22. September 2015

VW frisiert sich die Wagen schön. Die Liga auch?

Erst Millionen Diesel in den USA, nun viele viele Millionen Autos weltweit: manipuliert hat VW die Abgaswerte, um möglichst clean dazustehen und möglichst kräftig Kasse zu machen. Hat jahrelang geklappt.

Aus der prallen Kasse konnte man so auch prall den Profitfußball finanzieren - angefangen beim VfL Wolfsburg (da steckt das V und das W ja schon fertig im Namen) über den FC Bayern bis zum FC Ingolstadt. Bei dem nicht aufgehört: insgesamt 16 Klubs in den beiden höchsten deutschen Ligen hängen mit dem VW-Konzern zusammen. Und der DFB-Pokal wird mitfinanziert. Gewissermaßen das ideale VW-Pokalendspiel gab's ja letzte Saison.

Nun könnte man angesichts der jetzt bekannt gewordenen Manipulationen - die Spitze eines Eisbergs, so ist zu vermuten, auf dem aber auch noch andere Automobilhersteller schwimmen könnten - ein mulmiges Gefühl für die erste und zweite Liga bekommen. Das haben viele Fans bereits, spätestens seit dieser Ein-Sechstel-VW-Vereinsbundesligasaison. Vielleicht kam diese Enthüllung aber gerade rechtzeitig. Damit VW nicht auf die Idee käme, sich die Liga schönzufrisieren.

11. September 2015

Zwielichtgestalt

Der Herr Beckenbauer Franz wird 70. Das wird allenthalben und allerorts bejubelt, gefeiert und gewürdigt. Als Lichtgestalt im deutschen Fußball und darüber hinaus ist er gepriesen, nobilitiert, überhöht worden; zu seinem Vorteil sei konstatiert, dass er sich dieses und ähnliche Epitheta nie selbst angeheftet hat. Wie die diversen Verdienstkreuze und Ehrenabzeichen.

Wo viel Licht, da aber auch viel Schatten: 1,8 Millionen D-Mark musste er in den siebziger Jahren ans Finanzamt nachzahlen. Ein Strafverfahren blieb aus. Beckenbauer zog nach Österreich. Ein uneheliches Kind, zu dem er sich zur Jahrtausendwende bekannte. Beraterverträge, die ihn u.a. mit Qatar in Verbindung brachten; dann 2012 "Sportbotschafter" für den russischen Konzern Gazprom. Zuletzt wurde ihm die Reise zu WM-Spielen nach Brasilien verweigert; Grund: Verwicklungsverdacht in den Skandal um die WM-Vergaben an Russland und Qatar. Da passt dann auch dazu, dass er im Scheichtum keinen einzigen Sklaven gesehen haben will.

"Ein bissel blind", nannte ihn Markus Völker letztes Jahr in der taz und sah die "Marke Beckenbauer" trotz allem Undurchsichtigen und Unhinterfragten nach wie vor unbeschädigt in der Öffentlichkeit. Sogar kritische Medienvertreter hätten "ja einen Narren am Franz gefressen".

Bei so viel Schatten allerdings fände ich es angebrachter, das Jubeln zu unterlassen. Fußball-"Kaiser" hin oder her - es gibt zu viel, was ihn als Zwielichtgestalt erscheinen lässt.

27. Juli 2015

Endlich wieder ein Schritt weiter

Fußball, vielgerühmt als die schönste Nebensache der Welt, ist in seiner Profitvariante endlich wieder ein Schritt weiter. Wie der Tagespresse zu entnehmen war, will sich FC-Bayern-Abwehrspieler Jerome Boateng von US-Rap-Artist Jay Z (mit einem geschätzten Vermögen von 500 Mio. Dollar laut Forbes-Liste) durch dessen Entertainment- und Sportverlag "Roc Nation" künftig vermarkten lassen.

Mal abgesehen davon, was ein Herr Rummenigge dazu sagt oder ein Herr Sammer (da scheinen mir die letzten Worte noch nicht gesprochen bzw. gibt es noch Klärungsbedarf: Darf JB17 alias Mr Boateng das vertraglich überhaupt? Spricht da nicht sein Schuhausrüster dagegen? Wer oder was ist überhaupt Tschäi-Sie?): es ist der konsequente nächste Schritt!

Hin nämlich zur Ubervermarktung des Fußballs, des Profitfußballs in seiner kapitalen Reinform: der Spieler mutiert zum Vermarktungssub- und -objekt, nachdem er sich einen gewissen Marktwert erspielt hat. Nun tritt der Fußball hinter die Vermarktung zurück - und wird wirklich zur reinen Nebensache.

Es wird eine spannende Saison werden: Wer wird sich nach Boateng als Vermarktungsspieler outen?