17. November 2012

Fan-Kontrolle

Die Münchner haben's vorgemacht: Einlasskontrolle war gestern - die Zukunft gehört kleinen weißen, unschuldigen Zelten, in denen man auf einen netten Striptease mit der Polizei eingeladen wird und sein Taschenmesser registrieren lassen kann.

Wo soll das alles enden? Überwachungskameras haben wir schon, die personalisierten Eintrittskarten werden folgen, Gesichtsscanner sind angedacht - das Stadion verkommt zum Hochsicherheitstrakt.

Ob Funktionäre oder Fans sich durchsetzen, und wenn letztere, welche - sagen Sie uns Ihre Meinung. Entweder direkt oder per Umfrage. Wir sind interessiert.


8. September 2012


Aus aktuellem Anlass ausgebuddelt:


Begleitende Abwehr

Begleitende Abwehr, so heißt sie wohl, diese Entsprechung des „aktiven Zuhörens“ im Fußball: Wir befinden uns im EL-Spiel zwischen Paris St. Germain und Borussia Dortmund. Die Schlussphase läuft, Paris drückt noch einmal. Der sehr agile Guillaume Hoarau nähert sich dem Strafraum, der Zuschauer ahnt Böses. Der Franzose ist bedrohlich schnell unterwegs, gleich dringt er in den Strafraum ein und bekommt, man ahnt es bereits, einen Elfmeter zugesprochen, denn als leichtfüßig war einem der Mann, der ihm noch im Weg steht, noch nicht aufgefallen, eher als etwas klobig. Doch dieser Mann, Marcel Schmelzer,  macht auf einmal – scheinbar – den Weg frei. Er driftet im Seitwärtslauf leicht nach innen und animiert, nein: zwingt Hoarau zum Geradeauslaufen, läuft dann selbst, nun nicht mehr seitlich, sondern im Sprint, eine recht enge Rechtskurve, jagt dem überraschten, wohl mit einer derben Ruhrgebietsgrätsche rechnenden Hoarau mit fast als großväterlich zu bezeichnender Ruhe im eigenen Sechzehner den Ball ab und startet einen Sololauf an der linken Außenbahn entlang, den Hamburgs Marcell Jansen alle paar Monate mal zeigt, den man ansonsten aber nur beim American Football  zu sehen bekommt.

Auf seiner eigenen Internetseite nennt Schmelzer als Ziel noch, Stammspieler in einer Bundesliga-Mannschaft werden zu wollen. Dieses Ziel hat er längst erreicht, noch dazu nicht in irgendeiner Bundesligamannschaft und außerdem qua Verdrängung einer echten Dortmunder Ikone: Dede. Dass Schmelzer kein eleganter Spieler ist, stört dabei keineswegs; auch im Dortmund 2011 kommt ehrliche, sichtbar anstrengende Arbeit noch gut an, und von den geradezu grotesken Bewegungen, die ein Sebastian Boenisch beim Schlagen einer Flanke vollführt, ist Schmelzer doch noch ein gutes Stück entfernt.

Ob es zu einer Nationalmannschaftskarriere reicht, die diesen Namen verdient, dürfte maßgeblich von zwei weiteren Marcel(l)en abhängen: dem genannten Hamburger, meist verletzten, und dem Wolfsburger. Beide leben mit dem Handicap, in einer mehr oder minder desolaten Mannschaft zu spielen – was in Wolfsburg und Hamburg durchaus zum System gehört. 

Gerald W.

14. August 2012

Bremer Hühneraffäre geht weiter

Hühnersponsoraffäre Teil 2: Der SV Werder Bremen und der neue Hauptsponsor Wiesenhof haben anlässlich der offiziellen Präsentation der zweijährigen Partnerschaft die Fans der Grün-Weißen "zum Dialog eingeladen". Dr. Ingo Stryck, Geschäftsführer Marketing bei Wiesenhof, sagte während der offiziellen Pressekonferenz: "Wir sind die Firma, die seit Jahren die Ställe für alle Interessenten öffnet. Wir sind davon überzeugt, dass wir einen guten Job machen und wollen das auch den Fans von Werder Bremen zeigen." Soweit gut gekräht, Herr Stryck. Jetzt aber aufgepasst, ab hier beginnt die Abteilung Kabarett: "Weil bei uns schon die ersten Anfragen von Fanclub-Vertretern nach Besichtigungen eingegangen sind, machen wir allen Fanclubs das Angebot, mit einem führenden Vertreter einen Stall zu besuchen."

Hurra – bzw. Erbarmen, zu spät – die Werder-Hühnerkontrolleure kommen! Das wird DAS gefundene Fressen fürs Fernsehen: eine Horde grün-weißer Kutten rudelt in einen Wiesenhof-Mastbetrieb ein, Tausende verschreckte Hühner verenden auf ihren 0,02 m² sofort, der Rest ist von einer plötzlichen Steigerung des Promillegehalts der Käfigluft so gut wie endbetäubt, zum Schluss der Tour krepiert die restliche Hühnerschar, weil sich ganz unbeabsichtigt ein Ton aus einer Pressluftfanfare löst.

Nein, so wird es natürlich nicht sein. Sondern: ein vorher eigens vorschriftsmäßig ausgemisteter und vorbildlich renovierter Hühnerstall wird von einem "führenden Vertreter" (für Heizdecken? Versicherungen? Investments?) den Werderanern vorgeführt; die streicheln dem ein oder anderen friedlich vor sich hinpickenden Geflügel sanft übers Gefieder, nicken anerkennend und kehren, jeder mit einem Gratiskorb frischgelegter Eier versorgt, in ihre Kurve zurück. (Um auf dem Weg dahin die gegnerischen Fans fröhlich mit den Gratis-Hühnerprodukten zu empfangen.)

Die Ordner werden alle Hände voll zu tun haben, diese prospektiven Wurfgeschosse vor Betreten des Stadions den Fans zu entreißen. Oder sagen wir's deutlich: ihnen an die Eier zu gehen. Wir wünschen jetzt schon fröhliches Eiersuchen!