Nö, nö, wir doch nicht, wir waren's nicht, wir wussten von nichts, und wenn wir was gewusst haben sollten, dann haben wir nicht gewusst, dass wir wussten, was es ist, was die uns da gegeben haben, zum Training, vor dem Spiel, wenn überhaupt haben die Trainer was gewusst, aber die haben auch nichts gewusst, weil sie wussten, dass sie nichts wissen dürfen, also haben sie die Mannschaftsärzte einfach machen lassen, was wir nicht wussen, macht uns nicht mal husten, und die Mannschaftsärzte haben immer nur die Gesundheit der Spieler und des Vereins im Blick gehabt, weil ja alle was gegeben haben, also diejenigen, die nichts verabreicht haben, die Blöden gewesen wären, und wer will schon der Blöde sein, wenn alle es tun, wobei ja auch alle ganz leicht behaupten können, dass sie nicht nur nichts gewusst haben, sondern es ja auch gar nichts geholfen hat, pardon: geholfen hätte, wenn dieses oder jenes - wie es so verharmlosend heißt - leistungssteigernde Mittelchen verabreicht worden wäre, das weiß der Scholl, der Klopp, der Dutt, das wissen alle, denn nimmt man was für die Ausdauer, leidet die Konzentration, und nimmt man was für die Konzentration, leidet die Schnelligkeit, und nimmt man was für die Schnelligkeit, leidet die Ausdauer, also ist doch ganz klar, dass das alles nichts hilft, pardon: helfen würde, es sei denn, man nimmt für alles drei was - -
Ich steig in die Straßenbahn, von mir weg prangt die Schlagzeile des Artikels "Anabolika für mehrere 10.000 Mark" in meiner Zeitung von heute, ein etwa 25jähriger Deutschtürke zeigt seinem Gegenüber gerade seinen neuen Pass: "Ja, da, schau, du bist nur ne Nummer, Aldä, wir sinn alle nur Nummern, Sklaven, verstehstu, das ist das System" (sieht die Schlagzeile) "da schau, Fußball, Sklavensystem, Mann, isch hab selbst gespielt, Bezirksoberliga, keinscheiß, da ham sisch Mitspieler von mir vorm Spiel so Spritze in Arsch, keinscheißey..." - "Bezirksliga?" - "Oberliga, Mann, aber is klar, die wolln immer alle nur gewinnen, vorne dran sein, die einen machen Doping und die andern koksen halt, ist das Scheißsystem..."
4. März 2015
6. Dezember 2014
Deutsch sprechen - auch auf dem Platz!
Die CSU-Resolution vom Wochenende, nach der hier lebende Ausländer sich grundsätzlich auf Deutsch unterhalten sollen, in der Öffentlichkeit, aber auch zu Hause in der eigenen Familie, geht einigen noch nicht weit genug. So fordern CSU-nahe Funktionäre, dieses Gebot auch auf den Fußballbetrieb auszudehnen. "Gerade im Fußball herrscht ein unglaubliches Tohuwabohu an Sprachen", wird ein führendes Mitglied zitiert. "Wie da überhaupt ein Ball beim Mitspieler ankommen kann, ist mir schleierhaft."
In Zukunft sollen eigens geschulte Sprach-Warte zusammen mit den Zeugwarten darüber wachen, dass bereits in der Kabine ausschließlich Deutsch geredet wird. Fußball, so die Begründung, sei ein besonderes Integrationsinstrument und soll als solches noch effektiver genutzt werden. "Die deutschen Vereine stehen in der Pflicht, auch in der Sprachpflicht - schließlich sind sie per Definition gemeinnützig", heißt es in Funktionärskreisen.
Kritisiert wird auch in diesem Zusammenhang, dass zu viele ausländische Trainer von den Klubs verdingt würden - im Profi- wie im Amateurbereich. "Wie da überhaupt eine Taktikbesprechung bei den Spielern ankommen kann, ist mir schleierhaft!" wundert sich ein führendes Mitglied. Ein Vorschlag, der im Raum steht, sieht vor, ausländische Trainer nur noch mit einem Deutsch-Zertifikat in Deutschland arbeiten zu lassen. Bereits unter Vertrag stehende Trainer sollen in einem Deutschtest mindestens ausreichende Sprachkenntnisse nachweisen. Der Deutschtest soll an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland außer in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen abgelegt werden können.
3. September 2014
Ein echter Wengerspieler
Interessant: Flanken und Kopfbälle zählen für Arsène Wenger gar nicht zum Fußball im engeren Sinne: „We always want to play football but he gives us an option in the air that we don’t have without him“. Die Rede ist von Nicklas Bendtner.
„Walcott war auf
der rechten Seite durch“, war auf der Seite Goal.com am Tag nach dem
Champions-League-Spiel Arsenals in Barcelona zu lesen, „passte nach innen zu
Bendtner, der mit dem ersten Versuch an Valdez scheiterte, im Nachsetzen aber
doch noch zum 1:0 traf.“ Hinter dem profanen „Nachsetzen“ verbirgt sich in
Wahrheit der ganze Bendtner 2010, die Hoffnung Dänemarks für die WM, einer der
vielen Superstars Arsenals, der dem Verein, obwohl erst 22 Jahre alt, bereits
seit fünf Jahren dient. Das 1:0, das Arsenal für einige Minuten Hoffnung gab,
bis Messi dann mehrfach und auf unwiderstehliche Weise zuschlagen sollte,
schießen nur ganz wenige Spieler auf der Welt: Valdez und zwei Verteidiger
bedrängen Bendtner, der nach dem nicht schlechten, doch erfolglosen ersten
Schuss – schneller hätte das auch ein kleiner Messi nicht hingekriegt – ratzfatz
wieder auf den Beinen ist und den Ball mit dem Außenrist ins Netzt spitzelt,
drückt, presst. Genau so konnte der Ball nur noch ins Tor gehen, nicht anders, und
vor allem keine Viertelsekunde später.
Er schaut dabei stets
drein wie ein Oberstufenschüler, der vorgibt, den Wecker nicht gehört zu haben
und zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn auf seinen Platz ganz hinten im
Klassenraum schleicht. Man könnte aus Wengers Äußerung über Nicklas Bendtner,
und das passt überhaupt nicht zum Bild des verschlafenen Oberstufenschülers,
ein Kopfballungeheuer herauslesen, einen dänischen Hrubesch, hätte Wenger nicht
noch hinzugefügt, Bendtner sei „quick, an intelligent boy, a good finisher, […]
he can create chances and give the final ball. You can play one-twos with him and he can bring other
people in.“ In der Tat, er ist, seiner Körpergröße
zum Trotz, zum echten Wengerspieler geworden, flink im Kopf und auf den Beinen
und mit einem exquisiten Spielverständnis ausgestattet; dies stellte er in der
abgelaufenen Saison mehrfach und nachhaltig unter Beweis. Nicht zuletzt
seinetwegen qualifizierte sich Dänemark überhaupt für die WM in Südafrika.
Bendtner hat auf
seine Chance bei Arsenal gewartet, warten müssen. Er hat gewartet und gelernt,
von Thierry Henry insbesondere und von Emmanuel Adebayor, mit dem er dem
Vernehmen nach (mindestens) einmal kurz vor einer Prügelei stand. Er wurde nach
Birmingham ausgeliehen, und dann kam er zurück und nutzte seine Chance, ganz im
Sinne seines Lehrmeisters mit dem Hang zum Philosophieren: „Part of success in
life is to grab your chance when you get it and that's why you have to always
be ready.“ Bendtner war ready. Er ist
inzwischen Stammspieler in einem Ensemble, das an Spielfreude und Spielqualität
dem des FC Barcelona in keiner Weise nachsteht, das jedoch – jeder, der den
Fußball liebt, muss das bedauern – seit fünf Jahren keinen Titel mehr gewonnen
hat, was bekanntlich auch Wenger erheblich wurmt und Menschen wie Uli Hoeneß,
als es bei den Bayern noch nicht lief, öffentlich fragen ließ, was Arsenal denn
schon gewonnen habe in den letzten Jahren. Gewonnen? Arsenal spielt Woche für
Woche Fußball, als gäbe es kein Morgen, auf allerhöchstem Niveau und in
allerhöchstem Tempo – mehr will der gemeine Fan nicht sehen, die Anhänger des
FC Arsenal höflich ausgenommen. Wenn Bendtner allerdings Titel gewinnen will,
und Sportler neigen dazu, Titel gewinnen zu wollen, muss er den Verein wohl
eines Tages wechseln, denn einen Welt- oder Europameister Dänemark kann man sich
dann doch schwer vorstellen; dafür fehlen ein paar Laudrups.
G.W.
(Erschienen im Sommer 2010 im Tödlichen Pass, aus aktuellem Anlass nun ausgebuddelt)
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