) aufkommen. Den Vertrag dazu unterschreibt Herr Blatter persönlich vor der UN-Vollversammlung.
Soll heißen: Für Fußballturniere braucht es ausgebesserte Straßen, verbesserten öffentlichen Personen-Nahverkehr, funktionierende Krankenhäuser, eine entsprechend geschulte und ausgerüstete Polizei, einen oder mehrere grundüberholte Flughäfen, Helfer und Helferinnen, für die Hundertausende von Fans, die zu diesen Spielen kommen.
Diese Forderungen sind weder überzogen, noch abwegig: wer derart immens Kohle macht, sich aber aller Verantwortung entzieht, handelt nach Art von totalitären Feudalisten: Sollen die da unten doch sehen, wo sie bleiben, nachdem wir ihnen den letzten Cent aus der Tasche gezogen haben.
Die FIFA darf nicht länger Knebelverträge mit diesen Staaten machen, sich alles bezahlen lassen, keine Steuern dafür abgeben und mit sattesten Gewinnen zum nächsten Land ziehen. Dieses Raubrittertum muss ein Ende haben.
Es sollte, von diesen Demonstranten in Brasilien ausgehend, eine weltweite Kampagne geben: Make FIFA pay for what they earn! Die FIFA muss, wie jeder Veranstalter auch, für sämtliche Veranstaltungskosten auch in der Folge (Stichwort: leerstehende Stadien, vgl. Südafrika) aufkommen. Den Vertrag dazu unterschreibt Herr Blatter persönlich vor der UN-Vollversammlung.
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