13. Juni 2010

Nicht das Getröte, die deutschen Kommentatoren gehen auf die Nerven!

"... gehen wir nach xx, wo uns sicher wieder ein infernalisches Getröte erwartet..." Der deutsche WM-Kommentator hat seinen Prügelknaben gefunden. Er heißt Vuvuzela, und inzwischen prügelt jeder, der vor, während oder nach dem Spiel kommentiert, gnadenlos auf ihn ein. Egal, ob für ARD, ZDF oder RTL: über Gejaule, Getröte, Geblase wird lamentiert, über den Höllenlärm, der das eigene Wort nicht mehr verstehen lässt, darüber, dass dieses bienenschwarmähnliche Dauergeräusch "sicher auch bei Ihnen zuhause" ein Ärgernis sei. Dabei sind es die deutschen Kommentare, die nerven in ihrer nicht abreißenden Wehklagerei.

Könnte man vielleicht mal akzeptieren, dass es in diesen südafrikanischen Stadien ausnahmsweise anders zugeht, als es die deutsche Pantoffelroutine gerne hätte? Könnte man vielleicht mal über seinen Schatten springen und zugestehen, dass etwas, das wir fest unter Kontrolle glaubten, eben doch nicht von uns vollständig kolonialisiert werden kann, dass es anderswo andere Fan-Kulturen gibt? Könnte man vielleicht auch mal überlegen, eine technische Lösung zu finden anstatt zu jammern?

Aber die beleidigte Leberwurst spielen hat ja inzwischen Methode in Deutschland. Ungeheuerlich, wenn unserer brutalsthochentwickelten Zivilisation nicht der untertänigste Respekt entgegengebracht wird! Da fehlt es nur noch, dass die Bartels, Simons, Rethys, Warks, Schmidts oder Poschmänner geschlossen zurücktreten und die Tonspur während der Live-Übertragung leer bleibt. Vielleicht können wir Fußball-Schauende aber dieses Lamentieren bald nicht mehr hören und schalten den Ton weg? Möglicherweise hört sich, was im Radio kommentiert wird, ja weitaus professioneller an.

12. Juni 2010

Fußball-WeltGesellschaft

Was haben Papua-Neuguinea, die Zentralafrikanische Republik, Amerikanisch Samoa, Montserrat, Anguilla, San Marino und Andorra gemeinsam?

Sie sind Fußball-Lehrlinge. Sie liegen laut FIFA(TM)-Rangliste hinter den 200 Fußball-Nationen dieser Erde. Sie haben null Punkte. Na gut, Andorra hat zwei. Sie müssen noch lernen. Viel lernen, um den nächsten Schritt zum Fußball-Gesellen zu tun.

Wäre es also nicht eine schöne Idee, ein Jahr nach der Welt-Meisterschaft ein kleines Turnier für die Lehrlinge zu veranstalten? Eine Fußball-WeltGesellschaft zwischen den Ranglistenletzten?

Im Ansatz gab es das ja schon mal: Montserrat trat an gegen Bhutan an, 2002, the other final. Bhutan steht aktuell auf Platz 196. Na also.

Ausbaufähig, oder?

8. Juni 2010

Afrika nicht vergessen

Afrika nicht vergessen, wenn alles auf einen Ball schaut! - Es ist nicht alles Pokal, was glänzt in den nächsten vier Wochen. Während hierzulande ernsthaft im Netz debatiiert wird, ob das Finanzamt eine Geschäftsreise nach Südafrika im Juni/Juli als absetzbar anerkennt, BILD nicht müde wird zu erklären, wie schön das Land wirklich ist, ARD und ZDF mehr oder weniger seichte sog. Hintergrundberichte senden, brodelt die Armut an den Rändern der Städte.

Dass der Fußball nichts dafür kann, wenn Millionen nicht wissen, wie sie den nächsten Tag überstehen, ist klar. Dass die FIFA kaltlächelnd ihre WM-Maschine dort genauso wie vorher in Deutschland anwirft, die WM-Maschine zum Gelddrucken, ist moralisch verwerflich. Da Geld keine Moral kennt, ist das der FIFA egal. Halt, Einspruch: ein paar Fußballcamps werden spendiert. Man gibt sich ja sozial.

All das ist bekannt und regt den Fußballfan nicht weiter auf. Sollte es das? Oder sollte es nicht endlich auch hier ein Umdenken geben, das langsam aber stetig den Irrglauben von Wachstum & Glücklichsein auf Kosten anderer ablöst? Wie hoch sind eigentlich die Sozialabgaben von Fußballunternehmen?