Mit diesem, ja: Schlachtruf wird ein junger Mann zitiert, der sich an einer Diskussion beteiligt hatte, vorgestern nach, im Gezi-Park, in Istanbul (taz v. 26.6.13). Um die 3000 Menschen waren gekommen, um darüber zu reden, sich auszutauschen, sich zu verständigen, wie es weitergeht - mit dem Protest, mit der Bewegung, mit dem Land. Geleitet, und das ist bemerkenswert, wurde das Meeting von CARSI, den Ultras von Besiktas.
Ultras waren von Beginn an beim Aufbegehren gegen den Parkabriss dabei, haben von Beginn an sich regelrecht(!) gekümmert um die Menschen, die in den Konfrontationen mit der Polizei unter die Räder zu kommen drohten. Ultras sind mittlerweile von der Polizei auch verhaftet worden, aber nicht im Zusammenhang mit Fußball.
Denkbar, dass unsere Ultras in Deutschland aus dem grillgut- und bierbeladenen Bauch heraus jene in Istanbul solidarisch unterstützten? Denkbar, dass unsere Ultras hier die Gelegenheit nutzten und selbst politisch aktiv würden? Denkbar? Ich meine: undenkbar.
Ja, ich rede einer Politisierung des Fußballs und des Fantums das Wort. Denn der Fußball als Wirtschaftszweig ist längst politisch. Zeit, ihn wegzubringen von seiner profitabel inszenierten Brot-und-Spiele-Funktion.
Lieber Stefan,
AntwortenLöschenZuerst einmal freue ich mich, dass der Blog jetzt so richtig Fahrt aufnimmt - eine echte Bereicherung!
Die Politisierung des Fussballs war schon immer eine unvermeidliche Begleiterscheinung des Fussballs. Meistens war sie allerdings von oben nach unten initiiert (auch wenn ich mit der Brot-und-Spiele-Metapher selber vorsichtiger wäre). Interessant wird's, wenn das Fantum sich organisiert und den Fussball von unten nach oben politisiert. Und da tut sich ja nun wirklich was, inbesondere in Ländern, die als fussball-verrückt bekannt sind. Weiterverfolgen!
Zur Türkei hier ein Blogpost aus meiner Feder:
http://www.free-project.eu/Blog/post/an-energy-drink-rather-than-the-opium-of-the-people-1323.htm
Genau erkannt: Brot und Spiele hatte damals noch einen anderen Ursprung und einen anderen Hintergrund; die Methapher stimmt eigentlich auch deshalb nicht (mehr), da der Profifußball keine staatliche Unterhaltungs-Verordnung ist, sich tatsächlich aus spiel-basierten Urgründen speist und - last but not least - diejenigen, welche die "Spiele" besuchen, kein Brot dafür bekommen, sondern im Gegenteil es hingeben müssen (in Form von Geld).
AntwortenLöschenAber aus der Begleiterscheinung ist mittlerweile eine Haupterscheinung geworden; i.e. das Fußballspiel als solches ist nicht politisch, das Fußballsystem (Funktionärswesen, Vereinswesen, Wirtschaftszweig etc.) ist Teil jedes politischen Systems.