Natürlich schmerzt es, wenn der Mannschaft des Herzens ein wahrscheinlich spielentscheidendes Tor wegen angeblichen Abseits nicht anerkannt wird ( - so geschehen am Samstag zwischen Wolfsburg und der Eintracht, als es beim Stand von 0:1 ein zweites Tor der Frankfurter gab, das regelkonform erzielt worden war): aber nachdem JEDER Fan diese Situation in JEDER Saison immer und immer wieder durchlebt, schwöre auch ich hiermit meiner zurückhaltenden Meinung ab und fordere: VIDEOBEWEIS!
Denn mit VIDEOBEWEIS hätte der Treffer gegolten, hätte dann das Spiel wahrscheinlich... usw. Vom Ausgang mal absehend: Wie lange noch will man sich dem versperren, dass eine größere Entscheidungsgerechtigkeit bei und für Schiedsrichter möglich ist, wo doch die technischen Hilfsmittel verfügbar sind?
Sprich: der vierte Offizielle kann strittige Szenen aus den aufgezeichneten Kamerabildern und mit möglicher Software-Hilfe in den meisten Fällen heute sehr rasch klären. Eine längere Unterbrechung des Spielflusses ist also nicht gegeben. Einzig der Gefahr, dass alle Nas' lang einer der Trainer interveniert, müsste begegnet werden mit entsprechender Regelung - z.B. darf jeder Trainer pro Spiel zwei Mal reklamieren. Zudem sollte gelten, dass der vierte Offizielle bei a) wegen Abseits gegebenen Treffern, b) Strafstößen und c) Roten Karten von sich aus nachprüfen MUSS, ob der Tatbestand, der vom Schiedsrichter geahndet wurde, auch den Tatsachen entspricht und gegebenenfalls korrigierend eingreifen.
Was hat man sich beim Tennis vor langer Zeit dagegen gewehrt, lustig gemacht, gespottet über die Linienkontrollmaschinen; heute regt sich kein Mensch mehr darüber auf, im Gegenteil. Das sollte im Fußball doch auch möglich sein.
29. März 2014
9. März 2014
Eins-zu-vier gegen die Krim
Gestern auf B5 aktuell im Radio: es laufen die 17-Uhr-Nachrichten. Es wird allerlei Ungereimtes berichtet von der verworrenen, bedrohlichen, schlimmen Lage in der Ukraine und auf der Krim. Von russischen Besetzern und vorgezogenen Referenden. Noch läuft die Nachricht, frontline news sozusagen, als mittenhinein eine Eilmeldung platzt: "Soeben hat Jean Ribery das eins-zu-vier in Wolfsburg für den FC Bayern geschossen." Danach weiter mit der schlimmen, bedrohlichen, verworrenen Lage in der Ukraine...
Von der Falschbenamung des Torschützen mal abgesehen: Verdrängt jetzt schon ein für die Lebenswirklichkeit völlig belangloses Zwischenergebnis aus einem von Millionen von Fußballspielen das, was unter Umständen zu Verletzten und Toten führen kann bzw. schon geführt hat?
Die Frage ist falsch. Denn offensichtlich ist dieses Zwischenergebnis nicht belanglos. Offensichtlich bedienen die bayerischen Nachrichtenredakteure boulevardesk das, was Das Bayerische Volk an den Lautsprechern hören will - und wie es die Welt sieht. In der ist offensichtlich der FC Bayern das Maß aller Dinge, wichtiger als eine bedrohliche politische Krise, bedrohlich auch für Das Volk, auch wenn alle, einschließlich der es Regierenden, so tun, als sei alles nicht so schlimm.
Der Fußball braucht die Welt, fürwahr; aber braucht die Welt auch den Fußball. Da setze ich mal kein Fragezeichen dahinter.
Von der Falschbenamung des Torschützen mal abgesehen: Verdrängt jetzt schon ein für die Lebenswirklichkeit völlig belangloses Zwischenergebnis aus einem von Millionen von Fußballspielen das, was unter Umständen zu Verletzten und Toten führen kann bzw. schon geführt hat?
Die Frage ist falsch. Denn offensichtlich ist dieses Zwischenergebnis nicht belanglos. Offensichtlich bedienen die bayerischen Nachrichtenredakteure boulevardesk das, was Das Bayerische Volk an den Lautsprechern hören will - und wie es die Welt sieht. In der ist offensichtlich der FC Bayern das Maß aller Dinge, wichtiger als eine bedrohliche politische Krise, bedrohlich auch für Das Volk, auch wenn alle, einschließlich der es Regierenden, so tun, als sei alles nicht so schlimm.
Der Fußball braucht die Welt, fürwahr; aber braucht die Welt auch den Fußball. Da setze ich mal kein Fragezeichen dahinter.
13. Februar 2014
Fischmäßig hätt ich noch Hummer da
Feiertagsgefühl in der S-Bahn, zwischen Hamburg-Poppenbüttel und Othmarschen drei von vier Plätzen frei und kein einziger Mensch in Stadionkluft - wenn das Spiel doch schon gestern war oder der HSV seine Meldung für den Pokal zurückgezogen hat? In Othmarschen dann das übliche, skurrile Bild: Die grauhaarige Omma, die im Edekamarkt in der edel wie nur wassen Waitzstraße noch schnell 50 Gramm Räucherlachs kauft, wird von einer Horde rüpelnder Bayernfans überholt, die allesamt nicht bayrisch sprechen, Bayern und Sankt Pauli haben halt überall Fans.
Auch der Shuttle erschreckend-erfreulich leer - was ist denn los?! 57 000 Menschen sollen kommen, das Spiel geht in einer guten Stunde los, WO SEID IHR ALLE? Beste Stimmung allerdings im Bus, ein HSV-Fan um die 50 plaudert mit einer Bayernfanin um die 40, reißt sich die Mütze vom Kopf, die Brille von der Nase und ruft: "So sehe ich wirklich aus, Glatze und keine Brille!" Gelächter.
Wind und Kälte am Stadion, Blätter torkeln umher. Vor der Südtribüne das erste Bier, angeblich "Vollbier", na, und oben im Beton bereits das zweite, die Planung war anders, es ist Mittwoch. Das erste für vier Euro, das zweite für vierzwanzig, keine halbe Stunde später, das ist mal eine Inflationsrate, Südamerika nichts dagegen.
Unten der sattgrüne Rasen, leuchtend, und wieder das Gefühl, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Manuel Neuer läuft sich im Takt zu Scooter warm, schwierig, doch er schafft es. Wieder wirkt er fleischig, live, mit fünfzig könnte er hundertfünfzig wiegen. Neuer wird warm geschossen, doch wann spielt denn mal Starke, wenn nicht heute?
Und da kommt auch schon Dante, gefolgt von Thiago, Dante wie immer unter Strom, Thiago nicht, nicht sichtbar. Sie passen einander den Ball in den Fuß, erst hart, dann härter, sie pflücken Bogenlampen wie reife Früchte, sie spielen mit dem Schienbein einen auf hoch. Jungs, die die Zeit vergessen. "Miracoli ist fertig!" Hamburg, meine Perle, von Lotto auf München umgetextet, Stadt für Stadt, immerhin. Pape alt inzwischen. Auf der Nordtribüne fette Transparente, Rebiger weiß mehr darüber. Bremer Stimmung fast, wenn man das in Hamburg sagen dürfte.
Dann wird gespielt. 120 Prozent Ballbesitz für die Gäste aus Barcelona, Tom auf halbrechts fühlt sich an das Erstrundenspiel des Lüneburger SK gegen den damals sehr guten VfB Stuttgart erinnert, mit Gomez seinerzeit (früherer deutscher Nationalspieler mit spanischen Wurzeln, Anm. d. Red.). Pape sei Lüneburger, sagt er. Es ist kein Klassenunterschied, es sind Galaxien, die zwischen dem FC Bayern und dem HSV liegen, dessen Mannschaft natürlich auch mit erstklassigen Profis gespickt ist, aber da ist eben die Sache mit dem Antilauf. Es ist schön, den Bayern zuzusehen. Doch warum spielt Starke nicht, nicht mal eine Halbzeit? Robbens Ballannahme mit der Brust, vor dem Dreinull, das ist Körpersprache: "Lass mich den Ball annehmen und ich mache ihn rein, foul mich und ich werde den Elfmeter selbst schießen, Ribéry ist nicht da und Guardiola interessiert mich nicht."
"Fischmäßig hätt ich noch Hummer da", sagt der Fischbudenbetreiber in Hamburg-Othmarschen*. Doch es ist spät. Es ist Mittwoch. Die Lichter gehen aus.
Gerald W.
* ... bzw. hätte ein Fischmann in Hamburg-Othmarschen sagen können. In Wahrheit natürlich, ihr habt's bemerkt, ein Zitat aus Roger Willemsens "Momentum" (Fischer, TB, Seite 157)
Auch der Shuttle erschreckend-erfreulich leer - was ist denn los?! 57 000 Menschen sollen kommen, das Spiel geht in einer guten Stunde los, WO SEID IHR ALLE? Beste Stimmung allerdings im Bus, ein HSV-Fan um die 50 plaudert mit einer Bayernfanin um die 40, reißt sich die Mütze vom Kopf, die Brille von der Nase und ruft: "So sehe ich wirklich aus, Glatze und keine Brille!" Gelächter.
Wind und Kälte am Stadion, Blätter torkeln umher. Vor der Südtribüne das erste Bier, angeblich "Vollbier", na, und oben im Beton bereits das zweite, die Planung war anders, es ist Mittwoch. Das erste für vier Euro, das zweite für vierzwanzig, keine halbe Stunde später, das ist mal eine Inflationsrate, Südamerika nichts dagegen.
Unten der sattgrüne Rasen, leuchtend, und wieder das Gefühl, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Manuel Neuer läuft sich im Takt zu Scooter warm, schwierig, doch er schafft es. Wieder wirkt er fleischig, live, mit fünfzig könnte er hundertfünfzig wiegen. Neuer wird warm geschossen, doch wann spielt denn mal Starke, wenn nicht heute?
Und da kommt auch schon Dante, gefolgt von Thiago, Dante wie immer unter Strom, Thiago nicht, nicht sichtbar. Sie passen einander den Ball in den Fuß, erst hart, dann härter, sie pflücken Bogenlampen wie reife Früchte, sie spielen mit dem Schienbein einen auf hoch. Jungs, die die Zeit vergessen. "Miracoli ist fertig!" Hamburg, meine Perle, von Lotto auf München umgetextet, Stadt für Stadt, immerhin. Pape alt inzwischen. Auf der Nordtribüne fette Transparente, Rebiger weiß mehr darüber. Bremer Stimmung fast, wenn man das in Hamburg sagen dürfte.
Dann wird gespielt. 120 Prozent Ballbesitz für die Gäste aus Barcelona, Tom auf halbrechts fühlt sich an das Erstrundenspiel des Lüneburger SK gegen den damals sehr guten VfB Stuttgart erinnert, mit Gomez seinerzeit (früherer deutscher Nationalspieler mit spanischen Wurzeln, Anm. d. Red.). Pape sei Lüneburger, sagt er. Es ist kein Klassenunterschied, es sind Galaxien, die zwischen dem FC Bayern und dem HSV liegen, dessen Mannschaft natürlich auch mit erstklassigen Profis gespickt ist, aber da ist eben die Sache mit dem Antilauf. Es ist schön, den Bayern zuzusehen. Doch warum spielt Starke nicht, nicht mal eine Halbzeit? Robbens Ballannahme mit der Brust, vor dem Dreinull, das ist Körpersprache: "Lass mich den Ball annehmen und ich mache ihn rein, foul mich und ich werde den Elfmeter selbst schießen, Ribéry ist nicht da und Guardiola interessiert mich nicht."
"Fischmäßig hätt ich noch Hummer da", sagt der Fischbudenbetreiber in Hamburg-Othmarschen*. Doch es ist spät. Es ist Mittwoch. Die Lichter gehen aus.
Gerald W.
* ... bzw. hätte ein Fischmann in Hamburg-Othmarschen sagen können. In Wahrheit natürlich, ihr habt's bemerkt, ein Zitat aus Roger Willemsens "Momentum" (Fischer, TB, Seite 157)
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