11. September 2015

Zwielichtgestalt

Der Herr Beckenbauer Franz wird 70. Das wird allenthalben und allerorts bejubelt, gefeiert und gewürdigt. Als Lichtgestalt im deutschen Fußball und darüber hinaus ist er gepriesen, nobilitiert, überhöht worden; zu seinem Vorteil sei konstatiert, dass er sich dieses und ähnliche Epitheta nie selbst angeheftet hat. Wie die diversen Verdienstkreuze und Ehrenabzeichen.

Wo viel Licht, da aber auch viel Schatten: 1,8 Millionen D-Mark musste er in den siebziger Jahren ans Finanzamt nachzahlen. Ein Strafverfahren blieb aus. Beckenbauer zog nach Österreich. Ein uneheliches Kind, zu dem er sich zur Jahrtausendwende bekannte. Beraterverträge, die ihn u.a. mit Qatar in Verbindung brachten; dann 2012 "Sportbotschafter" für den russischen Konzern Gazprom. Zuletzt wurde ihm die Reise zu WM-Spielen nach Brasilien verweigert; Grund: Verwicklungsverdacht in den Skandal um die WM-Vergaben an Russland und Qatar. Da passt dann auch dazu, dass er im Scheichtum keinen einzigen Sklaven gesehen haben will.

"Ein bissel blind", nannte ihn Markus Völker letztes Jahr in der taz und sah die "Marke Beckenbauer" trotz allem Undurchsichtigen und Unhinterfragten nach wie vor unbeschädigt in der Öffentlichkeit. Sogar kritische Medienvertreter hätten "ja einen Narren am Franz gefressen".

Bei so viel Schatten allerdings fände ich es angebrachter, das Jubeln zu unterlassen. Fußball-"Kaiser" hin oder her - es gibt zu viel, was ihn als Zwielichtgestalt erscheinen lässt.

1 Kommentar:

  1. Ja, der Beckenbauer Franz, einer wie keiner. Aber das stimmt natürlich nicht. Seine Spezies waren solche wie FJS, sind solche wie Stoiber, Blatter (doch, doch, die haben bestimmt noch was miteinander, so ähnlich, wie die sind), die lieben Freunde aus Quatar. Lange dachte ich, der wäre frühdement, aber nein,ich glaube, das hat Methode, denn das bringt Geld und eine sonderbare Art von Unantastbarkeit. Und da ist er wieder Merkel ähnlch. Der Teflon-Kaiser. Und wirklich (fast) alle Medienmenschen aus allen Lagern sonnen sich gerne in seinem perfiden Lichtstrahl. Sagen wir so: er war ein klasse Fussballer, keine Frage, und damit wird man eben Kaiser von Deutschland. Zu einer mediokren Gesellschaft passt mediokre Herrschaft. Unser Traumpaar ist Kaiser Franz und genau diese Kanzlerin.
    Schöne Grüsse
    Kai

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