Jetzt hat's mich doch erwischt. Ich hatte mich immun geglaubt. Unempfänglich für die Lockungen bunter Bilder, bunter Klebebilder, um genau zu sein. Schon allein des Geldes wegen wollte ich nie nie nie in diese Sammelwut verfallen, die Millionen auf der Welt diesen italienischen Brüdern und ihrer Industrienachkommenschaft ebensolche, nämlich Millionen, mit Abziehbildchen bescheren. Mittlerweile Jahr für Jahr. Und nicht nur Fußball wird geklebt.
Die Börse also, in meinem Fall die eigene; zum andern ein - wie so oft bei diesen Dingen - schweres Kindheitstrauma: just in dem Moment, als ich für mein Album die heiß begehrte "Spirit of America" aus dem Tütchen zog, überraschte mich meine Mutter. Schimpftirade folgte auf Vorwurf auf Hausarrest; drohte auch Taschengeldentzug? Ich weiß es nicht mehr. Kurz darauf sah ich mich gezwungen, mein Sammelalbum Autos - genauer Titel nicht mehr präsent - über den Gartenzaun ans Nachbarkind zu verkaufen. Dessen Eltern schienen nichts dagegen zu haben, was mir als Argument allerdings nichts nützte. Später sollte meine Mutter anfangen, Enten aus jedwelchem Material zu sammeln.
Verfallen bin ich nun doch noch der akuten Paninie. Beklebe mein Fußball-WM-2010-Sammelheftchen, denn, so Tim, passionierter Kollektor seit Jahrzehnten, es gelte, unbedingt vor Anpfiff am 10. Juni das Geheft vollständig zu haben. Mein derzeitiger Klebepegel: 221. Von insgesamt 640. Die vier Extras von jener Kapitalistenbrausefirma nicht mitgezählt.
Ich denke, ich werde es schaffen. Der erste kleine Stapel Doppelte liegt neben dem Heft und zeigt mit dem Finger auf mich.
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